Ladykillers Kritiken WILHELMSHAVENER ZEITUNG vom 5. Mai 2008 Kriminelle Energie fehlte VON INGA HELLWIG WILHELMSHAVEN - Hollywoodund Bühnenklassiker auf Niederdeutsch haben in dieser Saison bei der Niederdeutschen Bühne Konjunktur: Mit der Kriminalkomödie "Ladykillers", die als Kinofilm mit Sir Alec Guinness zu den Meilensteinen der schwarzen Komödien der 50er Jahre gehört, wurde unter der Regie von Arnold Preuß als Wilhelmshavener Erstaufführung am Sonnabend im Stadttheater Premiere gefeiert. Damit versuchte sich das Ensemble nach "Taxi Taxi" und "Hello Dolly" zum dritten Mal an einer wohlbekannten Vorlage. Mit Hildegard Steffens als Witwe Margarete Wilkenjohanns, die zusammen mit ihrem Papagei "Herr Günter" in ihrer Villa zum ungewollten Knotenpunkt eines Verbrecher-Quartetts wird, war die perfekte und gut gespielte Besetzung für eine feine alte Dame gesichert. In ihrem Haus vermietet diese ein Zimmer an den vermeintlichen Professor und Musiker Martens (Heinz Zomerland), der hier zusammen mit seinen Freunden Dr. Cordsen (Horst Jöck), Ludwig Harmsen (Marc Gelhart) und Willy Koch (Rolf-Peter Lauxtermann) Hausmusik machen will. Was Margret Willkenjohanns nicht ahnt: Die vier „Musiker" haben sich ihr Haus ausgeguckt, um in Ruhe einen raffinierten Geldraub vorbereiten zu können. Nichts ahnend wird die Vermieterin sogar zur Mittäterin, doch ganz Miss-Marple-like bringt ihre und die Neugierde ihrer beiden Freundinnen Gundula Lindemann (Heidi Strowik) und Henriette Flechner (Helga Lauermann) die Witwe langsam auf die Spur des Verbrechens und in Lebensgefahr. Was ihr am Ende selbst ihr Hausfreund und Polizist Herr Thomas (Jens-Uwe Jensen) nicht glaubt. Eine gute Story' mit reichlich Potenzial also, die zusammen mit einem liebevoll gestalteten Bühnenbild sowie witzigen Kostümen einen Unterhaltungsknaller versprach. Bei der Premiere ging der Schuss leider eher daneben: Die vier Ladykillers bleiben lange Zeit blass und ungefährlich. Die beiden Freundinnen wirken etwas zu schrill, um ihnen die Harmonie mit der feinen Lady abzunehmen. Bis zur Pause blieb die Umsetzung unentschlossen und die Lacher blieben aus. Enttäuschend auch der Totalausfall "Papagei", dem man seine dumpfe, kaum zu verstehende Stimme nur mit Hilfe des Programmheftes zuordnen konnte. Gerade aus diesem Detail hätte man erheblich mehr Witz herausholen können. Erst im 3. Akt zeigte das Ensemble dann wieder sein Können. Uneinig darüber, wer die Lady, die zuviel weiß, zur Strecke bringen muss, entwickelte sich im und um das Verbrecherquartett endlich die bis dahin vermisste Dynamik und der Spielwitz, gekrönt von einfallsreichen Details (Himmelfahrtsszene!), britischem Humor und einem unerwarteten Ende. JEVERSCHES WOCHENBLATT vom 6. Mai 2008 Mit "Ladykillers" tollen Schlusspunkt gesetzt WILHELMSHAVEN/ERI - Irn Stadttheater: Sonnabend 20 Uhr und drei Minuten. Die Regie hat das Orchester Mantovani mit dem Schmachtfetzen "Charrnaine" aufgelegt. Der Vorhang öffnet sich und gibt den Blick frei auf das rosarote Bühnenbild von Harald Schmidt, das den ungeteilten Beifall des Premierenpublikunrsverdient, vorn das Boudoire von Madame Margret Wilkenjohanns, dahinter im Obergeschoss die Kamrnerfür den Untermieter Professor Martens. Wir befinden uns in der Kriminalkomödie "Ladykillers" von EIke Körver und Maria Caleita nach William Rose, ins Niederdeutsche als Wilhelmshavener Erstaufführuug übersetzt von Arnold Preuß, der auch Regie führt. Für das Wilhelmshavener Publikum gibt es ein Wiedersehen mit Hildegard Steffens, die sich über ihr Alter von mehr als 80 Jahren hinweg schwingt und die Rolle der Margret Wilkenjohanns ausfüllt. Sie schenkt ein Schnäpschen ein und erwartet Thomas, den Polizisten (Jens-Uwe Jensen), der wie gewohnt seine Runde dreht. Er kommt und kippt den Trunk. Und die feine alte Dame (so steht sie im Programm) beklagt ihre Einsamkeit in dem Haus am nahen Güterbahnhof. Ein Untermieter wäre ihr willkommen. Und er kommt in Gestalt von Professor Martens (Heinz Zomerland). Beide werden sich einig. Der seltsame Professor ist begeistert und hat gleich drei Kumpane mitgebracht, alles Herren in schwarzem Tuch. Musiker, die hier Boccherinis Streichquartett in A-Dur proben wollen. In Wirklichkeit legt das Quartett aber nur eine Schallplatte auf und plant insgeheim einen Raubüberfall: mit Dr. Cordsen (Horst Jönck, der Senior, ebenfalls über 80) die Kraftmaschine Willy Koch (Rolf-Peter Lauxtermann) und der agile Gigolo Ludwig Harmsen (Marc Gelhart). Doch auch die Wirtin hat Freundinnen, die zurn Kartenspiel aufkreuzen und von den Hausmusikern begeistert sind: Henriette Flechner (Helga Lauermann) und Gundula Lindemann (Heidi Strowik). Außerdem gibt es da noch den sprechenden Papagei Günther, dem Günter Boye seine Stimme leiht. Damit ist das Ensemble "Ladykillers" komplett an Deck. Die Kriminalkomödie nimmt ihren Lauf zur Gaudi des Publikums. Es könnte hier und da noch etwas spritziger mit mehr Pep hergehen. Wenn die schwarz gekleideten Herren als Untermieter den Raubüberfall planen, sieht es aus, als würde ein Gesangsquartett der Heilsarmee in Hamburg auf St. Pauli einen Reeperbahn-Auftritteinstudieren. Vielleicht als Titelsong besser "When the Saints go marchin' in" von Louis Armstrong als "Charmaine" von Mantovani. Doch es gibt viele überraschende Momente, mit denen die Niederdeutsche Bühne Wilhelmshaven "Theater am Meer" einen tollen komödiantischen Schlusspunkt der Spielzeit setzt, die hier nicht um der Spannung willen verraten werden. Damit schließen die Niederdeutschen die Spielzeit 2007/08 ab. Fünf Inszenierungen bleiben in lebhafter Erinnerung: "Dat Kuppelwief" am 29. September. "De vergnügte Tankstell" am 26. Dezember, "Sex na Stünnenplan" am 10. Februar 2008, "Agathe un ik" am 30. März und "Ladykillers" am 3. Mai. Die weiteren Aufführungen sind am 7., 21. und 25. Mai sowie am 1., 8. und 15. Juni. Termine |