Spektakel in't Huus
- Niederdeutsche Erstaufführung -
Schwank von Anthony Marriott und Alistair Foot
Niederdeutsch von Arnold Preuß
Regie: Arnold Preuß
Premiere: 16.04.05
Georg Peters, Verkaufsleiter der Lehmann-Luxus-Heim AG - Marc Gelhart
Melanie Simonsen, Schauspielerin - Dagmar Grube
Bernhard Lehmann, Geschäftsführer der Lehmann-Luxus-Heim AG - Walter Bleckwedel
Monika Janssen, Lehmanns Sekretärin - Claudia Schröder
Yvonne Willms, Lehrmädchen bei der Lehmann-Luxus- Heim AG - Sandra Krüger
Graf Ludwig von Kuhlmann, Industrieller - Heinz Zomerland
Gräfin Luise von Kuhlmann, seine Gattin - Christine Wessolleck
Daniel Großmann, ein Anwalt und Melanie Simonsens Verlobter - André Gelhart
André Griese, Abgeordneter des Landtages - Markus Lomertin
Agnes Griese, seine Gattin - Christel Dörnath
Ein Privatdetektiv - Ben Kleen
Lydia Specht - Christel Brandt-Jaedeke
Inhalt
Die Lehmann-Luxus-Heim AG besitzt seit Jahren ein ultramodernes Haus, das sogar den Titel "Haus des Jahres" errungen hat.
Genützt hat das nichts - es konnte bisher noch nicht verkauft werden. Deshalb will der Geschäftsführer Bernhard Lehmann nun nachhelfen und potentiellen Kunden
ein dort wohnendes Ehepaar vorweisen. Dafür soll sein Verkaufsleiter Georg Peters zusammen mit der Schauspielerin Melanie Simonsen herhalten. Georg hat allerdings ganz andere
Dinge im Kopf, ist er doch gerade als Abgeordnetenkanditat für die Christdemokratische Partei aufgestellt worden. Völlig unvorbereitet trifft er in dem Haus ein.
Lehmann klärt Georg ziemlich schnell auf...
...was bei Georg für Empörung sorgt.
Jeglicher Trotz hilft jedoch nicht - Lehmann hat Georg mit seinem Arbeitsplatz in der Hand.
Die Interessenten für das moderne Objekt, Graf und Gräfin Kuhlmann, lassen auch nicht lange auf sich warten. Während Lehmann sich sofort verdünnisiert, müssen sich Melanie und Georg erst noch aus den Mänteln pellen.
Noch kann Georg die Kuhlmanns vor der Tür hinhalten...
...doch dann hilft alles nichts mehr - er muss ihnen öffnen. Das funktioniert in dem innovativen Haus per Schlag in den Punchingsack.
Schon geht die Tür auf, und Graf und Gräfin Kuhlmann stolzieren herein.
Georg und Melanie geben sich alle erdenkliche Mühe, den Kuhlmanns Freude über den Besuch vorzugaukeln.
Als aufstrebender Politiker weiß Georg auch mit Adligen umzugehen.
Mit dem letzten Rest an zusammengekratzter Euphorie präsentiert Georg das gewöhnungsbedürftige Haus.
Bis hin zu den Stühlen ist alles windschief, so dass Georg in letzter Sekunde die Gräfin vorm Sturz retten kann.
Und schon im nächsten Augenblick muss er die Lehmann-Sekretärin Fräulein Janssen aus dem Bad befreien, dessen Tür sich immer wieder verkeilt.
Da Kuhlmanns von ihrer wahren Identität nichts wissen dürfen, macht er aus ihr kurzerhand das Au-Pair-Mädchen Fräulein Johannsen aus Dänemark.
Nun muss nur noch Fräulein Janssen mitspielen...
Nachdem auch Fräulein Janssen weiß, dass sie nun Dänin ist, bemüht sie sich tüchtig, dies auch die Kuhlmanns glauben zu lassen. Jetzt funkt immer wieder das Lehrmädchen Yvonne dazwischen,
die den Kuhlmanns auch nicht unter die Augen kommen darf. Verzweifelt versucht Georg immer wieder, sie rechtzeitig fortzudirigieren.
