Oma wird verkauft Kritiken KREISZEITUNG vom 18. September 2023 Viel Spaß um zwei Bestattungshäuser VON REGINE SULING Vier Akteure sorgen mehr als zwei Stunden lang für Situationskomik pur. Als sich der Vorhang während der Premiere am Freitag nach dem ersten Akt schließt, fällt der verwunderte Blick auf die Uhr – und fast 55 Minuten sind schon vergangen. Das spricht für die Kurzweil des Stücks, in dem ganz besonders Markus Weise glänzt. Er mimt Karsten Kummer, den Sohn von Manfred Kummer und schlüpft in die Rolle der Oma Edith, als der größte Konkurrent der Kummers, Bestattungsunternehmer Werner Grube (Christian Schliehe), sie bei sich aufnehmen möchte, um endlich einmal eine Oma im Haus zu haben. Im Gegenzug will ihnen Werner Grube 50.000 Euro zahlen, natürlich nicht ohne fiesen Hintergedanken. Er ist auf die Immobilie der Kummers aus, die nach wie vor Oma Edith gehört und die er gerne erben würde. „Ich soll verhökert werden, das klingt doch sehr befremdlich“, flötet Karsten alias Edith. „‘Ne Oma ist doch ein richtiger Luxusartikel, die meisten hängen doch im Heim. 50.000 Euro sind da ganz schön knauserig. Für 75.000 Euro können sie mich einpacken und ich komme sofort mit.“ Werner Grube macht tatsächlich die gewünschte Summe locker – und Oma Edith zieht bei ihm ein. Dann gewinnt das Stück immer mehr an Tempo. Markus Weise brilliert in der Rolle der Oma mit krummem Buckel, schriller Stimme, wackelndem Gebiss und Gehstock in der Hand. Er liefert sich mit Werner Grube ein wildes Gin-Tonic-Gelage und trinkt den Mann unter den Tisch. Und er lernt dessen Tochter Kerstin kennen (Isabell Christin Behrendt), als er kurzzeitig wieder zu Karsten wird. Wie die beiden sich anschmachten – unnachahmlich. „Paps, ich glaube, ich hab‘ mich verliebt“, sagt er seinem Vater und will die Rolle der Oma Edith ad acta legen. „Darf ich dich daran erinnern, dass die ganze Senioren-Travestie deine Idee war?“, erwidert der. Hermes Schmid spielt den Bestatter Kummer in der Inszenierung von Marc Gelhart überzeugend: Dabei wäre er viel lieber Reiseleiter geworden. „Hier hast du doch auch mit Menschen zu tun“, sagt sein Sohn Karsten trocken. Dieser und viele weitere Dialoge zwischen Vater und Sohn sorgen für Lacher, Tränen in den Augen und eine besonders heitere Stimmung im Publikum. Diese Komödie hält, was sie verspricht, und entlässt gegen 22 Uhr ausnehmend fröhliche Menschen nach der Premiere ins Wochenende. Nicht, ohne dass die Zuschauer vorher dem Ensemble einen lang anhaltenden Applaus und stehend Ovationen spendiert hätten. Ein Ehrengast durfte bei dieser Gelegenheit mit auf die Bühne: Florian Battermann hat die Komödie geschrieben und freute sich über den Applaus mindestens genauso sehr wie die Akteure. „Oma wird verkauft“ zeigen die Weyher noch bis zum 21. Oktober. Wer auf Kurzweil und einen spaßigen Abend aus ist, sollte sich das Stück bis dahin ansehen. WESER-KURIER vom 18. September 2023 Begeisternde Premiere Weyhe • Witzige Verwicklungen und Turbulenzen, komische Szenen und die Frage: Gibt es so etwas wirklich oder ist es nur ein Lustspiel? Die hinreißende Komödie „Oma wird verkauft“ unter der Regie von Marc Gelhart begeisterte im Weyher Theater die Premierengäste. Das Stück stammt von Florian Battermann. > Seite 3 Klamauk im besten Sinne VON ANKE BAYER-THIEMIG Das Geld wird gebraucht Wäre da nicht Werner Grube (Christian Schliehe), ebenfalls Bestatter der Stadt und sehr erfolgreich, aber ohne Krematorium, dafür mit einem der neuesten Leichenwagen und gutem Trauerservice. Grube hat die Lösung für den gemeinsamen Erfolg parat. Sohn Karsten Kummer (Markus Weise) und Tochter Kerstin Grube (Isabell Christin Behrendt) sollen verkuppelt werden. Das funktioniert allerdings vorerst nicht. Das Blatt wendet sich, als Grube herausfindet, dass