Mein Freund Harvey Trailer Kritiken WESER-REPORT vom 27. März 2011 Eine Hase sorgt für Verzweiflung VON BRIGITTE BREUHAHN Viel Applaus spendete das Publikum den Darstellern. Diese sorgten für einen unterhaltsamen und kurzweiligen Theaterabend. WEYHE Die vierte Premiere in der laufenden Spielzeit wurde am Freitag im Weyher Theater gefeiert. Mit Mary Chases Komödie "Mein Freund Harvey" kommt damit ein Komödien-Klassiker auf die Bühne des Privattheaters. Kay Kruppa schlüpft in die Rolle des gutmütigen, sympathischen Elwood P. Dowd. Dessen bester Freund ist ein l,80 Meter großer weißer Hase mit Namen Harvey, den allerdings nur er sehen kann. Und manchmal auch seine Schwester Veta Louise Simmons (Antje K. Klattenhoff). Die Beiden wohnen mit Vetas Tochter Myrtle Mae (Christine Müller) unter einem Dach, und dieses Zusammenleben gestaltet sich recht nervenaufreibend. Ist doch der imaginäre Harvey immer präsent, sitzt mit am Tisch oder steht im Weg herum. Schließlich will Veta ihren Bruder in Dr. William R. Chumleys (Frank Pinkus) Sanatorium einweisen, um ihn dort heilen zu lassen. Der renomierte Psychiater ist jedoch selbst nicht gefeit gegen Harvey, sprich: Er beginnt auch, ihn zu sehen. Und das treibt ihn an den Rand der (urkomischen!) Verzweiflung. Im Verlauf des
kurzweiligen Stückes entstehen die merkwürdigsten Situationen. Und auch die Liebe kommt nicht zu kurz. Das Publikum im nahezu ausverkauften Theater war begeistert. Die Darsteller wurden immer wieder mit Szenenapplaus und stehenden Ovationen belohnt. Völlig zu Recht, zeigten sie doch erneut eine ausgezeichnete schauspielerische Leistung. Sehr wenige, kaum merkbare Texthänger, ohne die eine Premiere nun einmal keine Premiere wäre, sind auch schon die einzigen Kritikpunkte. Das überraschende Ende sei hier natürlich nicht verraten, nur soviel, es kam eine leicht melancholische Stimmung auf, die wieder einmal zeigte, dass auch eine Komödie durchaus zum Nachdenken anregen kann. KREISZEITUNG vom 28. März 2011 Weißer Hase sorgt für Trubel Von Bianca Belouanas
WEYHE •Unsichtbare Freunde sind den meisten Menschen ja eher aus Kinderfantasien vertraut. Dass auch Erwachsene durchaus von einem solchen Freund heimgesucht werden können, hat das Weyher Theater am Freitagabend bei der Premiere der Komödie „Mein Freund Harvey" gezeigt. Harvey, das ist ein 1,80 Meter großer, weißer Hase, der den unerschütterlich ruhigen Elwood P. Dowd (Kay Kruppa) mit den perfekten Manieren fast immer auf Schritt und Tritt begleitet. Elwood hat damit auch kein Problem, wie er - schon beinahe brechreizerregend freundlich und zuvorkommend - mit nichts auf der Welt ein Problem hat. Da sein langohriger Begleiter sich aber nicht jedem zeigt, sorgt das für allerlei Unruhe in der Familie. "Wenn Elwood anruft und sprechen will, müssen wir ihn ans Telefon holen", beklagt sich dessen Schwester Veta bei Psychiater Dr. Sanderson. Sie fürchtet um ihr Ansehen in der kleinen Gemeinde, doch ihr Plan, den Bruder ins Sanatorium einweisen zu lassen, scheitert. Denn als sie gesteht, den riesigen Hasen selbst manchmal zu sehen, landet nicht Elwood, sondern Veta in der Anstalt. "Ich bin immer da glücklich, wo ich gerade bin", sagt Elwood - und man glaubt es ihm. Die Rolle des gut gelaunten, säuselnden Gutmenschen scheint Kruppa auf den Leib geschrieben, wie er da sitzt, ins Publikum lächelt und sich bei einem gefühlten Ruhepuls von drei Herzschlägen pro Minute durch nichts auf der Welt aus der Fassung bringen lässt. Erst recht nicht durch den hektisch-rauen Umgangston in der Anstalt, wo ein teils liebestoller, teils eifersüchtiger Dr. Lyman Sanderson umherpoltert. Ihm haucht Marc Gelhart mit seinem abwechslungsreichen Minenspiel, den Wutausbrüchen, bei denen er puterrot anläuft, und dem teils versteinerten