Es gelingt Georg, die Kuhlmanns in die hinteren Au-Pair-Räume zu lotsen, doch schon bald verheddert sich Melanie in ein Netz aus Lügen, was den Nachwuchs anbelangt.
Georg, der von all dem nichts mitbekommen hat, wird förmlich in die Knie gezwungen, um sich aus allen Fettnäpfchen, die sich ihm nun auftun, herauszukommen.
Tatsächlich lassen sich die Kuhlmanns davon überzeugen, dieses Haus kaufen zu wollen, und so scheint die Erlösung für Georg und Melanie in greifbare Nähe zu rücken.
Das Lehrmädchen Yvonne platzt kurz nach Abreise der Kuhlmanns herein, da Lehmann sie im wahrsten Sinne hat im Regen stehen lassen.
Zwar könnte sie mit Melanie heimfahren...
...doch schellt es plötzlich an der Tür, und Kuhlmanns stehen aus unerklärlichen Gründen wieder davor.
Panik bricht aus im Spektakel-Haus...
...doch nachdem sich die Wogen wieder geglättet haben, dürfen Kuhlmanns wieder eintreten. Sie erklären, dass sie sich in dem Nebel draußen in der Pampa nicht zurecht finden würden
und bitten deshalb um Unterschlupf für eine Nacht. Das passt den Angestellten von Lehmann und Melanie natürlich gar nicht in den Kram...
Während die Kuhlmanns im Gästezimmer telefonieren, überlegen Georg und Melanie gemeinsam, wie sie aus dem Schlamassel wieder herauskommen. Seine Chancen auf eine politische Karriere sieht Georg bereits schwinden.
Für Melanie ist das Engagement jedoch erfüllt, und ihr Verlobter Daniel wartet schließlich darauf, sie abholen zu können. Georg sieht darin kein Problem, schließlich bietet das Haus genügend Schlafmöglichkeiten.
Melanie öffnet Georg allerdings die Augen. Zwar könnte er wohl Daniel zuliebe im Gästezimmer übernachten, aber das würde wohl den Eindruck bei den Kuhlmanns erwecken, in der Ehe zwischen Melanie und Georg würde etwas nicht stimmen.
Bevor sich die beiden wirklich einigen können, fällt Gräfin Kuhlmann wieder in die Situation ein. Sie möchte den gemeinsamen Abend für einen netten Plausch nutzen.
Da Melanie sich jedoch ums Essen kümmern will, muss Georg sich mit der Gräfin unterhalten, doch kollidieren seine Geschichten ständig mit denen von Melanie.
Als auch Graf Kuhlmann hinzukommt, sieht Georg seine Chance gekommen und flüchtet schnell in die Küche. Währenddessen zeigen Graf und Gräfin ungestört ihre wahren Gesichter. Die Gräfin ist nämlich gar nicht die richtige Gräfin Kuhlmann,
sondern eine Zeugin für Ehescheidungen. Sie will mithilfe eines hinzubestellten Fotografen dafür sorgen, dass der Graf seine wahre Frau loswerden kann. Auch so scheinen sich jedoch der Graf und Frau Hammrich, wie sie richtig heißt, nicht ganz unsympatisch zu sein.
Zumindest werden sie von Georg in einer eindeutig zweideutigen Situation überrascht, als dieser wieder aus der Küche kommt.
Doch auch diese Situation lässt sich schnell auflösen. Doch bevor auch nur im Ansatz Ruhe ins Haus einkehren könnte, klingelt es an der Tür. Graf Kuhlmann, in Erwartung seines Fotografen, schickt Georg ins Esszimmer und macht selbst die Tür auf.
Der vemintliche Fotograf (Graf Kuhlmann kennt ihn nicht) entpuppt sich jedoch als Melanies Verlobter Daniel Großmann. In letzter Sekunde, bevor Daniel dieses Missverständnis aufklären kann, kommt Georg dazwischen. Schließlich dürfte ein Verlobter von Melanie
wohl für Verwirrung sorgen.
