Mein Mann wird Mutter

Komödie von Frank Pinkus
Regie: Marco Linke
Premiere: 17.05.2024 (Voraufführung 15.+16.05.2024)

Wolfgang Blume
- Marc Gelhart
Ulli Kramer
- Christian Hamann
Nina,
Wolfgangs Tochter - Lisa Herrmann


Kritiken

WESER-KURIER vom 20. Mai 2024

Gelungene Premiere des Stücks Mein Mann wird Mutter"

Am Weyher Theater hat am Freitag das Stück "Mein Mann wird Mutter" Premiere gefeiert. Und dabei gab es manches zu lachen.

VON ANKE BAYER-THIEMIG

Weyhe-Kirchweyhe. In vier Monaten soll es so weit sein, dann bekommen Wolfgang (Marc Gelhart) und Ulli (Christian Hamann) ihr erstes Kind. Es wird ein Junge, der Name: Kurt. Ein glückliches Paar in guter Hoffnung also. Wenige Wochen vor der ersehnten Geburt eines neuen Erdenbürgers liegen jedoch die Nerven blank.

Alles normal also bei der Premiere des neuen Stücks "Mein Mann wird Mutter" am Freitagabend im Weyher Theater. Oder doch nicht? Eigentlich schon, aber eben auch nicht. Die beiden gestandenen Männer freuen sich zwar riesig, als ihrem Adoptionswunsch endlich entsprochen wurde. Aber sie sind auch ein bisschen überfordert. Während Ulli (genannt Schatz) als Mutti bewusst die letzten Phasen der Schwangerschaft durchlebt und sich mehr oder weniger in die Situation hineinsteigert, die Hormone verrücktspielen, der Bauch dick und dicker wird und die Gefühle zwischen himmelhochjauchzend und zu Tode betrübt sind, muss Wolfgang (Engelchen) lernen, mit der Situation und den Zicken seines Partners umzugehen, mit Anwandlungen von bemitleidenswerter Verzweiflung. Er hatte sogar zwischendurch als Restaurantkritiker keine Geschmacksnerven mehr.

Als kurz vor der Niederkunft auch noch Wolfgangs Tochter Nina (Lisa Herrmann) zu Besuch (ein "Heteroausrutscher", wie Wolfgang sagt) kommt, ebenfalls mit Kind im Bauch, ebenfalls von einem schwulen Mann, ist das Chaos in der Regenbogenfamilie perfekt.

Mit "Mein Mann wird Mutter" feierte das Weyher Theater eine hochkomödiantische Premiere, was nicht nur an den drei Charakteren auf der Bühne lag, sondern auch an dem Drehbuch des verstorbenen Frank Pinkus, und zugleich den Abschluss der Saison.

Aber nicht allein die Handlung brachte das Publikum zum Lachen. Die Protagonisten trieben mit ihrer schauspielerischen Leistung den Humor auf die Spitze. Ulli überzeugte im bunten Umstandskleid. Da gab es Bachblütensessions, Entspannungsübungen, Hechelmomente und Gewürzgurken mit Sahne („Die Frauen werden mich verstehen.“). Alte Ultraschallbilder von Ulli wurden bestaunt und als die eigenen empfunden, die Steißlage (Beckenendlage) mit einer Taschenlampe gedreht, Wassereinlagerung zum Thema gemacht.

Passend zu den präsenten Darstellern war das Bühnenbild (Lisa Dittus): Hollywoodschaukel und Gartenensemble im Außenbereich des Hauses, Grünpflanzen und Kunstrasen, die Bühnenwandfarbe auf der einen Seite hellblau, auf der anderen Seite leicht rosé. Das Ganze wurde durch Lichterketten noch gemütlicher. Damit hatten die Figuren genug Raum, um die Handlung einzunehmen. Das Publikum wurde immer wieder durch direkte Ansprache involviert.

Das Trio spielte grandios. Die Schauspieler glänzten mit Leichtigkeit und Tiefe zugleich. Es ist ein wunderbares, sehr heutiges Stück, wenn auch vielleicht ein bisschen übertrieben. Komödie eben. In der Pause gab es sogar Gesprächsstoff zum Thema Kindernamen und Männer-Babybauch. „Ich hatte auch ordentlich zugenommen“, so ein Vater lachend.

