'N schöne Bescherung Kritiken WILHELMSHAVENER ZEITUNG vom 6. Dezember 1999 Wilhelmshaven. Die Leute sitzen dicht bei dicht, beobachten scharf die Szenerie und kommentieren die Dinge, die da im trauten Familienkreis passieren: „Siehst du, wie bei uns, die Oma ruft dauernd an und fragt, wann sie endlich abgeholt wird, wobei wir ihr das doch schon tausendmal gesagt haben, um fünf Uhr" - „Na, kuck, die läuft immer noch im Morgenrock durch die Stube - und die Zähne hat sie sich auch noch nicht geputzt." Zur Nachbarin gewandt: „Weißt du noch, als die Heizung bei uns ausfiel, da haben wir gleich gewusst, dass da Luft in der Röhre sein muss . . . und die rufen tatsächlich den Klempner an, da will die Irmgard wohl ein Techtelmechtel mit dem Monteur anfangen, diesem Luigi, so heißt er wohl, dabei hat sie doch einen so netten Mann!" Die Nachbarin antwortet: „Nett ja, aber der poussiert doch mit dieser Menzel, der aufgedrehten Flurnachbarin." „Kiek an, der Kühlschrank ist kaputt, das hätte ich der Frau gleich sagen können, wenn sie das Abtauen vergisst!" So fliegen die Kommentare hin und her. Alle schauen zu, amüsieren sich köstlich und nicken verständnisvoll, „genau wie bei den Leuten von nebenan". „Bei uns? - Nein, da gibt's höchstens Ärger mit dem Weihnachtsbaum, den Vater aufstellen will, am Ende aber fast besopen ist und der Baum ganz schief in der Stube steht. Jetzt soll Klaus-Dieter den Baum schmücken, wenn er sich nur nicht immer die halben Nächte in der Disco herumtreiben würde", klagt Frau Nachbarin. Das sind Szenen aus dem Zuschauerraum, aufgeschnappt bei der Premiere des Lustspiels "N' schöne Bescherung", aufgeführt Sonnabendabend im Stadttheater von der Niedersächsischen Bühne Wilhelmshaven. So genau ist das Publikum dabei, identifiziert sich mit den Geschehnissen der Familie Eisel, die sich da streitend auf den Heiligabend vorbereitet. Monika Hirschle hat gut beobachtend das Stück geschrieben, plattdeutsch übersetzt von Heide Tietjen. Die Regie übernahm als Gast Elke Münch. Hier ist die Frage nach den Hauptpersonen schwer zu beantworten. Jede Typisierung ist so trefflich mit Text und Darstellung gelungen, dass alle acht Mitwirkenden Hauptpersonen in ihrer jeweiligen Rolle sind. Das Ehepaar Irmgard und Reinhold Eisel, dargestellt von Christine Wessolleck und Horst Karstens, zieht alle komödiantischen Register und vermittelt echte Weihnachtshektik, unterstützt von André Gelhart als deren Sohn Klaus-Dieter und Martina Jahn im Part der Tochter Angelika, die verheiratet ist und sich ausgerechnet zu Heiligabend mit Scheidungsabsichten herumplagt. Ihr Mann Eberhard Maier wird von Marc Gelhart gespielt, der sehr zum Verdruss seiner jungen Frau immer noch ein Muttersöhnchen geblieben ist. Und die Frau des Hauses freut sich ganz toll, dass sie von ihrem Mann zu Weihnachten eine Bratpfanne geschenkt bekommt. Szenen wie dem Leben abgelauscht. Oma ist wenig begeistert über die Marke des Eau de Cologne, das ihr geschenkt wurde: "N' schöne Bescherung", und Sohn Klaus-Dieter bekam das SOS-Weihnachtsgeschenk: Schlips, Oberhemd, Socken. Mit viel Temperament zeichnet Hanna Christoffers zu ihrem 40-jährigen Bühnenjubiläum die Oma Klothilde Eisel. Eine Oma wie aus dem Bilderbuch, ausgestattet mit allen Tributen, um die liebe Verwandtschaft zu nerven, die ständig am Telefon hängt und schließlich mit drastischen Anmerkungen doch die Stimmungs-Schieflage geraderücken kann. Magita Pust spielt mit schwingenden Hüften die blonde Nachbarin Frau Menzel, die mehr als ein Auge auf den Hausherrn Reinhold Eisel geworfen hat. Und Günther Jaedeke erfreut in einer leider nur recht kurzen Szene als Heizungsmonteur Luigi typisch italienisch das Publikum und ganz besonders Irmgard Eisel, die ihn mit flehend-anziehender Stimme zu Hilfe gerufen hat, um die Heizung zu reparieren. Zum Happy End haben sich die familiären Kontroversen geglättet. Das Publikum applaudierte lebhaft und anhaltend. Bevor sich dann der Vorhang endgültig schließt, gratuliert Bühnenleiter Rolf-Peter Lauxtermann Hanna und Alfred Christoffers zu ihrem 40-jährigen Bühnenjubiläum. Hanna Christoffers hat in unzähligen Rollen das Publikum erfreut, es hat mit ihr geweint und gelacht. Ihr Mann Alfred Christoffers war zunächst ebenfalls Schauspieler und hat dann hinter den Kulissen in der Technik als Bühnenbauer an mehr als 200 Bühnenbildern mitgewirkt. Die weiteren Aufführungen von "N' schöne Bescherung" folgen am 11., 12., 17. und 26. Dezember sowie am 9. Januar. Dem Publikum kann man nur viel Pläsier wünschen, landete die Niederdeutsche Bühne mit diesem Lustspiel doch einen echten Volltreffer. Termine |