Nachdem Graf Kuhlmann zum Essen verschwunden ist, versucht Georg, Daniel die Situation zu schildern.
Daniel hat jedoch eine etwas lange Leitung, um die verworrene Situation zu erfassen. Als der Groschen dennoch fällt, kann ihn Georg gerade noch davon abhalten, alles heraus zu brüllen.
Daniels Wut legt sich deshalb noch lange nicht, und als Graf Kuhlmann hinzukommt, tut Georg sein Möglichstes, um von Daniels wahrer Identität abzulenken. Er verkauft Daniel als den Gemahl von Fräullein Janssen alias Fräulien Johanssen.
Inzwischen hat sich Georgs Erfindungsgeist so geschärft, dass er sich eine rührselige Geschichte vom Kennenlernen bis zur Hochzeit der Großmanns aus dem Ärmel schüttelt, die darin gipfelt, dass er Frau Großmann eine Schwangerschaft an den Leib lügt.
Und als wären nicht schon genug fremde Leute unter einem Dach vereint, klingelt es abermals an der Tür. Diesmal tritt ein lädiertes Paar herein, dass sich als Agnes und André Griese vorstellt. Beide hatten soeben einen Autounfall und möchten nun gerne mit dem Automobilclub telefonieren.
Diesen Wunsch kann Georg den Grieses nicht abschlagen, obwohl er lieber weniger statt mehr Leute im Haus hätte. Wie der Zufall es will, kommt Agnes Georgs Name sehr bekannt vor, und auch das Gesicht ist ihr heute schon begegnet.
Schon kurze Zeit später hat sie die Erleuchtung, erkennt ihn als Abgeordnetenkandidat aus dem Abendblatt wieder. Ihr Mann, selbst Abgeordneter, aber bei den Sozis, gratuliert ihm. Er erzählt, dass er mit Georgs Vorsitzendem, Herrn Norbert Specht, gut befreundet ist, was Georg abermals den Schweiß auf die Stirn treibt.
Wie hätte es auch anders sein sollen - auch Daniel kennt Norbert Specht, und zwar als Vorsitzenden seiner Anwaltskammer.
Die heikle Situation wird vorerst nur dadurch beendet, dass die Schüssel mit dem Abendessen auf Daniels Kopf landet. Nach geraumer Zeit haben sich alle wieder halbwegs gefangen, es ist sogar etwas langweilig im Haus geworden. Jeder fühlt sich durch jeden gestört, doch alle sind aufgrund des schlechten Wetters und der Situation dort gefangen.
Die Verhörspielchen nehmen indes kein Ende. Auch André Griese stellt Fragen, mit denen Georg und Melanie mehr oder weniger überfordert sind.
Georg erzählt, dass die Kinder aus Melanies erster Ehe mit dem bedauernswerten Gottfried stammen würden, der viel zu früh verstorben sei. Die letzten offenen Ungereimtheiten beseitigt Georg mit der Lüge, dass sie erst heute früh geheiratet hätten.
Daraufhin bricht die ganze Mannschaft in ein freudiges Händeschütteln aus, begleitet von einem festen Fußtritt von Melanie gegen Georgs Fuß.
Da es schon spät geworden ist, wollen sich nun alle in die Betten verziehen. Georg behagt der Gedanke nicht so sehr, doch auch Melanie ist nicht sonderlich zufrieden. Schließlich waren die letzten Geschichten von Georg doch zu dick aufgetischt.
Als Daniel von den neusten Eskapaden erfährt, steigert sich seine Wut abermals.
Melanie versucht, zwischen den beiden zu schlichten.
André Griese kommt jedoch vom Gepäckholen zurück, und dank seiner Einmischung verschwinden auch die letzten in ihren Schlafgemächern. Daniel darf sich im Kinderbett zusammenrollen, während Georg plant, ungesehen vom Schlafzimmer ins Bad zu schleichen und in der Badewanne zu nächtigen. Dummerweise ist das Kinderzimmer von Yvonne belegt, die daraufhin wutentbrannt hinter Daniel herrennt und ihn ohrfeigt, was Georg mit Genugtuung mitansieht.
