Dat Schörengericht Inhalt Kritiken OLDENBURG, 4. April 2004 Lieber Arnold Preuss! WILHELMSHAVENER ZEITUNG vom 5. April 2004 Lüsterner Dorfrichter gerät in arge Erklärungsnöte WILHELMSHAVEN - Die Premiere geriet zu einem rundherum vergnüglichen Theaterabend. Ursprünglich sollte die
Feuerzangenbowle" als letztes auf dem Spielplan stehen, doch aus personellen Gründen musste die Bühnenleitung
kurzfristig umdisponieren. Mit Dat Schörengericht", dem Lustspiel von Friedrich Hans Schaefer nach dem Klassiker von
Heinrich von Kleist, fand man guten Ersatz und weitaus mehr als nur eine Verlegenheitslösung. Regisseur Rudolf Plent verstand
es, die Schauspieltruppe gut in Szene zu setzen, nichts wirkte steif oder allzu statisch, die Schauspieler agierten und überzeugten
durchweg durch engagiertes, mimisch unterstütztes Spiel. Besonders hervorzuheben ist Arnold Preuß in der Hauptrolle des Dorfrichters Adam; der verschlagene Lüstling Adam hatte
das arme Mädchen Eve Rull in der Nacht in arge Bedrängnis gebracht. Mit Müh und Not konnte er vor ihrem eifersüchtigen
Verlobten Ruprecht durchs Fenster flüchten, wobei er den Krug zerbrach, seine Perücke im Spalier verlor und einen
kräftigen Hieb einsteckte, Zwar blieb er zunächst unerkannt. Doch weil Martje Rull, Eves Mutter, Ruprecht im Verdacht hatte, den Krug zerstört zu haben, landete der nächstliche Vorfall auf seinem Richtertisch.
Dummerweise platzt ausgerechnet an diesem Tag Gerichtsrat Walter zur Inspektion herein. Adam versucht zwar, Eve mit einem gefälschten
Stellungsbefehl für Ruprecht zum Schweigen zu erpressen, doch das Unheil nimmt für seinen Lauf. Marion Zomerland verkörpert redselig die Martje Rull. André Gelhart gibt dem verzweifelten Ruprecht beredten Ausdruck, Martina
Stümer der gottverlassenen Eve. Auch die übrigen Rollen sind solide besetzt Christa Düx lieferte den Entwurf für das rustikale Bühnenbild, das Wolfgang Buttjer und Heiz Fuchs bauten. Die
Bühnentechnik bewerkstelligten Werner Dörnath, Manfred Eilers, Heinz Fuchs, Gerd Gelhart, Wilfried Meinert und Frank
Münkenwarf. Magita Pust gab die Stichworte als Topustersche", die Requisiten besorgte Marianne Karstens, für die Masken
zeichneten Christel Brandt-Jaedeke, Patricia Ens und Katja Stöver verantwortlich. Uwe Freiberg, Heinz Hillers und Peter Pfaus setzten
alles ins rechte Licht. Manfred Eilers oblag die die technische Leitung, Anke Schluppkotten die Inspizienz. Weitere Aufführungstermine im Stadttheater sind: 17. April, 20 Uhr; 18. und 25. April, 15.30 Uhr und 20 Uhr; 8. Mai, 20 Uhr. JEVERSCHES WOCHENBLATT vom 6. April 2004 Ein komödiantischer Volltreffer VON ERNST RICHTER WILHELMSHAVEN - Eigentlich wollte die Niederdeutsche Bühne
Wilhelmshaven Theater am Meer" mit der Erstaufführung
De Fledderbeerpunsch" (Feuerzangenbowle) die Spielzeit
2003/04 beschließen. Es traten, wie berichtet, Besetzungsprobleme
auf. Kurzfristig musste umdisponiert werden, um die Spieltermine
einhalten zu können. So rückte das Lustspiel Dat
Schörengericht" (Der zerbrochene Krug) in der Übersetzung
von Friedrich Hans Schaefer nach Heinrich von Kleist auf den Spielplan.