das Beerdigungsinstitut Kummer der Oma gehört. Er bietet Manfred Kummer 75.000 Euro für die Seniorin an. Angeblich fehlt ihm „das Feminine im Haus". Doch Oma ist tot, aber das Geld wird gebraucht. Sohn Karsten muss in die Rolle der Großmutter schlüpfen, schließlich „habe ich bereits Erfahrungen im Schultheater gesammelt, bei Rotkäppchen die Oma gespielt. Und als Oma glänzt Karsten, die Frauenkleider stehen ihm ausgesprochen gut. Er spielt göttlich, verliert fast sein Gebiss, liefert sich mit Vater Grube ein Gin-Gelage und lernt Kerstin kennen. Dass sich dann Kerstin und Karsten annähern, gehört wohl zum Stück. Witzige Dialoge und nicht ganz unerwartete, mithin umso lustigere Kapriolen der Handlung machen die Aufführung zu einem unterhaltsamen Vergnügen. Kunterbunt wird jeder Humor bedient. Die Albernheit schreckt vielleicht manchen Anwesenden ab, zieht dafür gleichwohl andere an. Der ausgiebige Applaus zwischen den Szenen, dazu viele herzliche Lacher - am Schluss fasst die Meinung des Publikums es angemessen zusammen: Es war richtig toll. Und auch wenn das Wort "toll" für „bekloppt" steht, irgendwie war es ja auch so. Nicht zuletzt wegen der filmreifen, einfallsreichen Ideen. Ein Happy End gehört zum Schwank. Karsten Kummer und Kerstin Grube finden sich, Oma darf nun wirklich sterben und es wird fusioniert. „Oma wird verkauft" hat eine umjubelte Premiere gefeiert. Das ganze Ensemble brachte mit dem eigenen Witz und der unbändigen Spielfreude das Lustspiel noch mal auf eine ganz andere Humorebene. Stehende Ovationen, Applaus ohne Ende - die Protagonisten dürfen etliche Vorhänge genießen. Dazu Blumen an alle Beteiligten und einen Strauß an Florian Battermann, der Abend war so richtig rund. KREISZEITUNG vom 02. November 2024 Kuppelei im Krematorium VON MARTIN KOWALEWSKI Das Publikum bekommt Oma Edith trotz ihrer zentralen Rolle im Stück nie zu sehen, wohl aber gleich zu Beginn die Folgen ihres Handelns. Frau Engels (Isabell Christin Behrendt, Stimme: Antje Klattenhoff), rennt über die Bühne und nimmt Reißaus nach einer Attacke mit einem Teller Milchreis. Oma kostet Nerven, doch ihre Rente ist ein letzter Rettungsanker für das marode Bestattungsunternehmen der Kummers. Und das läuft mehr als schlecht. Manfred betet um Kunden. Hermes Schmid zeigt die tiefe Nervosität dieses Charakters wunderbar. Der alte Werner muss auf sein Herz aufpassen. Ständig schluckt er was dafür. Es passiert umgehend etwas: Sohn Karsten (Markus Weise) kommt auf die Bühne und teilt mit: Oma ist tot. Manfred muss feststellen, daran verdient das Unternehmen nichts. Trauer ist bei Kummers eher nicht zu spüren. Manfred will Oma offiziell weiterleben lassen, um die Rente zu kassieren. Die Leiche soll bei einer anderen Beerdigung dazu gepackt werden. Dann kommt Grubes Angebot. Markus Weise hat eine Doppelrolle, die er perfekt füllt, denn Karsten schlüpft in die Rolle der verstorbenen Oma. Weise zeigt Karsten als „soften“ Sohn (später angezogen von einer „toughen“ Frau), der ziemlich lange braucht, um die betrügerische Absicht seines Vaters zu durchschauen. Aber Weise spielt auch eine überzeugende herrische Oma Edith. Eine interessante Konstellation – für die er eine tolle Besetzung ist. Sein Auftritt als Oma erntet Lacher. Ein nervöses Zucken im Lippenbereich, eine krumm-buckelige Haltung, sehr kleine Schritte mit Halt durch einen Stock und eine energische Seniorinnenstimme – das passt. Oma verhandelt knallhart über ihren Verkaufswert. Die gebotenen 50?000 Euro reichen ihr nicht, denn sie als Oma ist wichtig. Ihre Forderung: 70?000 Euro. „Das ist nicht ihr Ernst“, so Grubes Reaktion. Ist es nicht. Oma pokert hoch auf 75 000 Euro – mit Erfolg. Natürlich muss der Bestatter das Gepäck der alten Dame tragen. Oma Edith alias Karsten zieht bei Grube in ein neues luxuriöses Zuhause. Dort spielt sich allerhand Lustiges mit Oma ab, unter anderem eine exzessive Trinkszene. Omas Trinkfestigkeit ist beachtlich: „Der Erste muss gleich über den Knorpel flutschen.