Hartklabastern

- Wilhelmshavener Erstaufführung -

Volksstück von Karl Wittlinger
Niederdeutsch von Hartmut Cyriacks und Peter Nissen
Regie: Marion Zomerland
Premiere: 15.10.05

Emil Schröpke,
Penner - Harald Schmidt
Alfred Brockmöller,
Landwirt - Horst Jönck
Paula Grambsch,
seine Tochter - Christel Dörnath
Wilfried Grambsch,
ihr Mann - Rolf-Peter Lauxtermann
Prof. Holstein,
Chefarzt - Markus Lomertin
Dr. Dümmel,
Oberarzt - Marc Gelhart
Walburga,
Stationsschwester - Heidi Strowik
Gerhard,
Pfleger - André Gelhart
Inka,
Schwester - Sandra Krüger
Krüsmann,
Finanzbeamter - Nicolas C. Ducci


Inhalt

Der Bauer Alfred Brockmöller liegt in der Jade-Klinik, weil seine Tochter Paula Grambsch sowie deren Mann Wilfried ihn zu einem Herzschrittmacher überredet haben.

von links: Dr. Dümmel (Marc Gelhart), Schwester Walburga (Heidi Strowik), Paula Grambsch (Christel Dörnath), Alfred Brockmöller (Horst Jönck) und Wilfried Grambsch (Rolf-Peter Lauxtermann)

Kurze Zeit später wird der Penner Emil Schröpke in die Klinik eingewiesen, nachdem er nach etwas Arbeit im Vorgarten des Beamten Erich Krüsmann kollabiert ist.

von links: Schwester Walburga (Heidi Strowik), Dr. Dümmel (Marc Gelhart) und Emil Schröpke (Harald Schmidt)

Wie Oberarzt Dr. Dümmel und Schwester Walburga feststellen müssen, hat Alfred große Angst vor der bevorstehenden Operation.

von links: Dr. Dümmel (Marc Gelhart), Alfred Brockmöller (Horst Jönck) und Schwester Walburga (Heidi Strowik)

Dr. Dümmel erklärt ihm zwar, dass er die OP immer noch ablehnen könnte, aber Alfred unterschreibt kurzerhand doch noch die Einverständniserklärungen.

von links: Schwester Walburga (Heidi Strowik), Emil Schröpke (Harald Schmidt) und Dr. Dümmel (Marc Gelhart)

Beim Gespräch mit dem Penner Emil muss Dr. Dümmel feststellen, dass dieser schon wieder recht munter ist...

von links: Emil Brockmöller (Harald Schmidt) und Dr. Dümmel (Marc Gelhart)

...so munter, dass er ihm in einer Tour über den Mund fährt, weil er mehr medizinisches Fachwissen besitzt als Dr. Dümmel.



Dr. Dümmel kann dennoch halbwegs wieder die Oberhand gewinnen, indem er Emil klar vor Augen führt, dass er ein chronischer Simulant sei. Das macht Emil weiter nichts aus, schließlich birgt jede seiner Simulationen eine Menge Vorteile für ihn. So gelingt es ihm, den ängstlichen Alfred in die Flucht zuschlagen und die Unachtsamkeit des chaotischen Ärzteteams zu nutzen. Er legt sich kurzerhand in Alfreds Bett und lässt sich den Herzschrittmacher implantieren. Kein Wunder, dass Schwester Walburga aus allen Wolken fällt und sofort Alarm schlägt, als sie den Fauxpas entdeckt. Aber auch Dr. Dümmel ist vollkommen baff und wird von heftigen Zuckungen heimgesucht.



Ihm ist sofort klar: So einen Fall hat es noch nie gegeben...



...und wird es auch nie wieder geben.



Dieser operative Fehler dürfte zweifellos das Ende von Dümmels medizinischer Karriere bedeuten...



...wenn er die Öffentlichkeit Wind davon bekäme.



Emil weiß natürlich, wie er die Gelegenheit beim Schopfe packen muss. Immerhin könnte er jetzt eine Berühmtheit werden, aber das würde Dr. Dümmel und Walburga ganz und gar nicht passen.



Also fordert Emil wegen der Verhandlungen den Professor herbei.



Um es Emil auch ja recht zu machen, kehren die beiden auch schon bald mit Professor Holstein wieder.



Die versammelte Belegschaft lauscht Emils Bedingungen.



Langsam beginnt Emil, den Fall aufzurollen und die Sachlage detailliert zu klären.



