Koornblomen WILHELMSHAVENER ZEITUNG vom 11.September 2001 Auf eine "ambulante
Trauung" der vermeintlichen Leiche Harm Wohltmann (Harald
Schmidt) zielte am Sonnabend die Saisonpremiere der Niederdeutschen
Bühne im Stadttheater Wilhelmshaven mit der Komödie
"Koornblomen för den Smuuskater" des Autors Krüschan
Holsten. Die zehn Darsteller der Niederdeutschen Bühne brachten
den irrtümlich festgestellten Tod der Hauptfigur und die
dadurch entstehenden amourösen Folgen bestens auf die Bühne
und trainierten die Lachmuskeln ihrer treuen Fangemeinde füi
die bevorstehende Spielzeit. Nach dem der volltrunkene
Arzt Dr. Dodenhoff (Nicolas C. Ducci) nach einem feuchtfröhlichen
Wetttrinken mit Kumpel Otto Oetjen ( Horst Karstens) fälschlich
den Exitus von Harm Wohltmann bescheinigt hat, fühlt sich
die vermeintliche Leiche mit dieser Diagnose sichtlich wohl. Smuuskater
Harm bricht im Dorf regelmäßig die Herzen aller Frauen.
Dummerweise hat er seiner Verlobten Tine Ehlen (Christel Dörnath)
versprochen, an diesem Tag mit ihr zum Pastor zu gehen, um das
Aufgebot zu bestellen. Er hofft nun, diesem Schicksal dadurch
entgehen zu können, indem er für tot gehalten wird. Nacheinander trudeln
nun die Frauen des Dorfes im Leichenzimmer ein, um von ihrem Geliebten
Abschied zu nehmen. Alle haben sie im Andenken an ihre Schäferstündchen
im Kornfeld einen Strauß Kornblumen dabei. Doch als Tine,
Meike (Meike Zomerland), Meta (Helga Lauermann), Geesche (Heidi
Strowik) und Mimi (Margita Pust) erkennen, dass sie nicht die
einzige Kornblume in Harm Wohltmanns Gretreidefeld waren, ist
im Leichenzimmer der Teufel los. Da kommt der Trost
des gut aussehenden Pastors Johannes Köppelmeier (Marc Gelhart)
für die Opfer des Herzensbrechers genau richtig und die eifersüchtige
Leiche wird wieder zum Leben erweckt. Bauer Puvogel (Ingo Folkers),
der Mistgabel schwenkend sein durch Kornblumen-Diebinnen strapaziertes
Roggenfeld verteidigt, Sargtischler Krischan Hölkens (Heinz
Zomerland) und Saufkumpel Otto sorgen zusätzlich für
einige Turbulenzen im Trauerhaus, in dem Tine zu guter Letzt doch
noch zu ihrem Ehemann kommt. Mit dem Schwank um
Liebe, Leiche und Kornblumen zeigte Regisseur Stefan Brosig zum
zweiten Male, dass er ein Händchen für die komischen
Seiten des Theaterlebens hat. Das gut eingespielte Ensemble, schlagfertige
Dialoge und amüsant treffsichere Situationen sorgten in zwei
Akten für viele Lacher und wohlverdienten, anhaltenden Applaus
beim Publikum. Souffleuse: Hildegard
Steffens; Maske: Fred Aicher; Requisiten: Marianne Karstens; Bühnenbau:
Günter Scherf, Horst Vollbrecht, Harald Schmidt; Bühnentechnik:
Timo Dörnath, Werner Dörnath, Gerd Gelhart, Björn
Remmstedt, Harald Schmidt; Bühnenmalerei: Nicole Burfien;
Beleuchtung: Peter Pfaus, Uwe Freiberg; Technische Leitung: Harald
Schmidt; Inspizienz: Anke Schluppenkotten. JEVERSCHES WOCHENBLATT vom 10. September 2001 Der Texter des rheinischen Schunkelliedchen, "Kornblumenblau ist . . " wird sicher nicht an den Schwank "Koornblornen für den Smuuskater" gedacht haben, irgendwie gibt es da aber gedankliche Parallelen. Musikalisch zwar nicht, denn eine Choralkornposition stürmt auf das Publikum ein, als sich der Vorhang zur neuen Spielzeit der Niederdeutschen Bühne im Stadttheater öffnet. Der Blick wandert in die rosarot tapezierte Stube des Schwerenöters Harm Wohltmann, der wie tot in seinem Lotterbett liegt, das nun ein Totenbett sein könnte, - wenn nicht Harm in seinem Freund Otto Oetjen