Was für ein Sommer! Kritiken WESER-KURIER vom 12. August 2024 Weyher Theater begeistert mit musikalischer Komödie VON JÜRGEN JUSCHKAT Die von Kay Kruppa speziell für die Open-Air-Bühne beim historischen Erbhof geschriebene und von Marc Gelhart inszenierte Komödie traf genau den Geschmack des Publikums auf den weit mehr als 400 Plätzen. Die Kulisse besteht aus einer für Binz typischen weißen Häuserfront mit zwei Ferienwohnungen, in denen auf der Ostsee-Insel Rügen zwei junge Paare ihren Sommerurlaub verbringen. Die beiden Unterkünfte sind teilweise durch eine Wand voneinander getrennt und sehen im Terrassenbereich – bis auf die hängenden Pflanzen – mit Leuchtturm, Blumenarrangement, Tisch, Sitzgelegenheiten und Liegestuhl völlig identisch aus. Und auch die Handlungen und Gespräche der beiden Urlauber-Parteien gleichen wie einem Ei dem anderen. Das Pikante an der Urlaubskomödie ist, dass zwei in Trennung lebende Ehepartner mit neuem Freund beziehungsweise neuer Freundin gleichzeitig dort Urlaub machen und irgendwie an die Vergangenheit erinnert werden. Immerhin haben die Ex-Partner vorher schon zehn Mal in diesem schönen Ort und im gleichen Haus Entspannung gesucht. Waltraud (Ramona Schlenker), genannt Walli, ist mit Schauspieler Justin (Marc Gelhart) angereist, der gerne einmal den Mephisto in Goethes Faust spielen möchte. Der Ex und Noch-Ehemann Holger (Kai Hochhäusler) – ein penibler Versicherungsvertreter aus der Schadensabteilung – hat die Deutschlehrerin Jackie (Miriam Distelkamp) mitgebracht. „Wenn ich überhaupt über sie hinwegkomme, dann hier“, sagt Holger über seine Ex. Walli hingegen erzählt nachts von früher. Ob das wohl gut geht? Plötzlich treffen alle Personen aus diesem Quartett aufeinander, was der Situation eine weitere pikante Note verleiht. Da werden positive und negative Eigenschaften angesprochen und plötzlich über Kreuz Sympathien entdeckt. Immer wieder lockern Hits wie „Holding out for a hero”, „Es war Sommer“, „Die Liebe ist ein seltsames Spiel“, „Mama Mia“ und „Wenn ein Traum zu Ende geht“ völlig passend das Geschehen – begleitet von der theatereigenen Band – auf. Für die Musik im Hintergrund zeichnen Patrick (Gitarre) und Kevin Kuhlmann (Schlagzeug und E-Piano) sowie Michael Haupt (Gitarre) verantwortlich. Es begeisterten bei der Premiere zwar alle vier Darsteller mit ihren gut abgestimmten Gesangseinlagen, doch besonders Ramona Schlenker und Miriam Distelkamp überzeugten mit ihren klaren und durchdringenden Stimmen die Zuschauer, die natürlich per Kopf-Mikrofon übertragen wurden. Die Szenen gleichen irgendwie einer Modenschau, denn es ist schon beachtlich, wie viel Kleidung die vier Personen in ihrem Reisegepäck mitgebracht haben. Natürlich passt die farbenfrohe Kleidung zu Sommer, Sonne und Strand. Was Goethe, ein röhrender Hirsch, übertriebene Ordnung, Grauburgunder, Matjes, eine Hunde-Allergie sowie eine Spinne mit dieser Theater-Komödie verbindet, das müssen Neugierige schon selbst herausfinden. Immerhin gibt es bis Ende des Monats jeweils am Freitag, Sonnabend und Sonntag dazu die Gelegenheit. INFO KREISZEITUNG vom 12. August 2024 Rangelei auf Rügen VON HEINER ALBRECHT Stehende Ovationen am Ende der Vorstellung und Zugabe-Rufe waren letztendlich ein sicheres Indiz dafür, dass es dem Publikum gefallen hatte. Speziell die Mischung von Theaterkunst und gespickt mit einer vielfältigen und immer sehr passend zu den einzelnen Theaterszenen ausgesuchte und abwechslungsreichen Musikauswahl passte einfach genial: Alles live gesungen und von der Theaterband begleitet, teilweise durchs Publikum marschierend lieferten die vier Schauspielerinnen und Schauspieler eine tolle Leistung ab. Das Ensemble nimmt das Publikum mit in zwei schöne Ferienwohnungen nach Binz auf Rügen – besser gesagt, auf die Terrassen der nebeneinanderliegenden Ferienwohnungen. Die Kulisse einfach, aber mit einem gewissen Charme. In der Mitte, etwas versteckt, die drei Musiker der Theaterband. Tische, Stühle, Sonnenliege und blühendes