Eine schöne Bescherung

Komödie von Albert Husson
Regie: Frank Pinkus
Premiere: 15.11.18

Felix Ducotel,
Pächter eines kleinen Ladens auf Cayenne - Hermes Schmid
Amelie Ducotel,
seine Frau - Wiebke Claßen
Isabelle Ducotel,
deren Tochter - Sarah Kluge
Juste Trochard,
Felix‘ Cousin, Inhaber des Ladens - Joachim Börker
Paul Cassagnon,
sein Neffe - Marc Gelhart
Joseph,
ein Sträfling - Frank Pinkus
Alfred,
ein Sträfling - Kay Kruppa
Jules,
ein Sträfling - Thorsten Hamer


Kritiken

KREISZEITUNG vom 17. November 2018

Sträflinge - oder doch Engel?

Umjubelte Premiere im Weyher Theater

Von Rainer Jysch

KIRCHWEYHE Mit einem „kleinen Märchen für große Leute“ erfreute das Ensemble des Weyher Theaters am Donnerstag das Premierenpublikum. „Eine schöne Bescherung“ lautet der Titel des von Frank Pinkus inszenierten Stückes, das bereits in der Saison 2007/2008 auf der Weyher Bühne Erfolge feiern konnte.

Recht kurzfristig war die Komödie nun von Niedersachsens größtem Privattheater als Zusatzproduktion mit nur elf Aufführungen in den Spielplan genommen worden. Bei der Premiere vor ausverkauftem Haus glänzten alle Mitwirkenden auf und hinter der Bühne mit einer unterhaltsamen Vorstellung, die den Anspruch an einen kurzweiligen Abend weit übertraf. Die hervorragenden Leistungen der acht Akteure auf der Bühne, die Kostüme von Anika Töbelmann sowie das passende Bühnenbild von Hermes Schmid und Lisa Kück seien dabei besonders erwähnt.

Die im Mittelpunkt der Geschichte stehenden Sträflinge Joseph (gespielt von Frank Pinkus), Alfred (Kay Kruppa) und Jules (Thorsten Hamer) hätten besser nicht besetzt werden können: Bei dem Trio saßen die Pointen, jede Geste, jeder Blick. Lachsalven und Szenenapplaus fast im Minutentakt konnten als unzweifelhafte Beweise dafür dienen, dass das Ensemble alles richtig gemacht hat. Schlagfertiger Witz, geistreicher Humor und kluge Lebensweisheiten gaben dem Stück die notwendige Würze.

Apropos Würze: Die Geschichte aus der Feder des Franzosen Albert Husson ist im Jahr 1880 angesiedelt und spielt im Norden Südamerikas, in der damaligen französischen Kolonie Cayenne (das ist da, wo der Pfeffer wächst). Die benachbarte Insel diente Frankreich auch im richtigen Leben als Strafkolonie für Schwerverbrecher, 6000 Kilometer vom Mutterland entfernt. Auf dem Eiland betreiben Amelie Ducotel (Wiebke Claßen) und ihr Mann Felix (Hermes Schmid) zusammen mit ihrer hübschen Tochter Isabelle (Sarah Kluge) einen Laden für die nicht inhaftierten Bürger des Ortes. Inhaber des Unternehmens ist allerdings Juste Trochard (Joachim Börker), Felix’ hartherziger Cousin, der unerwartet zur Weihnachtszeit mit seinem Neffen Paul (Marc Gelhart) aus Frankreich angereist kommt, um die Geschäftsbücher zu prüfen. Zufällig zur selben Zeit wurden vom Gefängnis drei Häftlinge abgestellt, die das Dach des Geschäfts reparieren sollen.

Der Laden steht kurz vor der Pleite und der Besuch des fiesen Inhabers Juste mit seinem einfältigen Neffen Paul, in den Isabelle seit Jahren unsterblich verliebt ist, lässt die unvermeidliche Katastrophe erahnen. Das Weihnachtsfest der Familie gerät in Gefahr, wenn da nicht die drei Knackis wären, die trotz ihrer kriminellen Vergangenheit eigentlich ein ziemlich gutes Herz haben.

Die liebenswert-verrückte Geschichte wurde 1955, bereits zwei Jahre nach dem Erscheinen des Bühnenstücks, mit Humphrey Bogart, Peter Ustinov und Aldo Ray in den Hauptrollen verfilmt. In der deutschen Übersetzung heißt der märchenhafte Streifen „Wir sind keine Engel“; oder vielleicht doch?