einen Zechkumpan hätte. Beide haben dem Alkohol heftig in gezieltem Wirkungstrinken zugesprochen, sozusagen zum letzten Mal. Denn schon am nächsten Tag soll Harm mit seiner Tine Ehlen beim Dorfpastor das Aufgebot bestellen. Jetzt liegt Harm wie tot danieder. Der Doktor kommt und stellt unverzüglich den Totenschein aus. Das ist der Anfang dieses Schwanks, mit dem die Niederdeutsche Bühne in die neue Spielzeit startet: "Koornblomen för den Smuuskater" von Krischan Holsten. Die Regie führt Stefan Brosig, der keine Längen aufkommen Iässt und mit temporeichem Witz die Pointen am laufenden Band aus dem Spielgeschehen herauskitzelt. Für das Bühnenbild zeichnet ebenfalls Stefan Brosig verantwortlich. Doch nun geht das Spektakel erst richtig los. Zunächst erscheint Zechkumpan Otto auf der Bildfläche. Wird von dem angeblich toten Harm eingeweiht und macht schließlich trotz aller Einwände und Bedenken mit. Denn so könnte sich Harm der angedrohten Trauung mit Tine nach siebenjähriger Verlobungszeit entziehen, urn sich, der jungen, knackigen Meike zuwenden zu können, die er in sein großes Herz geschlossen hat. Doch es kommt anders. Nach Meike und Tine tauchen auch und unerwartet Harms alte Lieben (wie er sagt "kleine Zwischenspiele",) Geesche, Meta und Mirni auf. Alle haben von dem plötzlichen Ableben ihres Harm gehört und wollen mit einen Strauß Kornblumen von ihm Abschied nehmen. Kornblumen aus Puvagels Roggenschlag als Erinnerung an das Liebesnest im Kornfeld. Naturgemäß kommt es zu handgreiflichen Auseinandersetzungen der Rivalinnen, die das Publikum ergötzen. Die Handlung wird drastisch bis turbulent. Auch Pastor Johannes Köppelmeier kann an dem Kornblumen-Krieg nichts ändern und wird schließlich selbst zur weiblichen Begierde. Das macht schließlich den scheintoten Harm aus Eifersucht zum Entsetzen der Damen wieder lebendig. Doch zu spät. Meike und der junge Landpastor schließen sich in die Arme. Was bleibt Harm anderes übrig., als nun endlich seine Tine als künftige Ehefrau anzuerkennen. Mit dem zweifachen Happyend ist das Publikum einverstanden. Es applaudiert im Klatschrhythmus mit Ausdauer und freut sich schon auf die nächste Premiere. Harald Schmidt hat wenig Mühe, den scheintoten Harm Wohltmann mit bleichem Gesicht (Maske Freddi Aicher) zu mimen. Meike Zomerland ist als verliebte Meike Hölkens der taufrische Aktivposten der Aufführung, zu dem auch Christel Dörnath in der Rolle der Tine Ehlen zu zählen ist. Drastisch, wie gewohnt, gestaltet Horst Karstens den Part des Zechkumpanen Otto Oetjen, der mit einer Pfanne Spiegeleier immer zur verkehrten Zeit aufkreuzt. Sehr gut typisiert setzen sich Heinz Zomerland als Sargtischler Krischan Hölkens und Ingo Folkers als Jakob Puvagel, der Mann mit der Forke, in Szene. Die drei Ehemaligen verkörpern Heidi Strowik (Geesche), Helga Lauermann (Meta) und Magita Pust (Mimi). Marc Gelhart sollte sich als geistlicher Würdenträger Johannes Köppelmleier noch etwas souveräner in Szene setzen. Und schließlich vervollständigt Nicolas C. Ducci als ebenfalls oft nicht ganz nüchterner Dr. Dodenhoff das spielfreudige Ensemble. Die Komödie ".Koornblornen für den Smuuskater"' hat die Niederdeutsche Bühne Wilhelmshaven bereits in der Spielzeit 1983/84 im Programm gehabt. Der damalige Erfolg beflügelt die heutige Inszenierung. Die weiteren Aufführungen sind am: 16. September, 3., 6., 7. und 13. Oktober, jeweils urn 20 Uhr sowie am 3. und 7. Oktober zusätzlich um 15.30 Uhr. zurück |