“ Natürlich sind Grubes Absichten dunkel: Oma soll ihr Testament ändern. Ihr gehört die Immobilie des Konkurrenten samt eines Krematoriums. Ein solches bekommt Grube nicht genehmigt. Christian Schliehe zeigt Grube überzeugend als üblen Charakter. Elegant gekleidet, modern und dynamisch mit Haarschwanz, ist er letztlich nur auf Geld aus, kann das aber gut verbergen. Seine Tochter Kerstin (Isabell Christin Behrendt) will er sogar mit Karsten verkuppeln, um an das Krematorium zu kommen. Doch Kerstin ist genervt von ihres Vaters Rücksichtslosigkeit und wünscht sich, er möge sich ändern. Kerstin und Oma lernen sich aber nun doch kennen. Später kommtkommt Karsten als Karsten zu den Grubes. Es knistert amourös, während sich das Gespräch oberflächlich um Pappsärge dreht. Behrendt zeigt eine „toughe“ und selbstbewusste Kerstin, die Karsten dann doch erstmal kühl auflaufen lässt. Karsten will die Oma nicht mehr weiter spielen. Außerdem droht die Täuschung aufzufliegen. Die Komödie „Oma wird verkauft“ wird im Boulevardtheater im Tabakquartier zunächst bis 1. Dezember gespielt. Spielplan und Tickets unter: www.boulevardtheater-bremen.de WESER-KURIER vom 02. November 2024 Trubel im Bestattungsunternehmen VON ALEXANDRA KNIEF Inspiration für das Stück fand Battermann in Anton Hamiks Klassiker "Der verkaufte Großvater". Am Weyher Theater was das Stück bereits im vergangenen Jahr zu sehen, nun haben Theatermacher Kay Kruppa und sein Team die Geschichte auch in ihrer zweiten Spielstätte, dem Boulevardtheater Bremen, zur Premiere gebracht. Die Inszenierung stammt von Marc Gelhart, und so viel sei bereits verraten: Es wurde viel gelacht bei der ersten Vorstellung am Donnerstag. So geht es auf der Bühne weiter: Natürlich geht die Vertuschungsaktion von Manfred und Karsten nicht lange gut. Der Ärger beginnt schon, als Onkel Heinz anruft und wie jeden Mittwoch mit Edith eine Runde Schach übers Telefon spielen will. Karsten gibt kurzerhand die Oma und das gelingt besser als gedacht. Genau in diesem Moment - was für ein Zufall - taucht der verhasste Konkurrent Werner Grube (Christian Schliehe) auf und macht Manfred ein unmoralisches Angebot: Weil seine Mutter früh verstorben ist und er auch nie in den Genuss einer eigenen Oma gekommen ist, will er Manfred seine - zugegebenermaßen schon oft sehr kratzbürstige - Schwiegermutter für ganze 75.000 Euro abkaufen und sie als gute Seele bei sich im Haus aufnehmen. Insgeheim sind Grubers Pläne natürlich alles andere als gutherzig: Er hofft, Edith so um den Finger zu wickeln, dass sie ihr Testament ändert und ihm das Krematorium der Kummers vermacht. Er selbst bekommt namlich keine Baugenehmigung für ein eigenes. Weil er die Chance sieht, so seinen Geldsorgen zu entkommen, willigt Manfred ein. Karsten ist währenddessen im Nebenraum bereits in Omas Strumpfhose und Blumenblazer (Kostüme: Anika Töbelmann) geschlüpft - nur mit ihren Dritten hat er anfangs leichte Probleme. So sieht das Bühnenbild aus: Das Bühnenbild von Lisa Dittus zeigt zuerst das etwas altmodische Bestattungsinstitut der Kummers mit Kreuz an der Wand, schrabbeligen Möbeln aus dunklem Holz und altbackenen Tapetenstreifen mit hellen Ornamenten auf dunklem Grund. Das Institut von Gruber und seiner Tochter Kerstin (Isabell Christin Behrendt), in dem ein Großteil der Geschichte spielt, kommt weitaus moderner daher: mit hellen Marmorelementen, Grünpflanzen und einem Regal voll mit Urnen, dass durch einen leichten Schubs eine mit Gin gefüllte Minibar auf der Rückseite freigibt. Das gibt es zu den Darstellern zu sagen: Hermes Schmid