Für die Premierengäste war es ein kurzweiliger Theaterabend. Häufig spontaner Applaus, Gelächter und Spaß und ein langanhaltendes finales Geklatsche waren der schönste Lohn für die Akteure, die von Marco Linke und Isabell Christin Behrendt bestens eingestellt waren. Für das Publikum während des Stücks nicht zu sehen, aber nicht minder wichtig für das rundum gelungene Theatervergnügen waren in der Maske Celine Barz, Fabian Domke, Ben Gelhart und Carmen Schmid, für die Kostüme Anika Töbelmann sowie für die Technik Sascha Ehmann, Fabian Feller, Tobias Jäckel, Lea Mathes und Tom Luca Schütte. Amüsanter kann das Weyher Theater eine Spielzeit kaum beenden.


KREISZEITUNG vom 21. Mai 2024

Wenn Männer Mütter werden

Neue Komödie feiert Premiere im Weyher Theater

VON BRIGITTA WORTMANN

Weyhe - Ein Blick auf ein Pärchen in der Schwangerschaft ist nichts Besonderes, ein Blick auf ein schwules Pärchen in der Schwangerschaft ist da keine Ausnahme, wenn es nach der Komödie von Frank Pinkus geht, der in „Mein Mann wird Mutter“ Einblicke in die unberechenbare Gefühlswelt von werdenden Eltern geben wollte.

Die Mischung aus „Der bewegte Mann“ begegnet „Charleys Tante“ traf am Freitagabend den Geschmack des Publikums. Vor ausverkauftem Haus feierte das Stück im Weyher Theater seine Premiere und erfüllte die Erwartungen. Vier Vorhänge und Standing Ovations für die drei Darsteller honorierten ihre Leistungen auf und vor der Bühne.

Der Inhalt des Zweiakters ist schnell erzählt: Ein schwules Pärchen erhält die Chance, ein Baby zu adoptieren. Zur Vorbereitung möchte Ulli alle Stadien der Schwangerschaft nachempfinden und mutiert zur Zicke par excellence. Sein Partner Wolfgang erträgt, massiert, streichelt und fühlt mit durch diese „Schwangerschaft“. Verzwickt wird es, als Nina, die schwangere Tochter Wolfgangs und Frucht eines einzigen Fehltritts, anreist und Ulli für die schwangere Freundin des Vaters hält. Um die Verwechslungskomödie aufrecht zu erhalten kämpfen sich alle bis zum Blasensprung bei der Geburtsvorbereitung im Vierfüßlerstand durch. Nina erhält endlich die ersehnte Aufklärung und das Baby wird innig begrüßt „Herzlich willkommen bei deinen völlig verrückten Eltern“.

So einfach die Geschichte, so entscheidend die Darbietung: Das Stück beginnt kurz vor dem Ende der Geschichte mit einem Streit des Pärchens vor der Bühne. Die anschließenden Szenen sind kurze Rückblicke der beiden, die den Verlauf der Geschichte und die Entwicklung des Streits erklären. Dabei durchbrechen beide Darsteller die vierte Wand, ein erzählerisches Mittel, um die Zuschauer direkt anzusprechen. Dabei überwinden sie die imaginäre Wand vor dem Zuschauersaal, die als vierte Bühnenbegrenzung angesehen wird.

Der gebeutelte Wolfgang, gespielt von Marc Gelhart, erntet viel Mitgefühl wenn er sein Publikum fragt „Meine Herren, kennen Sie das Gefühl, dass sie zuhause nichts mehr zu sagen haben?“ und resümiert kurzerhand über Ulli „Sie hat sie nicht alle!“. Der übermotivierte Ulli, dargestellt von Christian Hamann, nimmt alles mit, was eine Schwangerschaft zu bieten hat: von morgendlicher Übelkeit, Umstandskleidern bis zur leidigen Gewichtszunahme. Alles übrige schiebt er auf Wolfgang „Dafür bist du zuständig, ich muss mich schonen!“ Die Darsteller zeigen gewohnt viel Haut während sie sich zärtlich eincremen oder vermeintliche Bewegungen des Babys ertasten. Mit Tochter Nina, gespielt von Lisa Herrmann, potenziert sich das Ausmaß des Wahnsinns. Am Ende schließt sich der Kreis, der Rückblick endet beim Anfangsstreit. Die Zuschauer kennen nun den Hergang und fühlen mit den Protagonisten.