Blick ebenso überzeugend Leben ein, wie Antje K. Klattenhoff der Rolle der Veta. In fünf Akten hat Frank Pinkus - er hat als Psychiater Dr. William Chumley ebenfalls eine Rolle übernommen - die beinahe 70 Jahre alte Komödie der US-Amerikanerin Mary Chase auf die Bühne gebracht und das Unmögliche möglich gemacht: Denn am Ende des Stücks, bei den Ovationen des Publikums, haben ihn alle gesehen: Harvey. Bis Sonntag, 8. Mai, sind 39 Vorstellungen geplant. Karten gibt es unter Tel. 04203/43900. WESER KURIER vom 28. März 2011 Jubel um den falschen Hasen VON ANKE BAYER-THIEMIG Weyhe-Kirchweyhe. Ein Gardemaß von 1,80 Meter, Ganzkörperbehaarung und ein tierischer Freund: "Mein Freund Harvey" hat am Freitagabend im Weyher Theater sein Unwesen getrieben - angeführt von Regisseur Frank Pinkus. Die Handlung ist schnell erzählt: Der liebenswerte Elwood P. Dowd (Kay Kruppa) ist ein herzensguter und überaus höflicher Junggeselle. Sein liebstes Hobby ist es, gemütlich in der Kneipe zu sitzen, einen guten Whiskey zu trinken und über Gott und die Welt zu reden. Sein Freund Harvey, erwähnter Hase, ist dabei immer an seiner Seite. Der Haken: Leider kann nur Elwood ihn sehen und so treibt er schon während der Premiere seine Verwandtschaft - unwissentlich und ungewollt natürlich - in den Wahnsinn. Denn seine Schwester Veta Louise Simmons (Antje K. Klattenhoff) will sowohl ihre Tochter Myrtle Mae (Christine Müller) verheiraten als auch wieder Besuch empfangen. Allerdings sieht sie sich außerstande, jemanden zu sich einzuladen, da sie befürchtet, dass Elwood dann auch seinen Freund Harvey vorstellen könnte. Obwohl sie ihn wohl manchmal selbst sieht. Elwood weiß selbst, was die Familie von Harvey hält. "Aber was denkt Harveys Familie wohl über mich?", hinterfragte er. Die Familie beschließt, dieser Farce ein Ende zu bereiten und Elwood sofort in ein Sanatorium einzuweisen. Das führt zu Komplikationen, weil die Ärzteschaft um Dr. Lyman Sanderson (Marc Gelhart), Pfleger Marvin Wilson (Thomas Kahle) und Oberschwester Ruth Kelly (Karen Meyer-Vokrap) erst Veta in ein geschlossenes Zimmer verfrachtet, bevor es endgültig zur Aufklärung kommt. Doch selbst der hinzugezogene und äußerst liebenswürdige Psychiater Dr. William R. Chumley (Frank Pinkus) kann nach Gesprächen die Existenz von Harvey auch nicht mehr ausschließen. Und als der Taxifahrer (Kevin Kuhlmann) über die liebenswerten Patienten vor und nach der Behandlung berichtet, wird die heilende Injektion abgebrochen. Es gibt schöne Szenen mit herzhafter Situationskomik. Es gibt witzige Dialoge und überhaupt beherrscht eine Aura von Liebenswürdigkeit die Geschichte. Ohne die Leistungen der anderen Darsteller schmälern zu wollen: Der Premierenerfolg der zweistündigen Komödie gehörte zur Hälfte Elwood: Er ist ein Menschenfreund, wie er im Buche steht, fläzte sich durch die Szenen, selbst wenn er nicht im Sessel ruhte. Zog er Schnaps aus dem Regal, war er ebenso entspannt, wie wenn er der sehr blonden Schwester Ruth Kelly die im Vorgarten gepflückten Blumen überreichte oder wildfremden Menschen seine Visitenkarte gab. Ein Charmeur, durch und durch liebenswert. "Ich fühle mich immer da wohl, wo ich gerade bin", erklärte Elwood - und wer kann das schon von sich behaupten. Der Bühnenklassiker von Mary Chase wirbt auch für mehr Toleranz gegenüber jenen, die eine kleine Macke haben - und wer hat die eigentlich nicht? Mag sein, dass die von Elwood ein bisschen größer ist als die üblichen, aber wirklich schlimm kann es nicht sein, wenn man mit einem menschengroßen Hasen namens Harvey durch die Gegend zieht. Das sah das Publikum wohl auch so. Ein herzerfrischender Theaterabend, entsprechend groß war am Ende der Premierenjubel. Es gab viel Applaus - auch und besonders für Harvey. Termine |