Dekomaterial lenkten nicht ab von der Schauspielerei und dem Gesang der vier Hauptdarsteller. Wie schön es auf Rügen ist, weiß auch Waltraud, genannt Walli, aufgrund langjähriger Erfahrung mit ihrem Ex Holger. Schließlich haben sie die letzten zehn Jahre dort gemeinsam verbracht, bis sie sich vor einem halben Jahr wegen seiner permanenten Stieseligkeit von ihm getrennt hat. Nun hat sie seit kurzem ihren neuen Freund Justin, und der soll die Insel auch gleich von ihren schönsten Seiten kennenlernen. Unglücklicherweise hat auch Holger so gedacht und versucht, die Trennung von Walli genau hier zu verarbeiten – und zwar zeitgleich in der Nachbarwohnung und in Begleitung seiner neuen Freundin Jackie. Da die Gärten des getrenntlebenden Paars aneinandergrenzen, dauert es auch nicht lange, bis sich beide über den Weg laufen und die ersehnte Erholung dahinschwindet. Gewalt ist keine Lösung, gemeinsame Einkäufe an der Käsetheke oder trainieren im Fitnessstudio auch nicht. Konflikt hier, Konflikte da, Rededuelle wunderbar unterbrochen von Gesangseinlagen „Mama Mia“, Abba, „Es war Sommer“, Peter Maffay, „Die Liebe ist ein seltsames Spiel“, Connie Francis bis hin zu Klaus Lages „1001 Nacht“. Es wurde zum Teil mitgesungen im Publikum, Geklatsch und bestimmt Erinnerungen an vergangenen Zeiten hervorgerufen. Lieder, die eben bekannt sind. Aber auch ernste Goethe-Zitate wurden in die Sprechrollen eingebunden – und dann der Sprung auf den Tisch von Holger und das Lied „Nessaja“. Herzzerreißend mit Sommerabendfeeling vor dem ehrwürdigen Hintergrund, das brachte Handylampen zum Strahlen. Eine Kulisse eben, die es nur Open-Air gibt und in dieser Form mit der Erbhofbühne auch nur in Thedinghausen. Weitere Vorstellungen Jeweils von 16. bis 18. August, 23. bis 25. August sowie vom 30. August bis 1. September gibt es freitags und samstags eine Vorstellung ab 19.30 Uhr sowie sonntags um 17 Uhr. Karten gibt es im Internet unter www.weyhertheater.de. broadwayworld.com vom 12. August 2024 Review: WAS FÜR EIN SOMMER at Weyher Theater By: Konstantin Georgiou Was für ein wunderbarer Abend! Die Premiere des Boulevard-Theaterstücks "Was für ein Sommer!" auf der Open-Air-Bühne im Schlossgarten des Schlosses Erbhof war ein voller Erfolg. Die laue Sommernacht, das malerische Ambiente und die mitreißende Darbietung sorgten für eine unvergessliche Theatererfahrung. Miriam Distelkamp war zweifellos der strahlende Star des Abends. Ihre Gesangsleistung war herausragend, und besonders ihre Interpretation von Ellie Goldings "Love me like you do" war für mich der absolute Höhepunkt des Abends! Miriam Distelkamp, die auch sonst auf anderen Bühnen mit ihren ABBA-Darbietungen begeistert, war hier auf vertrautem Terrain, als sie gleich drei ABBA-Songs im Stück performte! Ein besonderes Lob gebührt auch dem pointenreichen Buch von Kay Kruppa. Man ist von ihm bereits diese Qualität gewöhnt, und er hat auch diesmal nicht enttäuscht. Die Dialoge sprühten vor Witz und Charme, und das Publikum kam aus dem Lachen gar nicht mehr heraus. Die Chemie zwischen den Darstellern war spürbar, und die Inszenierung von Marc Gelhart, der auch selbst sehr präsent auf der Bühne stand, war einfach brillant. Sein Gespür für Comedy-Timing half nicht nur ihm selbst, sondern auch Ramona Schlenker und Kai Hochhäusler, ihre Rollen mit Leben und viel Humor zu füllen. "Was für ein Sommer!" ist ein heiterer, musikalischer Genuss, der nicht nur durch seine hervorragenden Darsteller und die spritzige Inszenierung glänzte, sondern auch durch die stimmungsvolle Musik, die den Sommer perfekt einfing. Dieses Stück ist ein Muss für alle, die einen unbeschwerten und unterhaltsamen Theaterabend erleben möchten. Ein gelungener Auftakt in eine hoffentlich ebenso sonnige Theatersaison! Der Vorverkauf für die zwölf Vorstellungen (jeweils freitags und samstags 19.30 Uhr, sonntags 17 Uhr) bis einschließlich 1. September läuft ausschließlich über das Weyher Theater, auch online unter www.weyhertheater.de Termine |