Das mit viel Augenzwinkern inszenierte Stück hat eine große Ladung Klischees im Gepäck. Auf der Bühne befinden sich lediglich eine Hollywoodschaukel und die Veranda. Bekannt-kitschige Liebeslieder umrahmen die einzelnen Szenen. Die Vorwürfe von Wolfgang und Ulli klingen nur allzu bekannt. Während Ulli sich zu keiner Einsicht hinreißen lässt und dem Partner und dem Publikum keine Pause an Possen gönnt, wirft Wolfgang mit banalen Plattitüden aus dem Kalenderblatt um sich. Der Konflikt endet mit dem Einzug des Babys und der Einsicht, dass jeder Mensch eine Macke hat, die man lieben kann. So wie sich die Erzählung einmal im Kreis dreht, bleiben auch die Figuren wie zu Beginn, entwickeln sich nicht weiter und übersehen sinnigere Lösungen für bekannte Probleme.

Dem Publikum in Weyhe schien es zu gefallen. „Ich hatte Tränen in den Augen“, beschrieb eine Zuschauerin beim Verlassen des Saales ihre Erlebnisse. Andere nickten bestätigend und einige Männer fingen an, sich über eigene Geburtserfahrungen auszutauschen. Was für eine Wirkung.


Termine

01. Mittwoch, 15.05.2024, 20.00 Uhr, Weyher Theater - Voraufführung
02. Donnerstag, 16.05.2024, 20.00 Uhr, Weyher Theater - Voraufführung
03. Freitag, 17.05.2024, 20.00 Uhr, Weyher Theater
04. Samstag, 18.05.2024, 20.00 Uhr, Weyher Theater
05. Mittwoch, 22.05.2024, 20.00 Uhr, Weyher Theater
06. Donnerstag, 23.05.2024, 20.00 Uhr, Weyher Theater
07. Freitag, 24.05.2024, 20.00 Uhr, Weyher Theater
08. Samstag, 25.05.2024, 20.00 Uhr, Weyher Theater
09. Sonntag, 26.05.2024, 15.00 Uhr, Weyher Theater
10. Mittwoch, 29.05.2024, 20.00 Uhr, Weyher Theater
11. Donnerstag, 30.05.2024, 20.00 Uhr, Weyher Theater
12. Freitag, 31.05.2024, 20.00 Uhr, Weyher Theater

13. Samstag, 01.06.2024, 20.00 Uhr, Weyher Theater
14. Sonntag, 02.06.2024, 15.00 Uhr, Weyher Theater
15. Mittwoch, 05.06.2024, 20.00 Uhr, Weyher Theater
16. Donnerstag, 06.06.2024, 20.00 Uhr, Weyher Theater
17. Freitag, 07.06.2024, 20.00 Uhr, Weyher Theater
18. Samstag 08.06.2024, 20.00 Uhr, Weyher Theater
19. Sonntag, 09.06.2024, 15.00 Uhr, Weyher Theater
20. Mittwoch, 12.06.2024, 20.00 Uhr, Weyher Theater
21. Donnerstag, 13.06.2024, 20.00 Uhr, Weyher Theater
22. Freitag, 14.06.2024, 20.00 Uhr, Weyher Theater
23. Samstag, 15.06.2024, 20.00 Uhr, Weyher Theater
24. Sonntag, 16.06.2024, 18.00 Uhr, Weyher Theater
25. Mittwoch, 19.06.2024, 20.00 Uhr, Weyher Theater
26. Freitag, 21.06.2024, 20.00 Uhr, Weyher Theater
27. Samstag, 22.06.2024, 20 Uhr, Weyher Theater
28. Sonntag, 23.06.2024, 18.00 Uhr, Weyher Theater
29. Mittwoch, 26.06.2024, 20.00 Uhr, Weyher Theater


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