Der erste Versuch von Georg, ins Bad zu gelangen, scheitert ebenso, und zwar daran, dass der Graf und Griese auf dem Flur stehen. Auch die Ausrede, nach der Heizung schauen zu wollen, zieht bei den beiden nicht.
Auch beim zweiten Versuch wird Georg aufgehalten, diesmal von Daniel, der eifersüchtig jeden Schritt und Tritt von Georg verfolgt.
Als Georg es doch noch schafft, ins Bad zu kommen, wird er dort von Gräfin Kuhlmann überrascht. Den angeblichen Streit mit Melanie, den er als Grund angibt, redet sie ihm aus, und schon geht es wieder ins Schlafzimmer.
Kurze Zeit später werden Melanie und Georg im Schlafzimmer besucht, allerdings von keinem der bisher anwesenden. Ein Privatdetektiv ist mit Fotoapparat ins Haus geschlichen und hat die beiden dort geknipst. Und schon stehen alle nach dem Geschrei aus dem Schlafzimmer vor ihren Gemächern.
Natürlich verliert Daniel gleich wieder die Beherrschung, als er Georg bei Melanie entdeckt.
Georg und Melanie haben auch weiterhin Mühe, Daniel zu beruhigen und die Situation aufzuklären.
Daniel lässt sich jedoch nicht besänftigen und sagt Melanie und Georg klipp und klar seine Meinung.
Er vermutet schlimme Vorgänge im Schlafzimmer, die ganz und gar nicht der Verlobung zwischen ihm und Melanie entsprechen.
Georg versucht ihm mit Nachdruck klarzumachen, dass das alles nur Einbildung ist und er sich niemals an Melanie vergehen würde.
Wobei er sich aber auch eingesteht, dass eigentlich Melanie genau diejenige ist, auf die er immer gewartet hat.
Daniel hat die glänzende Idee, einfach bei Georg oben zu übernachten und dafür Melanie nach unten zu verfrachten. Als Georg sie mit einem Küsschen nach unten leitet, wird Daniel wieder misstrauisch. Doch mit einem schnellen "Ching-Chang-Chong" kann sich Georg das Ehebett erschleichen und überlässt Daniel die Gästecouch.
Schon bald schallen wieder gellende Schreie durchs Haus, weil der Privatdetektiv sein Unwesen treibt - dieses Mal bei Grieses und bei Yvonne und Fräulein Jassen. Und wieder kommen alle aus ihren Betten, und Griese erblickt Yvonne zum ersten Mal.
Yvonne packt wütend gleich die ganze Wahrheit auf den Tisch, schließlich hat sie sich durch Georg und Daniel schon des Öfteren an diesem Abend unwürdig behandelt gefühlt. Georg versucht sie in Schach zu halten, doch vergebens.
Die beiden Gastpaare wollen sich langsam aus dem Staub machen, weil ihnen die Situation doch zu undurchsichtig wirkt. Georg bangt daraufhin um den abgemachten Kauf des Hauses. Graf Kuhlmann erklärt Georg, dass die Gräfin nicht die wirkliche Gräfin ist, sondern nur eine Scheidungszeugin. Das lässt zur Abwechslung mal wieder Georg die Hutschnur hochgehen.
Während Georg durchs Haus poltert, entdeckt er den Privatdetektiv, der sich unter dem Tisch verstcket hat. Er zieht ihn hervor, und Griese übernimmt das handgreifliche Verhör.
Doch auch der Detektiv weiß sich zur Wehr zu setzen. Mit großer Genugtuung packt er über die Grieses aus, denn auch Agnes ist in Wahrheit nicht Frau Griese, sondern Andrés Gespielin aus der Opposition. Auch das lässt Georg nicht gerade kalt, wobei sich Griese seine Frotzeleien ebensowenig bieten lässt.
Der Detektiv prügelt sich kurzerhand den Weg nach draußen frei, ohne zu bemerken, dass Georg ihm den Film aus der Kamera geklaut hat. Erleichtert atmen alle auf, denn alle Beweismaterialien sind nun in Georgs Hand, die er im Handumdrehen vernichtet.