gibt seinen Manfred Kummer als gestressten, hypochondrischen Bestatter mit Baldriantropfen-Abhängigkeit. Christian Schliehe ist als schmieriger Werner Grube, der nur ans Geld denkt und sich seinem Kontrahenten überlegen fühlt, der perfekte Gegenspieler. Isabell Christin Behrendt macht Kerstin Grube zum vermittelnden Bindeglied zwischen den Familien, die auch ihrem Vater ohne Scheu die Leviten liest. Und Markus Weise blüht ab dem Moment so richtig auf, in dem er in die Rolle von Oma Edith schlüpft. Mit seinen rutschenden imaginären Dritten, seiner kratzenden Perücke und seinem resoluten Gehstockgefuchtel sorgt er für zahlreiche Lacher im Publikum. Besonders viel Spaß macht die Szene, in der er und Schliehe sich einmal durch Grubers Gin-Sortiment probieren. Lohnt es, sich das Stück anzusehen? Freunde des klassischen Boulevardtheaters werden an "Oma wird verkauft" ganz sicher ihre Freude haben. Die Geschichte um die verhökerte Schwiegermutter ist so skurril, dass die Situationskomik bereits programmiert ist. Die solide Besetzung tut ihr Übriges. Das Stück ist zwar keins, das sich ewig ins Gedächtnis einbrennen wird, dem Ensemble gelingt aber eine kurzweilige Abendunterhaltung. broadwayworld.com vom 18. November 2024 Ein Abend voller Humor und Überraschungen VON KONSTANTIN GEORGIOU Die Handlung, die mit einer scheinbar simplen, aber genialen Idee beginnt – Oma Ediths Tod zu vertuschen, um ihre Rente weiterzubeziehen – steigert sich von einer turbulenten Verwicklung in die nächste. Der erste Akt glänzt mit einer Fülle von Pointen, die das Publikum fast ununterbrochen zum Lachen bringen. Markus Weise als Karsten Kummer liefert dabei eine Performance, die man eigentlich nicht mehr toppen kann – bis er im zweiten Akt nochmals eine Schippe drauflegt und seinen Charakter mit beeindruckender Präzision und unglaublichem Charme bis zur Grenze des Wahnsinns spielt. Doch mein persönlicher Favorit des Abends war Christian Schliehe als Werner Grube. Mit einer unvergleichlichen Mischung aus Arroganz, Verzweiflung und trockenem Humor dominierte er jede Szene, in der er auftrat. Sein Timing und seine Mimik waren derart punktgenau, dass jede seiner Zeilen perfekt saß. Die Dynamik zwischen Schliehe und Weise sorgte zudem für einige der stärksten Momente der Aufführung. Hermes Schmid als Manfred Kummer bot eine herrlich komische Darstellung des gestressten Familienvaters, der trotz des Chaos immer noch die Fassade eines respektablen Bestattungsunternehmers zu wahren versucht. Seine Interaktionen mit Markus Weise und Christian Schliehe waren ein Highlight und zeigten seine beeindruckende Bandbreite – von verzweifelt witzig bis hin zu wunderbar trockenem Humor. Isabell Christin Behrendt brachte mit ihrer Rolle der Kerstin eine charmante Frische in die Inszenierung. Als selbstbewusste junge Frau, die sich dem Wunsch ihres Vaters widersetzt, mit Karsten verkuppelt zu werden, punktete sie mit witzigen Dialogen und einem Gespür für Timing. Ihre Szenen gaben der Komödie zusätzliche Leichtigkeit und unterstrichen den modernen Ton des Stücks. Die Inszenierung unter der Regie von Marc Gelhart zeigt ein feines Gespür für Tempo und Rhythmus. Keine Pointe wird verschleppt, kein Moment zieht sich unnötig in die Länge. Das Bühnenbild und die Kostüme unterstützen die Handlung charmant, ohne vom Wesentlichen abzulenken – dem hervorragend aufspielenden Ensemble. „Oma wird verkauft“ ist ein Stück, das die Lachmuskeln ordentlich strapaziert und gleichzeitig mit einer liebevollen Hommage an die Klassiker des Boulevardtheaters begeistert. Wer eine kurzweilige, herrlich überdrehte Komödie mit großartigem Schauspiel erleben möchte, sollte sich dieses Stück nicht entgehen lassen. Danke an das Boulevardtheater Bremen für diesen grandiosen Abend! Termine |