Verleeft, verlööft, verloorn! Kritiken WILHELMSHAVENER ZEITUNG vom 12. Mai 2009 Verwicklung mit Puffreis und (Putz-) Frauen Viel Situationskomik und flotte Sprüche erheiterten das Publikum bei der letzten Spielzeit-Premiere. Marion Zomerland glänzte in einer Paraderolle. WILHELMSHAVEN — Küssen verboten! So lautet - zumindest solange Man(n) nicht verheiratet ist - die Devise des sittenstrengen Willy von Grüben (Horst Karstens), Boss des smarten Börsenmaklers Jan Weber (Marc Gelhart) in der temperamentvollen Komödie und Wilhelmshavener Erstaufführung „Verleeft, Verlööft, Verloorn!", mit der die Niederdeutsche Bühne am Sonntagabend die letzte Premiere der laufenden Theatersaison feierte. Unter der Regie von Arnold Preuß zeigte das Ensemble der NDB mit einer ausgesprochen gelungenen Umsetzung der Edward-Tylor-Komödie „Job-Suey oder kein Dinner für Sünder" erneut seine Stärke in Sachen Verwechslungsdramatik mit der typischen Tür-auf-Tür-zu-Komik rund um die Liebe. Gröben, der sogar Vorsitzender eines „Vereins zur Erhaltung der Tugend" ist und dessen Ehefrau Nadine (Helga Lauermann) haben Jan ihren Besuch angekündigt. Vor dessen lang ersehnter Beförderung wollen sie überprüfen, ob er und seine Ehe den hohen moralischen Maßstäben standhalten können. Jans kleines Problem: Es gibt keine Ehefrau. Die dafür „nur zum Spaß" vorgesehene Freundin Helene Förster (Claudia Schröder) hat ihn angesichts dieser Rolle wutentbrannt verlassen. Was tun? Kurzerhand springt Putzfrau Erna Dobermann (Marion Zomerland) ein, doch die ist alles andere als eine Vorzeigefrau. Und dann ist da noch Jans Sekretärin Gerri Pringel (Fehmke Seibert), der die Vorstellung, Jans Ehefrau zu werden, durchaus gefallen könnte. Mit viel Situationskomik und flotten Sprüchen der in ihren Charakteren aufgehenden Akteure (Erna: „Ich bin jetzt nicht mehr Ihre Frau, da habe ich Anspruch auf Respekt") verstrickt sich die Sache immer tiefer in einem herrlichen Chaos aus Puffreis, Putzlappen und Peinlichkeiten. Und spätestens, wenn es heißt .Erna kommt" wurde der Stimmungspegel beim Premierenpublikum noch ein bisschen höher geschaltet: Marion Zomerland fand - mit viel Mut zur skurrilen Optik - in der burschikos-unfeinen aber grundguten Erna ihre Paraderolle, die am Ende mit stürmischem Applaus belohnt wurde. JEVERSCHES WOCHENBLATT vom 15. Mai 2009 Ersatz gesucht, aber: Drei Frauen sind zwei zu viel WILHELMSHAVEN - Was tun, wenn einem erst die Vorzeige-Ehefrau vor dem Chef fehlt und dann auf einmal ein Überschuss an Alibi-Gattinnen vorliegt? Wer am vergangenen Sonntag die vom Publikum begeistert aufgenommene Premiere von „Verleeft, verlööft, verloorn!" des Theater am Meer - Niederdeutsche Bühne Wilhelmshaven sah, hat zumindest eine urkomische Vorstellung von dem Chaos, das aus diesem Problem resultieren kann. Mit der Wilhelmshavener Erstaufführung der Edward Taylor-Komödie, die Bühnenleiter Arnold Preuß übersetzt und gekonnt inszeniert hat, zeichnete sich das Ensemble abermals als „Dream-Team" für Boulevardkomödien aus. Die Turbulenzen nehmen zunächst in aller Ruhe ihren Lauf: Jan Weber (Marc Gelhart) bemüht sich, seiner Freundin Helene (Claudia Schröder) möglichst schonend zu erläutern, warum sie plötzlich seine Ehefrau spielen soll. Sein Chef Willy von Gröben (Horst Karstens) ist zusammen mit seiner Frau Nadine (Helga Lauermann) aus Amerika angereist und hat sich zum Abendessen eingeladen, um den jungen Börsenmakler für eventuelle Aufstiegschancen in seinem privaten Umfeld unter die Lupe zu nehmen. Allerdings stellt Willy hohe moralische Ansprüche an seine Mitarbeiter und toleriert daher nur Ehemänner. Das ist für Helene jedoch kein Grund, wartet sie doch seit langem auf einen Antrag aus Liebe. Kein Problem, denkt sich Jan, und telefoniert nach Helenes wütender Abreise seine Sammlung an Verflossenen ab. Doch seine Chancen stehen auch bei den Exfreundinnen mehr als schlecht. Seine junge Bürogehilfin Gerd Pringel (Fehmke Seibert) wäre zwar durchaus willig, aus Ehefrau herzuhalten, ist aber ebenso verhindert. Das ganze Desaster bleibt natürlich Jans aufdringlicher Putzfrau Erna Dobermann (Marion Zomerland) nicht verborgen, und die hat im Handumdrehen die Lösung parat: Sie bietet sich einfach selbst als Gattin für einen Abend an - gegen entsprechendes Honorar, versteht sich. Und spätestens jetzt ist jedem Zuschauer klar, dass das Geschehen zwangsläufig auf einen chaotischen Parcours der Peinlichkeiten hinauslaufen wird. Denn Marion Zomerland verkörpert die burschikose Erna mit großer Spiellust und ist auch nach ihrer Wandlung zur „Frau Weber" im schrägen Outfit so herrlich anzusehen, dass man sie sofort ins Herz schließt. Dem stehen die anderen Charaktere in nichts nach: Marc Gelhart und Claudia Schröder durchqueren in bewährter Paarkonstellation mit souveränein Gespür für Komik alle emotionalen Höhen und Tiefen, von denen es nach Helenes harmonisch gemeinter Rückkehr noch einige mehr gibt, weil nun zwei vermeintliche Ehefrauen um von Gröbens herumgeschleust werden müssen. Von Gröbens, amerikanisch-aufdringlich und somit herrlich überzeichnet, werden von Helga Lauermann und Horst Karstens routiniert dargestellt. Immer wieder gelingt es ihnen, die scheinbar herrschende Sicherheit, in der sich Jan und Helene wähnen, durch spontane Stimmungsumschwünge zu unterbrechen. Bleibt zu guter Letzt Fehmke Seibert als jüngstes Mitglied des „Verleeft, verlööft, verloorn!"-Ensembles, die als Chancen witterndeVerführerin nicht mit ihren Reizen geizt und den gefestigten Charakter der Gerri durch bloßes Brilleabsetzen liebenswert demontiert. Eine überaus gelungene Inszenierung also, mit der die Darsteller des Theaters am Meer ihre Spielfreude mit Leichtigkeit auf das begeisterte Premierenpublikum übertragen und eine glanzvolle Spielzeit zum krönenden Abschluss bringen konnten.WeitereVorstellungen finden am 15. Mai, 6., 7., 13. und 14. Juni um 20 Uhr und am 7. und 14. Juni auch um 15.30 Uhr im Stadttheater Wilhelmshaven statt. Am 17. Mai um 17 Uhr wird das Stück in der AgnesMiegel-Schule aufgeführt. Termine |