Nach einem wohldurchdachten Plan schickt Georg alle in verschiedene Zimmer, um endlich die Nachtruhe begehen zu können. Doch binnen weniger Minuten schleicht der eine oder die andere zum jeweiligen Objekt der Begierde. So auch Georg, der Melanie aufsucht. Als alle wegen lauter Musik wieder aus den Zimmern kommen, werden die Pärchenfindungen
auf die leichte Schulter genommen, schließlich sind alle zufrieden, und Daniel hat sich mit dem ihm zugedichteten Fräulein Janssen inzwischen mehr als abgefunden.
Die wahre Überraschung bietet jetzt nur noch Bernhard Lehmann, der verantwortlich für den Lärm in der Stube ist. Und obwohl alle anwesend zu sein scheinen, klopft es aus dem Bad...
... und heraus kommt Lydia Specht, die Gemahlin des allseits bekannten Norbert Specht. Sie hatte eigentlich vor, sich für ein kleines ungestörtes "Picknick" mit Lehmann frisch zu machen.
Mit der Bitte, dass sich Georg künftig nicht solche Fehltritte erlauben möge, besiegelt Melanie schlussendlich das Glück mit Georg.
Kritiken
WILHELMSHAVENER ZEITUNG vom 18. April 2005
Gute Gags bis zum Lachmuskelkater
„NIEDERDEUTSCHE „Spektakel in't Huus" zum gelungenen Spielzeitausklang
Mit einem Schwank von Anthony Marriott und Alistair Foot zeigte sich das Ensemble der Niederdeutschen Bühne von seiner spaßigen Seite. Am Sonnabend war Premiere.
VON INGA HELLWIG
WILHELMSHAVEN - Unter der Regie und in der Übersetzung von Arnold Preuß bescherte „Spektakel in't Huus" der großen Fangemeinde der Niederdeutschen Bühne einen heiteren Abend voller Verwicklungen. Alles dreht sich um ein Einfamilienhaus der „LehmannLuxus-AG", das aufgrund seiner speziellen Architektur zwar einen Preis als „Haus des Jahres" gewonnen hat, aus demselben Grund aber auch keinen Käufer findet.
„Nichts ist schlechter zu verkaufen, als ein ungemütliches, unbewohntes Haus", denkt sich Bernhard Lehmann, Chef der Lehmann-Luxus-Heim AG (Walter Bleckwedel) zusammen mit seiner Sekretärin Monika Janssen (Claudia Schröder) und dem Lehrmädchen Yvonne (Sandra Krüger). Gemeinsam engagieren sie die attraktive Schauspielerin Melanie Simonsen (Dagmar Grube), die dem potenziellen Käuferpaar Graf Ludwig von Kuhlmann (Heinz Zomerland) und dessen Gattin Luise (Christine Wessolleck) in einem halbstündigen Verkaufsgespräch gemeinsam mit dem Verkaufsleiter Georg Peters (Marc Gelhart) eine glückliche Familie vorspielen soll. Dummerweise trifft der völlig ahnungslose Peters erst wenige Minuten vor dem Besichtigungstermin ein und kann nicht mehr ausreichend auf seine Rolle vorbereitet werden.
Dass er keine Ahnung hat, wie „seine" vier Kinder heißen und wo sich das Bad im Haus befindet, sind nur kleine Komplikationen im Vergleich zu allem anderen, was noch passiert. Da ist auch noch Melanie Simonsens völlig aufgelöster Verlobter Daniel Großmann (Andre Gelhart), ein von Kuhlmann beauftragter Privatdetektiv (Ben Kleen), Lydia Specht (Christel Brandt-Jaedecke), die Tatsache, dass Peters gerade zum CDU-Spitzenkandidaten gekürt wurde und eine reine Weste behalten will, das „Ehepaar" Andre und Agnes Griese, das nach einem Autounfall im Haus landet und die Tatsache, das alle „Ehepaare" eins gemeinsam haben:Sie alle versuchen ihre kleinen, „schmutzigen` Geheimnisse vor den anderen zu verbergen.