WESER KURIER vom 17. November 2018

Adolf wird zum Problem

Weyher Theater holt makabren Spaß "Eine schöne Bescherung" zurück

VON SEBASTIAN KELM

Weyhe. Sie scheint der Himmel zu schicken – dabei kommen sie nur vom Dach: Als die drei schrill-schrulligen Sträflinge vom Schindelndecken pausieren und sich ungefragt ins Leben der Familie Ducotel einmischen, ist dem treuen Besucher des Weyher Theaters schnell klar, dass dies nur im makaberen Chaos enden kann, in einem unterhaltsamen Trubel, in einem fluchartig gemeinten Ausruf wie "Eine schöne Bescherung". So auch der Titel des neuesten Stücks, die Neuauflage übrigens eines Erfolgs aus der Spielzeit 2007/2008. Wobei der meist gewählte Ausspruch bei der Premiere am Donnerstagabend eher ein Kraftausdruck ist: "Scheiße." Aber nur auf der Bühne. Dem geneigten Publikum gefällt’s. Dafür jedenfalls spricht das Gelächter, das schon ausbricht, bevor sich überhaupt der Vorhang öffnet. Aber weitere Lacher sollen folgen.

Und zwar über das Geschehen auf der Gefängnisinsel Cayenne. Dort, wo der Pfeffer wächst – und bezeichnenderweise keiner in der Küche zu finden ist. Zumindest nicht in der der Ducotels, Betreiber eines Ladens auf dem tropischen Eiland und umgeben von Kriminellen. Wie eben Alfred, Jules und Joseph. Die sind wahrlich keine Heiligen – auch wenn Tochter Isabelle (eine zuckersüß-naiv spielende Sarah Andrea Kluge) sie als ihre Engel bezeichnet: "mit zerknitterten Flügeln".

Da wäre Alfred (gewohnt charismatisch: Intendant Kay Kruppa), ein lässiger Herzensbrecher-Schwerverbrecher. Der öffnet Isabelle mit seinen Komplimenten die Augen – an denen er zunächst weniger Interesse hat als an anderen Körperteilen. Dafür, dass ihr so geliebter Paul (Marc Gelhart mit blonder Schnösel-Friese in seiner vielleicht nervtötendsten Rolle) eigentlich ein weinerliches Weichei ist. Dann ist da der ziemlich eigenwillige und mitunter einfältige Jules (liebenswert tuckig: Thorsten Hamer), ein "Meister", wenn es darum geht, Schlösser zu öffnen. Oder Joseph (nie um einen ironiegeladenen Blick verlegen: Dramaturg Frank Pinkus), der "Künstler" in Verkaufsgesprächen, der Händler-Gattin Amelie (mal kühl, mal schmachtend: Wiebke Claßen) mit tiefgründigen Weisheiten bezirzt wie: „Die Zukunft ist nur dazu da, uns die Gegenwart erträglich zu machen.“ Von diesen Avancen für seine Frau bekommt die gutmütige Kaufmann-Niete Felix (gewollt steif: Hermes Schmid) gar nichts mit, ist er doch zu beschäftigt, seinen überraschend angereisten, versnobbt-vermögenden Cousin Juste (einfach nur fies: Joachim Börker) zufriedenzustellen. Unterdessen machen sich die verknackten Drei eher Gedanken darüber, den bösartigen Besuch kaltzustellen.

Und davon versteht das Trio wohl mehr als vom Dachdecken. Denn so wirklich zu unrecht sitzt keiner von ihnen ein. Da sie so dankbar sind über die spontane Einladung der Ducotels, den Weihnachtsabend ihnen zu verbringen statt hinter dicken, grauen Mauern und kalten Gittern, wollen sie verhindern, dass Juste dahinter kommt, wie schlecht es wirklich finanziell um das ihm gehörende Geschäft bestellt ist. Sie haben es dabei noch immer faustdick hinter den Ohren – und einen schleimigen Komplizen. Schlange Adolf bekommt der Zuschauer zwar nie zu Gesicht, aber auch hier dämmert es dem Kenner des Weyher Theaters schnell, dass das Kriechtier nicht einfach so als Rolle eingeführt wird. Und tatsächlich: Plötzlich wird Adolf zum Problem. Oder ist das Reptil etwa die Lösung?