Das wurde zu einem Glücksfall. Am vergangenen Wochenende war Premiere in Stadttheater. Heinrich
von Kleist hat das Lustspiel Der zerbrochene Krug"
1806 in Königsberg vollendet. Kleist hat ihn in der Gerichtsstube
eines niederländischen Dorfs bei Utrecht im 18. Jahrhundert
angesiedelt. Dat Schörengericht" von Friedrich
Hans Schaefer rückt die Gerichtsstube des Dorfrichters Adam
nach Schaar, belässt die feine Kostümausstattung aber
in der damaligen Zeit. Gerichtsrat Walter befindet sich auf einer
überraschenden Inspektionsreise, kommt von Kniphausen und
will weiter nach Sengwarden. Bei seiner Visite in Schaar trifft
er auf einen ganz unpässlichen Dorfrichter Adam, den seine
Begehrlichkeit auf die junge Eve zu Fall bringt, obwohl er mit
aller Durchtriebenheit seine Schuld zu vertuschen sucht. Arnold Preuß verleiht diesem Dorfrichter Adam die tragikomische
Charakterfigur, die diese Aufführung bestimmend prägt,
zumal er mit Marc Gelhart als Gerichtsschreiber Licht einen glänzenden
Partner gefunden hat, der selbst ganz unverhohlen scharf auf das
Amt des Dorfrichters ist. Jürgen Tapken hat als Gerichtsrat
Walter seinen souveränen Auftritt. Ebenfalls weit über
eine schauspielerische Laiendarstellung hinaus gelingt Marion
Zomerland die Charakterisierung der redegewandten Klägerin
Martje Rull, die von ihrem zerbrochenen Krug nicht lassen will. Andre Gelhart spielt bravourös den Bauernsohn Ruprecht,
in Verdacht geraten, in die Kammer von Frau Rulls Töchterlein
Eve eingestiegen zu sein, wo bei seiner plötzlichen Flucht
der besagte Krug zu Bruch ging. Tochter Eve wird von Martina Stühmer
mit jungfräulicher Akribie dargestellt. Erst als ihrem Ruprecht
die von Dorfrichter Adam ausgesprochene Haftstrafe droht, schreit
sie es heraus: Der Richter Adam hat den Krug zerbrochen. Perücke
und Adams Klumpfuß nährten den Verdacht auf des Dorfrichters
Tat, eifrig genährt von Schreiber Licht, der als Zeugin Frau
Brigitte ausgekundschaftet hat, dargestellt von Wilma Welte. In den weiteren Rollen vervollständigen das von Regisseur
Rudolf Plent fein eingestimmte Ensemble Klaus Aden als Bauer Jan
Tümpel mit der lockeren Hand; humorvoll eingestellt Günter
Boye als Büttel Hahnmeier und Markus Lomertin als Bediensteter
des Gerichtsrats; dazu gesellen sich Heidi Strowik und Christel
Dornath als Mägde Greten und Lisbeth. Zusammen mit Dorfrichter
Adam stimmen sie als köstlichen Regieeinfall ein Liedchen
an, um den inzwischen misstrauisch gewordenen Gerichtsrat etwas
aufzuheitern. Das alles passiert in der von Christa Dux ganz ansprechend
gestalteten Gerichtsstube als Bühnenbild. Nein, ein Bauernschwank, der lauthals Lachsalven produziert,
ist Dat Schörengericht" nicht. Hintergründig
ist der Humor. Das wird auch vom Publikum mit gebotener Zurückhaltung
quittiert. Der berechtigte Beifall schlägt sich im anhaltenden
Schlussapplaus nieder. Damit hat das Theater am Meer"
Lust auf die nächste Spielzeit geweckt. Arnold Preuß,
hier als Leiter der Niederdeutschen Bühne Wilhelmshaven,
sieht die Bühne im Aufwind: In der Spielzeit 2003/04 werde
zum ersten Mal wieder die Zahl von 10 000 Tokiekers erreicht. Die weiteren Aufführungen sind: Sonnabend, 17. April, 20
Uhr, Sonntag, 18. April, 15.30 und 20 Uhr, Sonntag, 25. April,
15.30 und 20 Uhr, 8. Mai, 20 Uhr. Damit werde die Qualität
der Inszenierungen anerkannt. Das soll auch in der kommenden Spielzeit
die Devise für das Theater am Meer" sein. |