Auch wenn das Spiel der Akteure in den ersten beiden Akten manchmal noch etwas eckig wirkte, vor allem nach der Pause wurde die Story rund und richtig gut. Gespickt mit guten Gags, einem sich bis zur Schmerzgrenze verdichtendem Chaos und einer sportlichen treppauftreppab-Leistung, sorgt „Spektakel in't Huus" für Lachmuskelkater. Echtes Highlight: Vor allem die noch neueren Gesichter der Niederdeutschen Bühne - Sandra Krüger und Claudia Schröder - bringen nicht nur junges Blut, sondern auch ihren ganz eigenen, erfrischenden Schauspielstil mit ein und ergänzen die Truppe perfekt.
Weitere Mitwirkende:
Regieassistenz: Ben Kleen, Musik Nicolas C. Ducci, Maske: Katja Stöver, Kostümbetreuung: Helga Lauermann, Souffleuse: Margita Pust, Requisite: Monika Eilers, Bühnenbau: Wolfgang Buttjer, Heinz Fuchs, Bühnenmalerei: Thomas Marschner, Beleuchtung: Uwe Freiberg, Detlef Schumann, Technische Leitung: Manfred Eilers, Inspizienz: Anke Schluppkotten, Bühnentechnik: Jörg Buse, Wolfgang Buttjer, Werner Dörnath, Manfred Eilers, Heinz Fuchs, Gerd Gelhart, Thorsten Könnecke und Harald Schmidt.
JEVERSCHES WOCHENBLATT vom 19. April 2005
„Spektakel in't Huus" -
selten so gelacht
Niederdeutsche Bühne „Theater am Meer"
landete mit der letzten Premiere der Saison
einen Volltreffer
VON ERNST RICHTER
WILHELMSHAVEN -Birrrr - Birrr
- rüttelt das Handy, Paul Bröselmeier meldet sich, und so entsteht folgendes Gespräch:
Paul: Ja, hier Bröselmeier am Apparat.
Jupp (ein alter Freund): Mensch, wo warst du denn Samstagabend, wir wollten mit dir und deiner Emma eine Partie Doppelkopf auflegen. Wo hast du dich nur herumgetrieben?
Paul: Quatsch, wir waren im Theater zur Premiere.
Jupp: Was, du und Theater. Was gab's denn?
Paul: Na, wir waren bei der Niederdeutschen, beim Theater am Meer, wie es jetzt heißt.
Jupp: Und, was wurde gespielt?
Paul: Der Schwank „Spektakel in 't Huus", ein echter Bühnenklamauk. Du kennst doch Arnold Preuß, der weiß, wie das Publikum auf Verwechselungskomödien ä la Shakespeare reagiert, wenn die Türen krachen und sich die Falschen in den Armen liegen oder in die Haare geraten. Auf diese Spielmasche hat er sein Spektakel aufgebaut und einen tollen Erfolg gelandet. Die Leute waren begeistert, schwärmten noch auf dem Heimweg davon, selten so gelacht zu haben. Übrigens hat Preuß das „Spektakel in't Huus" nicht nur inszeniert und das Bühnenbild gezimmert, sondern auch ins Plattdütsche umgeschrieben, sozusagen eine niederdeutsche Erstaufführung der Autoren Anthony Marriott und Alistair Foot. Jupp: Erzähl doch mal ein bisschen, ich bin gespannt, wo du doch sonst nie ins Theater gehst, weil du zu Hause, wie du sagst, genug Theater hast.
Paul: Vorsicht, alter Freund, Privates gehört hier nicht her. Ja, weiß der Teufel, da war ja unheimlich viel Gerenne auf der Bühne, hin und her und rundherum. Die schauspielernden Leute gaben ihr Bestes und knallten in't Treppenhuus mit den Türen, die farbig angepinselt sind, rot, gelb, grün und blau, damit es keine zusätzlichen Verwechselungen geben konnte. Aber, ehrlich, hinter der Türenwand trafen sich die Mitwirkenden alle wieder und konnten sich Zeichen geben, wann wer die Tür zu öffnen und rauszukommen hatte. Das klappte auch prima, und die Zuschauer hatten ihren Spaß. Das war zeitweise so verwirrend, dass ich manchmal selbst gar nicht mehr wusste, wer zu wem gehört. Jupp: Wer hat denn so mitgespielt?