Wer herausfinden will, wie die Sache ausgeht, hat vorerst noch bis einschließlich 20. Januar bei den Aufführungen im Weyher Theater am Marktplatz Gelegenheit dazu. So viel sei nur verraten: Gelacht wird bei "Eine schöne Bescherung" auch noch, wenn sich der Vorhang wieder geschlossen hat.


SONNTAGS-TIPP vom 18. November 2018

120 Minuten zum Dahinschmelzen

› „Eine schöne Bescherung“: Weyher Theaterpremiere mit Ovationen gefeiert

WEYHE > Können Missgunst, Geldgier und Mordgedanken den Stoff für eine liebevolle Weihnachtskomödie liefern? Sie können. Sogar dann, wenn ausgebrochene Sträflinge die Hauptrolle übernehmen und alles nur noch schlimmer machen und ihr eigenes Spiel spielen. Die jüngste Premiere des Weyher Theaters kündet davon. Zwei Wochen vor den 62 Vorstellungen des Weihnachtsmärchens "Der Räuber Hotzenplotz" stimmten sich jetzt die Erwachsenen auf das Fest der Feste ein. Und wie! Mit Ovationen feierten sie Donnerstagabend die Premiere von "Eine schöne Bescherung." Für die verbleibenden acht Vorstellungen bis einschließlich kommenden Sonntag gehen die Karten längst zur Neige. Deshalb wurde bereits jetzt eine Verlängerungswoche mit sechs Terminen ab Mitte Januar ins Programm gehoben.

Über die Familie Ducotel bricht das Chaos herein. Ausgerechnet an Weihnachten kommt alles Unfestliche zusammen. Ihr Laden wirft nicht mehr das ab, was ein Laden zum Überleben abwerfen müsste. Was allerdings nicht verwunderlich ist, er dient auf der Sträflingsinsel Cayenne vor 140 Jahren lediglich den wenigen zivilen Bewohnern als Einkaufsstätte. Leider gehört ihnen dieser Laden nicht mal. Und dann kündigen sich auch noch die Besitzer aus dem fremden Frankreich an und verlangen immer mehr Geld. Und zu allem Überfluss verschärfen drei Sträflinge bei ihrem Ausbruchsversuch die Lage zusätzlich.

Und plötzlich ist nichts mehr wie es war. Die Bösen sind auf einmal die Guten, die Anständigen auf einmal die Gierigen, und nur die Liebenden bleiben wie sie waren, verliebt nämlich, und werden nicht erhört. Mittenmang die Sträflinge. Kay Kruppa, Frank Pinkus und Thorsten Hamer in Paraderollen. Rührend, wie sie, die Verbrecher, ihre menschliche Seite entdecken; höchst amüsant, wie sie die Dinge, von denen sie in ihrem ganzen Leben noch nicht gehört hatten, in die richtigen Bahnen zu leiten sich redlich mühten; berührend, wie sie nach unglaublichen Wendungen ein totales Chaos in ein weihnachtlich-schönes Finale führten. Bis hin zur Liebenden, die auch noch zu ihrem Recht kam.

Ein Stück so richtig zum Dahinschmelzen. 120 Minuten, spannungsgeladene Minuten, die natürlich von ihren Charakteren lebten, von den Rollen, die den Schauspielern auf den Leib geschrieben sind, sogar denen, die nie ins Scheinwerferlicht treten, dem guten Geschöpf namens Adolf nämlich, und die mit ihrer Spezialität glänzen, der bekannt extrem hohen Weyher Gagdichte.?

Ein zeitloses Stück, was in heutiger Zeit eher nicht als selbstverständlich gilt. Aber wer wüsste das besser als das Weyher Theater-Ensemble. "Eine schöne Bescherung" feierte mit Kruppa, Pinkus und Co. bereits vor zehn Jahren eine begeisternde Premiere, die Variante von Donnerstagabend steht dem in nichts nach. Im Gegenteil. Irgendwie alles noch gesetzter, noch reifer, noch amüsanter. Wenn das überhaupt möglich ist. ‹


WESER-REPORT vom 18. November 2018

Engel in Sträflingsgestalt

Komödie „Schöne Bescherung“ sorgte im Weyher Theater für viel Szenenapplaus

BRIGITTE BREUHAHN

WEYHE Das Weyher Theater hat mit der Komödie „Eine schöne Bescherung“ des französischen Autors Albert Husson ein Stück wieder ins Programm genommen, das die Zuschauer bereits vor rund zehn Jahren begeisterte. Und so war es auch dieses Mal.