Zum Beispiel hat Schwester Walburga ihren Dienst verspätet angetreten...



...was sich auf einen Friseurbesuch zurückführen lässt.



Emil ist stolz auf seine lückenlose Indizienkette...



...während die Ärzte wissen, dass dies Konsequenzen für Schwester Walburga haben muss.



Jedoch macht Penner Emil den beiden Ärzten klar, dass auch sie nicht ganz unschuldig an den Vorfällen sind.



Schließlich standen beide auch nicht pünktlich auf der Matte.



Aus Angst, dass die Ehefrauen etwas erfahren könnten, verplappert sich Professor Holstein und gibt das Geheimnis um den Herrenabend preis. Die beiden Ärzte haben sich nämlich am Abend zuvor beim Pokern auf der Reeperbahn vergnügt.



Wohlwissend, dass das letzte Wort über das Debakel noch nicht gefallen ist, werden die blamierten Ärzte von Emil fortgeschickt, um seine Papiere vorzubereiten. Zivi Gerhard äußert währenddessen seine Bedenken; Emil läuft durch den Herzschrittmacher immerhin Gefahr, immerzu von einer inneren Unruhe getrieben zu werden. Somit kann Gerhard ihn überreden, sich den Schrittmacher wieder entfernen zu lassen. Und zufälligerweise kommt auch gerade Alfred vorbei, um seine Tasche abzuholen. Emil zerschlägt Alfreds Ängste bezüglich der OP, die er zuvor in ihm heraufbeschworen hat. Als sich die beiden einig sind, kommt Professor Holstein mit dem Attest herein. Als er erfährt, dass die OP rückgängig gemacht werden und Alfred nun doch den ihm zustehenden Schrittmacher bekommen soll, fällt Holstein in Ohnmacht. Sofort holen die beiden Patienten Hilfe per Knopfdruck.



Auch Dr. Dümmel und Walburga wird ganz anders, als sie von den Umständen erfahren.



Das ist Alfred und Emil egal - sie schleppen Dr. Dümmel in den OP, damit er die Schrittmacher-Transplantation vornimmt.

Kritiken

WILHELMSHAVENER ZEITUNG vom 17. Oktober 2005

Rezeptfreie Spaßmedizin fürs Publikum gut verträglich

PREMIERE „Hartklabastern" eröffnet Spielzeit der Niederdeutschen

Mit dem Stück „Hartklabastern" läutete die Niederdeutsche Bühne die Spielzeit 2005/06 ein. Ein Volksstück nach bewährtem Rezept, für das die Darsteller viel Beifall erhielten.

VON INGA HELLWIG

WILHELMSHAVEN - „Heiterkeit und Schmunzelzwang" lauten die Risiken und Nebenwirkungen der Niederdeutschen Bühnen Premiere der Spielzeit 05/06 „Hartklabastern". Mit dem ersten Stück dieser Saison wagte sich das Theater am Meer auf den medizinischen Sektor. Regisseurin Marion Zomerland verordnete dem treuen, zahlreich erschienen Publikum ein Volksstück nach bewährtem Rezept. Es durfte mal wieder gelacht werden. Nach der Story von Karl Wittlinger und ins Niederdeutsche übertragen von Hartmut Cyriacks und Peter Nissen brachte das Ensemble mit „Hartklabastern" gleichzeitig eine Erstaufführung auf die Wilhelmshavener Theaterbretter:

„Chronisch Arbeitsscheu" lautet die Diagnose bei Landstreicher Emil Schröpke (Harald Schmidt), der nach einem vorgetäuschten Schwächeanfall in die Jade-Klinik
eingeliefert wird. Auf weiches Bett und Frühstück spekulierend wird er zum Zimmergenossen von Landwirt Alfred Brockmüller (Horst Jönk), welcher am nächsten Tag einen Herzschrittmacher bekommen soll. Noch in tiefer „Ohnmacht" liegend bekommt Schröpke dort mit, wie sich die raffgierige Landwirtstochter Paula Grambsch (Christel Dörnath) und ihr Ehemann Wilfried Gambsch (Rolf-Peter Lauxterman) - darauf hoffend, dass Brockmüller zum Pflegefall wird - bereits den Hof des kranken Vaters untereinander aufteilen. Um Brockmüller zu helfen, mischt der mit medizinischem und juristischem Hintergrundwissen bestens ausgestattete Schröpke in der Klinik richtig auf.

