Nix as Kuddelmuddel

Lustspiel in zwei Akten von Jürgen Hörner
Niederdeutsch von Kay Carius
Regie: Marc Gelhart
Premiere: 06.02.10

Jolanthe / Madame Kassandra
- Dagmar Grube
Regisseur / Fensterputzer
- Nicolas C. Ducci
Gitti / Frau Säuberlich
- Marion Zomerland
Fred / Werner Buchfink
- Arnold Preuß
Tilda / Frau Buchfink
- Heidi Strowik
Erich,
der Techniker - Ingo Folkers
Lilli,
die Souffleuse - Meike Zomerland


Kritiken

WILHELMSHAVENER ZEITUNG vom 8. Februar 2010

Drei Komödien in zwei chaotischen Akten

PREMIERE „Nix as Kuddelmuddel" heißt das Stück über Probenarbeiten — Steigerung im zweiten Akt

Doppelrollen der Schauspieler sorgen im neuen Stück der Niederdeutschen Bühne für haarsträubende Szenen. Es gibt acht weitere Aufführungen.

VON NORBERT STEIN

WILHELMSHAVEN — Die Türklingel funktioniert nicht, das Telefon streikt und das Bühnenbild gerät für einen der Akteure zur permanenten Stolperfalle - diese und die anderen Vorkommnisse sorgen zwar in den ersten 30 Minuten für heitere Unterhaltung, wären allein aber noch kein Stoff für eine waschechte plattdeutsche Komödie. Doch was das Ensemble des Theaters am Meer dann im Laufe des Stückes "Nix as Kuddelmuddel" auf der Bühne veranstaltet, sorgte dafür, dass sich die Premierengäste am Sonnabend zeitweise vor Lachen gar nicht mehr beruhigen konnten.

Der Zuschauer sieht jede Szene doppelt - im ersten und noch einmal im zweiten Akt - freilich unter anderen Vorzeichen und teils mit abgewandeltem Inhalt. Thema des ersten Akts ist die Generalprobe eines Theaterstückes, in der vieles schief geht - technisch und auch zwischenmenschlich. Schnell findet der Zuschauer in die verschiedenen Rollen der Darsteller, die in ihren Doppelrollen bestechen.

Da wäre Madame Kassandra, die Wahrsagerin, die in ihrer zweiten Rolle die Probendarstellerin Jolanthe ist (Dagmar Grube). Deren Putzdame, Frau Säuberlich / Gitti (Marion Zomerland) möchte ihrer Freundin Helene Buchfink / Tilda (Heidi Strowik) einen Termin für eine Sitzung verschaffen, um deren Eheprobleme zu klären. Nicht ahnend, dass deren Ehemann als Telefon-Techniker Werner Buchfink / Fred (Arnold Preuß) bereits vor Ort ist, ergeben sich teils haarsträubende Szenen - denn auch von der Identität des Ehemannes der Putzfee, der als Fensterputzer die Szenerie betritt, hat Madame Kassandra keine Ahnung. Die zweite Rolle des von Nicolas C. Ducci gespielten Fensterputzers ist die des Regisseurs des Stückes. Großartig, wie er zwischen den beiden charakterlich sehr verschiedenen Rollen hin und her wechselt - auf der einen Seite der ziemlich tumbe Fensterputzer, auf der anderen Seite der ewig nörgelnde Regisseur, dem sein Ensemble nicht konzentriert genug agiert. Hinzu kommen laufend technische Pannen im nicht fertigen Bühnenbild. Da hat Erich, der Techniker (herrlich trocken: Ingo Folkers), die Postkarte, die ein wichtiges Requisit darstellt, aus gut gemeiner Umsicht einfach verschickt und aus dem Mehl, das Werner Buchfink in einen weiß erscheinenden Geist verwandeln sollte, die Premierentorte gebacken.

Und da er seine Funktion hinter den Kulissen sehr ernst nimmt, will Erich - während die Probe in vollem Gange ist - noch die letzten Mängel der Ausstattung beseitigen und kriecht mal aus dem Kamin, läuft an einem Fenster - im zweiten Stock - gedankenversunken hin und her oder streitet sich lauthals abseits des Rampenlichts mit den Schauspielern.

Inhaltlich gut vorbereitet auf den zweiten Akt, würde der Zuschauer eine pannenfreie Darbietung des Stückes erwarten. Aber weit gefehlt. Die Komödie von Jürgen Höhner, in Regie und Bühnenbild für die Niederdeutsche Bühne umgesetzt von Marc Gelhart, steigert ihr Tempo, die Akteure zünden einen Gag nach dem anderen.Da man das Drehbuch aus dem ersten Akt bereits kennt, sind die - jetzt auf eine andere Weise - missglückten Szenen umso lustiger. So kommt der Zuschauer beinahe in den Genuss von drei Komödien in einer.