In dieser Woche öffnete sich der Vorhang zur Premiere im ausverkauften Theatersaal, bis zum 25. November sind insgesamt elf Aufführungen geplant. Schauplatz ist das Wohnzimmer von Felix (dargestellt von Hermes Schmid), Amelie (Wiebke Claßen) und Tochter Isabelle (Sarah Kluge) Ducotel auf der kleinen Gefängnisinsel Cayenne. Hierhin hat es die Familie verschlagen, nachdem ihr Laden in Le Havre bankrott gegangen ist. Besser läuft ihr jetziges Geschäft auch nicht. Da kommen die Sträflinge Joseph (Frank Pinkus), Alfred (Kay Kruppa) und Jules (Thorsten Hamer) gerade recht, um kostengünstig das marode Dach des Hauses instand zu setzen. Doch nicht nur das, auf charmante Art und Weise nehmen sie sich auch der zahlreichen Probleme der Ducotels an. Denn der herrschsüchtige Cousin Juste (Joachim Börker), Verpächter des Ladens, reist mit seinem stieseligen Neffen Paul (Marc Gelhart) an, und das Chaos ist komplett. Erklärungsnöte ob der desolaten finanziellen Lage, Isabelles Liebeskummer, das weihnachtliche Festmahl – für all das finden die liebenswerten Ganoven eine, wenn auch nicht immer legale Lösung. Und auch ihre hochgiftige Schlange Adolf kommt ins Spiel.

Die Komödie besticht durch die exzellente Besetzung der Rollen, ihren unvergleichlichen Humor, ein stimmiges Bühnenbild, authentische Kostüme und vor allem durch die Darstellung der Kriminellen, die allesamt ihr Herz am rechten Fleck haben und Isabelle schlussendlich zu dem Resümee veranlassen: „Wer weiß schon, wie Engel wirklich aussehen?“ Das Stück ging dem Publikum ans Herz, ließ ein wenig vorweihnachtliche Stimmung aufkommen und beanspruchte vor allem die Lachmuskeln. Begeisterter Szenenapplaus blieb natürlich nicht aus, ebensowenig wie die stehend dargebrachten Ovationen, als sich der Vorhang am Ende wieder schloss.


Termine

01. Donnerstag, 15.11.2018, 20.00 Uhr, Weyher Theater
02. Freitag, 16.11.2018, 20.00 Uhr, Weyher Theater
03. Samstag, 17.11.2018, 20.00 Uhr, Weyher Theater
04. Sonntag, 18.11.2018, 15.00 Uhr, Weyher Theater
05. Sonntag, 18.11.2018, 18.00 Uhr, Weyher Theater
06. Mittwoch, 21.11.2018, 20.00 Uhr, Weyher Theater
07. Donnerstag, 22.11.2018, 20.00 Uhr, Weyher Theater
08. Freitag, 23.11.2018, 20.00 Uhr, Weyher Theater
09. Samstag, 24.11.2018, 20.00 Uhr, Weyher Theater
10. Sonntag, 25.11.2018, 15.00 Uhr, Weyher Theater
11. Sonntag, 25.11.2018, 18.00 Uhr, Weyher Theater

12. Mittwoch, 16.01.2019, 20.00 Uhr, Weyher Theater
13. Donnerstag, 17.01.2019, 20.00 Uhr, Weyher Theater
14. Freitag, 18.01.2019, 20.00 Uhr, Weyher Theater
15. Samstag, 19.01.2019, 20.00 Uhr, Weyher Theater
16. Sonntag, 20.01.2019, 15.00 Uhr, Weyher Theater
17. Sonntag, 20.01.2019, 18.00 Uhr, Weyher Theater
18. Donnerstag, 24.01.2019, 20.00 Uhr, Weyher Theater
19. Freitag, 25.01.2019, 20.00 Uhr, Weyher Theater
20. Samstag, 26.01.2019, 20.00 Uhr, Weyher Theater



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