In Luv un Lee die Liebe Kritiken WILHELMSHAVENER ZEITUNG vom 9. April 2000 Wilhelmshaven. Der „Eiserne" hebt und gibt die Bühne des Stadttheaters frei: Ein Frachter liegt am Kai, auf dem sich allerlei Leute tummeln: Seeleute, Grünröcke vom Zoll, „Küstenschwalben" und andere Frauenpersonen. Es herrscht Hochbetrieb. Das Lustspiel kann beginnen: „In Luv und Lee die Liebe" in drei Törns von Friedrich Lindemann in der Fassung von Heinz Lanker und eingerichtet für die Niederdeutsche Bühne Wilhelmshaven von Stefan Brosig. Gleich fängt mit ihrem taufrischen Charme die Seute Deern Betty nicht nur das Publikum des Stadttheaters ein, sondern umgarnt auch ihren Steuermann Hollesen. Sie rät ihm abzumustern, um auf einen größeren Dampfer umzusteigen. Er hat schließlich das Zeug einschließlich Patent dazu. Kann was werden. Aber er will nicht. Zu ärgerlich. Da tritt Olga, eine der drei „Küstenschwalben", in knisterndem Rot auf den Plan, bezirzt den Steuermann und verabredet einen Treff. Mit allen Wassern der Meere gewaschen ist der Bootsmann Dreesen, er hat seine Erfahrungen mit den Deerns gemacht und weiß, wo es lang geht. So entwickelt sich ein Spiel im Luv und Lee der Liebe. Halt, kein Schiff sticht ohne Kapitän in See - und dieser namenlose Dampfer hat bereits den „Blauen Peter" gesetzt, ist bereit zum Auslaufen. Da kommt der Kapitän auch schon daher mit seiner Milly, die es auf ihn abgesehen hat. Szenenwechsel. Wir gehen vom Kai an Bord. Eigentlich wäre nun alles klar zum Ablegen, wenn da nicht der Doktor, groß wie ein Mastbaum, in Erscheinung getreten wäre. Der dreht dem Käpt'n eine Schiffsapotheke an. Doch eben diese Apotheke sorgt für Spannung, die eigentlich nichts mit dem Thema Liebe zu tun hat. Der Zollsekretär Bleyer schleicht auch schon interessiert spionierend im Schiff herum. Längst hat die Besatzung den Genever in der Hausapotheke entdeckt und gegen klares Wasser ausgewechselt. Hat der Käpt'n doch ohnehin gemeint, man brauche nur zwei Medizinen: Vom Kopf bis zum Bauchnabel Aspirin und von da bis unten Rizinusöl. Das Publikum amüsiert sich köstlich und auch über den Matrosen Jonny, der zu viel von dem Genever verkostet hat und nun alkoholselig für Stimmung sorgt. Der Käpt'n hat rein zufällig auch noch Geburtstag. Die „Küstenschwalben" bringen ihm ein Ständchen vom Glückwunsch-Radio. Turbulenzen in Luv und Lee der Liebe. Dabei hat der Dampfer noch gar nicht die Leinen losgeschmissen. Der Moses flitzt noch durch die Gegend. Nein, was da noch so alles an Bord unter Deck passiert, wird nicht verraten. Hingehen, zuschauen und 90 Minuten humorvoll unterhalten werden, das ist die Lösung. Natürlich kommt die Liebe zu ihrem Recht. Und am Ende kriegen sie sich doch noch: Der Steuermann, seine Betty und der Käpt'n die Gastwirtin Milly. Viel Beifall am Ende für die Mitwirkenden, die zusammen ein homogenes Team bilden. Klaus Aden spielt mit ruhiger Gelassenheit den Kapitän Brass. Er feiert übrigens mit dieser Rolle sein 40-jähriges Bühnenjubiläum. Marc Gelhart steht zum zweiten Mal auf der Bühne und gefällt als Steuermann Hollesen. Jürgen Tapken zieht als Bootsmann Dreesen alle Register seines schauspielerischen Könnens und reißt so das ganze Ensemble in die maritime Sprachkultur mit. Nicolas C. Ducci gibt als Matrose Jonny sein schauspielerisches Debüt und produziert gleich einen trunkentollen Solopart. Andre Gelhart hat als Moses (Schiffsjunge) viel erheiternde Lauferei am Hals. Christine Fein spielt in ungekünstelter Natürlichkeit die Gastwirtin Milly Gross, die um ihren Kapitän Brass sehr besorgt ist. Martina Jahn quirlt als Seute Deern Betty durch die Szenen und erobert nicht nur mit kessem Augenaufschlag ihren Steuermann. Rolf-Peter Lauxtermann ist Bühnenleiter und setzt sich hier als „Doktor" kraftvoll in Szene. Elke Theesfeld weiß als flottes Hafenmädchen seine Reize auszuspielen. Das Trio der „Küstenschwalben" wird komplettiert von Magita Pust und Heidi Strowik, Letztere steht ebenfalls zum ersten Mal auf den Brettern der Niederdeutschen Bühne. Last but not least ist Claus Miehlke als Zollsekretär Bleyer zu nennen, der mit viel Routine diesen Part meistert. Für Regie und Musikarrangements ist Stefan Brosig zuständig. Er inszenierte temporeich, lässt Überraschungen und keine Langeweile aufkommen. Dazu lieferte er auch den Entwurf der beiden Bühnenbilder. Zur Kostümausstattung wurde Marianne Karstens von der Landesbühne beraten. Mit dieser Inszenierung endet die Spielzeit 1999/2000 der Niederdeutschen Bühne Wilhelmshaven. zurück |