Die Premierengäste spendeten für zwei höchst amüsante Stünden lang anhaltenden Beifall. Weitere Aufführungen im Stadttheater: 14.2., 15.30 und 20 Uhr; 21.2., 20 Uhr; 7.3., 20 Uhr; 14.3., 15.30 und 20 Uhr; 20.3., 17 Uhr; 21.3., 20 Uhr.


JEVERSCHES WOCHENBLATT vom 9. Februar 2010

Publikum lacht sich die Seele aus dem Leibe

Premiere: Niederdeutsche Bühne-Theater am Meer begeistert mit „Nix as Kuddelmuddel"

VON ERNST RICHTER

WILHELMSHAVEN - Im dritten Stück der Spielzeit lässt die Niederdeutsche Bühne Wilhelmshaven, das "Theater am Meer", die Wogen hoch gehen und überrollt das Publikum mit dem Bühnenklamauk "Nix as Kuddelmuddel" von Jürgen Hörner, ins Niederdeutsche übertragen von Kay Carius und inszeniert von Marc Gelhart, der auch das Bühnenbild fixierte. Die Handlung ist ein irrsinniges Vergnügen an Albernheiten um die Aufführung eines Theaterstücks, unterteilt in zwei Akte, die Generalprobe und die Premiere.

Zunächst aber applaudiert das Premierenpublikum schon während der Öffnung des Vorhangs wie gewohnt für das Bühnenbild. Eine akkurat ausstaffierte Wohnstube mit Kamin, mit feinem Mobiliar und Fensterblick sowie den Türen für die Auf- und Abgänge. Das Spiel mit den Albern-heiten, den witzigen Redewendungen, den zweideutigen Anspielungen und anrüchigen Effekten kann beginnen und löst Heiterkeit und Szenenapplaus am laufenden Band aus. Die Tokiekers fühlen sich in ihrem Element, verstehen bis zum i-Punkt etwaige Zweideutigkeiten und lachen sich die Seele aus dem Leib.

Nein, eine Handlung oder gar einen tieferen Sinn gibt es nicht. Das Leben draußen ist ernst genug, hier drinnen sollen sich die die Lachmuskeln austoben und der Geist entspannen können. Satire ist ein Vorgang, der bestehende Ansichten lächerlich machen möchte. Da es im „Nix as Kuddelmuddel" keine literarisch festgeldopften Ansichten gibt, kann hier auch nichts satirisch oder vielleicht kabarettistisch beleuchtet werden. Es soll beim überschwän glich tollen Bühnenklamauk bleiben, den das Ensemble mit Bravour bewältigt.

Es dreht sich um die Probenarbeit für ein Bühnenstück mit derWahrsagerin Madame Kassandra (Dagmar Grube), in deren Wohnkabinett sich die Personen bewegen. Da ist die Frau Säuberlich (Marion Zomerland), der gewiefte Fensterputzer (Nicolas C. Ducci), die Freundin Tilda Buchfink (Heidi Strowik) und deren Ehemann Fred Buchfink (Arnold Preuß), der Techniker Erich (Ingo Folkers) und Lilli, die Souffleuse (Meike Zomerland). Sie alle werben um die Gunst des Publikums, bis die Schwarte kracht, das heißt, die Wände bis zum Umfallen wackeln.

Die weiteren Aufführungen sind am 14. Februar um 15.30 und 20 Uhr, am 21. Februar sowie am 7., 14. und 21. März im Stadttheater sowie am 20. März (17 Uhr) in der AgnesMiegel-Schule.


Termine

Samstag, 06.02.2010, 20.00 Uhr, Stadttheater
Sonntag, 14.02.2010, 15.30 Uhr, Stadttheater
Sonntag, 14.02.2010, 20.00 Uhr, Stadttheater
Sonntag, 21.02.2010, 20.00 Uhr, Stadttheater
Sonntag, 07.03.2010, 20.00 Uhr, Stadttheater
Sonntag, 14.03.2010, 15.30 Uhr, Stadttheater
Sonntag, 14.03.2010, 20.00 Uhr, Stadttheater
Samstag, 20.03.2010, 17.00 Uhr, Agnes-Miegel-Schule
Sonntag, 21.03.2010, 20.00 Uhr, Stadttheater

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