Wenn de Hahn kreiht

Bauernkomödie von August Hinrichs

Regie: Roswitha Wunderlich
Premiere: 06.02.00

Jan Kreyenborg,
Gemeindevorsteher - Walter Bleckwedel
Gesine,
seine Frau - Karin Heyel
Lena,
seine Tochter - Dagmar Grube
Willem Tameling,
Knecht - Horst Karstens
Tilko Renken,
Tierarzt - Karl Zacher
Steffen Kröger,
Amtshauptmann - Ingo Folkers
Hinnerk Stindt,
Wachtmeister - Horst Qualmann
Gustav Piepers,
Bauernsohn - Marc Gelhart
Peter Witt,
Schneider - Heinz Zomerland
Trina Witt,
seine Frau - Roswitha Wunderlich


Kritiken

WILHELMSHAVENER ZEITUNG vom 8. Februar 2000

„Wenn de Hahn kreiht"

Heiteres Spiel der Niederdeutschen Bühne hatte Premiere

Von Doris Wilkens

Mit der Bauernkomödie von August Hinrichs hat die Niederdeutsche Bühne wieder einmal eines der bekanntesten klassischen Stücke neu aufgelegt. Das Aufgebot an Akteuren ist recht groß, sie alle haben den Auftrag, die spannende Handlung und vielfältige Komik auf den Punkt zu bringen.

Erinnerungen kommen auf und damit natürlich Vergleiche, so man dieses Bühnenstück schon einmal sah. Dabei schneidet die aktuelle Inszenierung nicht schlecht ab. Spieler sind Figuren, die nach Regieanweisung arbeiten. Sie sollen jedoch „etwas" mitbringen und voll und ganz in ihre Rolle hineinschlüpfen - und das ist ihnen gelungen! Das Ensemble hat dem Premierenpublikum eine abgerundete Aufführung präsentiert. Es wurde dafür mit reichlich Zwischen- und Schlussbeifall belohnt.

Was in einem Dorfe so alles passiert in einer einzigen Nacht... Da kommt der Gemeindevorsteher ziemlich angeheitert von einer Sitzung heim, nimmt aber einen kleinen Umweg . . .; da steigt der Viehdoktor in der Frühe aus einem Kammerfenster . . .; da kehrt der Knecht bei anbrechender Dämmerung vom Angeln zurück . . .; und gerade in dieser Nacht wurde beim Schneider Witt eingebrochen . . .

Als Beweisstücke sollen ein schmutziger Stiefel sowie ein zunächst verlorengegangener Knopf dienen. Es kommt zu immer neuen Verwicklungen und Verdächtigungen, dabei spielt die Verletzung des Gemeindevorstehers im Bereich seines Allerwertesten eine nicht unbedeutende Rolle.

Verdienter Beifall

Walter Bleckwedel fühlt sich als Gemeindevorsteher nicht wohl in seiner Haut, denn er allein kennt die wahren Zusammenhänge, diese Situation stellt er überzeugend dar. Karin Heyel spielt die besorgte Ehefrau ehrlich und natürlich.

Das frische Auftreten der verliebten Tochter (Dagmar Grube) wirkt sympatisch. Horst Karstens als dümmlicher, aber bauernschlauer Knecht liefert eine reife Leistung ab, das gilt auch für den tüchtigen Tierarzt (Karl Zacher).

Routiniert wie immer spielt Roswitha Wunderlich die Rolle der resoluten Frau des Schneiders Witt. Zugleich führt sie zum ersten Mal Regie und musste nach kurzfristiger Umbesetzung selbst auf die Bühne. Die Rolle des drömeligen Schneiders Witt hat Heinz Zomerland gut gemeistert; das gleiche gilt für Horst Qualmann als Wachtmeister. Ingo Folkers als Amtshauptmann tritt pedantisch und wichtigtuend auf, wie es die Rolle verlangt. Der naive Bauernsohn Gustav wird überzeugend verkörpert von dem Nachwuchsschauspieler Marc Gelhart.

Das bewährte, hinter der Bühne arbeitende Team, das sich erstmalig dem Publikum zeigte, erhielt den wohlverdienten Beifall. Die eingespielten Bauernhofgeräusche brachten die Besucher zum Schmunzeln.

Die nächsten Vorstellungstermine sind: 12., 13., 18., 26. und 27. Februar um 20 Uhr; außerdem am 13. und 27. Februar um 15.30 Uhr.

Man sollte hereinschauen! Nicht nur für die Plattdeutsch sprechenden und verstehenden Bürger Wilhelmshavens spielt die „Niederdeutsche"!