Paul: Oh Mann, das war riesig. Besonders toll aufgedreht waren Marc Gelhart und Dagmar Grube, die das zum Verkauf anstehende Haus wie bewohnt aussehen lassen sollten. Nur so zum Anschein. Dabei sind die beiden ja gar nicht verheiratet miteinander. Sie ist Schauspielerin und er Verkaufsleiter und Parteimitglied der CDU, verständlich, wenn er jammert, wenn das
die Angela Merkel wüsste, in was für eine Sache er hier hineingezogen wird. Um den Proporz zu wahren, ist er vielleicht bei der nächsten Aufführung ein Genosse der SPD, wenn das der Schröder wüsste. Doch nein, Spaß komm her, vor der Pause drehte sich alles um den angeblichen Hausverkauf, und nach der Pause um die allseits gestörte Nachtruhe. Flink und wirblig im Spiel ist Sandra Krüger als Lehrmädchen Yvonne Willms handfest bei der Sache, da bleibt kein Auge trocken - bei den Zuschauern natürlich. Hör mal zu, der André Gelhart musste sich doch das letzte Hemd vorn Körper reißen. Da wurde es sichtbar, der arme Junge hat nichts auf den Rippen, dünn wie eine Bohnenstange, aber toll gespielt hat er den eifersüchtigen Anwalt Daniel Großmann, denn die Schauspielerin Melanie ist doch dessen Braut. Da kannst du dir ausrechnen, wie da auf der Bühne die Post abging.
Und zum Schluss wird es sogar musikalisch. Walter Bleckwedel, ein gewiefter Akteur des Niederdeutschen Theaters, kommt als Herr Lehmann auf die Bühne, ist ganz perplex, was sich in seinem Haus so abspielt, stellt sein Kofferradio auf den schiefen Tisch und lässt einen rhythmischen Jazzer dröhnen. Die Zuschauer nehmen sofort den Takt auf, als hätten sie nur darauf gewartet, und klatschen spontan in die Hände. Dann wird das kreuzfidele Wechselspiel aufgelöst und dargestellt, wer zu wem gehört. Wie heißt es doch in der Theatersprache, mit vielen Vorhängen wurde danach das spielfreudige Team verabschiedet.
Halt, fast hätte ich's vergessen, natürlich wirken noch viel mehr Leute des Niederdeutschen Theaters am Meer mit viel Herzblut mit: Claudia Schröder, Sandra Krüger, Heinz Zomerland, Christine Wessolleck, Markus Lomertin, Christel Dörnath, Ben Kleen und Christel Brandt-Jaedeke.
Und wenn du nun Lust auf das „Spektakel in't Huus" bekommen haben solltest, die weiteren Vorstellungen sind am 23. April, 20 Uhr, 24. April, 15.30 und 20 Uhr, am 4. Mai, 20 Uhr, 8.Mai, 15.30 und 20 Uhr, sowie am 20. Mai, 20 Uhr, natürlich im Stadttheater. Nun aber genug, sonst wird für dich die Handy-Rechnung zu teuer, tschüs!
WILHELMSHAVEN, 18.04.2005
Zuschauermail
Am Montag nach der Premiere erreichte mich folgende Mail:
Hallo Herr Gelhart,
ich wollte mich nur kurz - auch im Namen meiner Frau Sonja - herzlich für
die gelungene Premiere bei Ihnen und all Ihren Schauspielkolleginnen und
Kollegen bedanken. Sie und Ihr Kollegium haben wunderbar gespielt, die
Premiere von Spektakel in`t Huus hat uns sehr gut gefallen, wir haben
herzlich gelacht und viel Freunde an dem Theaterbesuch gehabt.
Beste Grüße aus Accum
Sonja und Stefan Wittenfeld
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