JEVERSCHES WOCHENBLATT vom 8. Februar 2000

Bauernkomödie mehr als ein deftiger Schwank

Niederdeutsche Bühne führt Bühnenklassiker „Wenn de Hahn kreiht" von August Hinrichs auf / Premiere in Wilhelmshaven

-eri- Wilhelmshaven.
Der Vorhang öffnet sich und gibt den Blick frei auf eine Dorfidylle mit Hof und Ziehbrunnen, links das Wohnhaus, rechts der Wirtschaftstrakt. Geranien blühen vor Lenas Fenster, der wohlbehüteten Tochter der Kreienborgs. Das Publikum quittiert das Bühnenbild von Roswitha Wunderlich, gebaut von Alfred Christoffers, Günter Scherf und Horst Vollbrecht, mit spontanem Beifall. Da, man sollte es nicht glauben, steigt eine Mannsperson aus des Töchterleins Fensterchen. Noch ein Küsschen und dann Tschüs. Doch dieses Fensterrendevouz wird vom Knecht des Hauses beobachtet, wie er just vom Fischen heimkommt. So kann die klassische Bauernkomödie „Wenn de Hahn kreiht" aus der Feder von August Hinrichs beginnen. Sonntagabend: Mit viel Beifall aufgenommene Premierenvorstellung der Niederdeutschen Bühne am Stadttheater Wilhelmshaven.

Aber, auch Gemeindevorstand Jan Kreienborg hat seine Probleme. Er war beim nächtlichen Einstieg in die Kammer der Tochter des benachbarten Schneiders erwischt worden und hatte davoneilend einen Stiefel und einen Jackenknopf verloren. Indizien für sein nächtliches Recontre. Die Handlung erinnert ein wenig an die Kleist-Komödie „Der zerbrochene Krug".

Roswitha Wunderlich führt auch die Regie dieser Aufführung und tritt selbst auf in der Rolle der sprachbegabten Schneidersfrau Trina Witt. Das Publikum erlebt, man möchte sagen, eine elegante Inszenierung dieser Bauernkomödie. Sie verkommt nicht zu einem deftigen Schwank, sondern hat ihre Stärke in der kraftvollen Dynamik der plattdeutschen Sprache. Allen voran ist da Horst Karstens als Knecht Willem Tamaling zu nennen, wie er mit stoischer Ruhe und norddeutscher Schlagfertigkeit den Amtshauptmann Steffen Kröger zur Verzweiflung bringen kann, der von Ingo Folkers typenecht dargestellt wird.

Karin Heyel glänzt in der prachtvoll angelegten Rolle der Frau Gesine des Gemeindevorstands, die sich resolut, temperamentvoll und wachen Auges über ihre Lieben in den Mittelpunkt des Geschehens spielt. Walter Bleckwedel füllt den Part des Gemeindevorstands Jan Kreienborg augenzwinkernd mit trockenem Humor und bissigen Bemerkungen aus. Dagmar Grube verbreitet als verliebte Tochter Lena Liebreiz und interpretiert mit Karl Zacher als Tierarzt Tilko Renken das nicht fehlen dürfende Liebespaar.

Horst Qualmann hat keine Mühe, den Wachtmeister Hinnerk Stindt zu verkörpern. Dafür hat Marx Gelhart als Bauernsohn Gustav Piepers eine weit schwierigere Aufgabe zu bewältigen. Er muss den abgewiesenen Verehrer Lenas verkraften und andererseits mit viel Temperament zur Aufklärung des nächtlichen Einbruchs beitragen, was ihm auch zustimmend gelingt. Bleibt noch übrig Heinz Zomerland in der traurigen Figur des Schneiders Peter Witt, der auf Geheiß seiner Frau Trina aus einem unfreiwilligen Sturz auf eine Steinkante einen Überfall konstruieren sollte.

Das Stück reißt das Publikum nicht unbedingt von den Sitzen, es bietet aber köstliche Unterhaltung und damit ein Vergnügen auf Plattdeutsch. Die weiteren Aufführungen sind am Sonnabend, 12. Februar (20 Uhr), Sonntag, 13. Februar (15.30 und 20 Uhr), Freitag, 18. Februar (20 Uhr), Sonnabend, 26. Februar (20 Uhr) sowie Sonntag, 27. Februar (15.30 und 20 Uhr). Danach steht als viertes Stück der Saison 1999/2000 am 2. April die Premiere „In Luv un Lee, die Liebe" auf dem Spielplan der Niederdeutschen.


zurück