Der clevere Landstreicher bringt die „Götter in Weiß", Chefarzt Prof. Holstein (Markus Lomertin) und Oberarzt Dr. Dümmel (Marc Gehlhart) ebenso wie Stationsschwester Walburga (Heidi Strowik), zunehmend ins Schwitzen, nicht ohne dabei gleichzeitig die eigenen finanzielle Situation deutlich zu verbessern. Und auch die „Lovestory" fehlt nicht in „Hartklabastern": Am Rande des Trubels um „elektrische Herzen" und verwechselte Patienten können Schwester Inka (Sandra Krüger) und Pfleger Gerhard (Andre Gelhard) von der Raffinesse Schröpkes profitieren.

Erst etwas schleppend aber ab dem 2. Akt zunehmend schwungvoller brachte die Niederdeutsche Bühne ihren gelungenen Beitrag zum Thema „Krankenhaus-Soaps" auf die Bühne. Harald Schmidt überzeugte dabei in seinen langen Passagen als Alleinunterhalter und als fabelhafter Komödiant ebenso wie Horst Jönk als ängstlicher Patient oder Markus Lomertin als aufgeblasener Chefarzt. Der Rest der Niederdeutschen Schauspielertruppe, darunter auch Nicolas C. Ducci als Finanzbeamter Krüsmann, assistierte dem Ärzteund Patiententeam mit gewohntem Spaß und bekam viel Beifall.

Weitere Mitstreiter: Souffleuse: Ebba Mannot-Kallus, Requisite: Monika Eilers, Bühnenbild: Harald Schmidt, Marion Zomerland, Musik: Nicolas C. Ducci, Maske: Katja Stöver, Bühnenbau: Wolfgang Buttjer, Heinz Fuchs, Bühnenmalerei: Thomas Marschner, Bühnentechnik: Jörg Buse, Wolfgang Buttjer, Werner Dörnath, Manfred Eilers, Heinz Fuchs, , Gerd Gelhart, Ben Kleen, Christian Strowik, Kurt Willlenbrock, Beleuchtung: Uwe Freiberg, Detlef Schumann, Technische Leitung: Manfred Eilers, Inspizienz: Anne Hillers


JEVERSCHES WOCHENBLATT vom 18. Oktober 2005

„Hartklabastern" mit köstlichen Lacheffekten

Niederdeutsche Bühne eröffnete Saison mit Volksstück von Karl Wittlinger

VON ERNST RICHTER

WILHELMSHAVEN - „Theater am Meer", die Niederdeutsche Bühne Wilhelms-haven eröffnete am Sonnabend die Spielzeit 2005/06, in der fünf Produktionen auf dem Programm stehen, um die menschlichen Schwächen karikierend, parodierend und glossierend ins theatralische Blickfeld zu rücken. Und alles unter dem Leitmotiv, das Publikum mit Lachen gesunden zu lassen in einer Zeit, die wenig Anlass zu ungetrübter Freude gibt. So ist es auch nicht widersinnig, dass der Vorhang den Blick in ein Krankenzimmer der Jadeklinik freigibt. Karl Wittlinger hat das Volksstück „Hartklabastern" ersonnen, das von Marion Zomerland für die Niederdeutsche Bühne als Erstaufführung in Szene gesetzt wurde. Das Krankenzimmer-Inventar stellte das Reinhard-Nieter-Krankenhaus zur Verfügung.

Die Handlung haben Hartmut Cyriacks und Peter Nissen in den niederdeutschen Sprachschatz übertragen. Einem Patienten soll ein Herzschrittmacher eingepflanzt werden, ihm, dem Landwirt Alfred Brockmöller, ist nicht ganz wohl dabei. Doch Tochter und Schwiegersohn, Paula und Wilfried Grambsch, sind sehr dafür, machen ihm Mut, entweder er kann auf dem Hof wieder kräftig zupacken oder er gibt den Löf
fel ab und sie übernehmen den Hof früher als geplant. Nur testamentarisch muss die Sache noch geregelt werden. Eine Situation wie dem echten Leben abgelauscht.

Doch als dann der gewitzte Pennbruder Emil volltrunken eingeliefert wird, dem schließlich der Herzschrittmacher versehentlich eingesetzt wird, treibt die Posse dem Höhepunkt entgegen. Natürlich suchen der herbeigeeilte Chefarzt, der Oberarzt und die Schwestern den ärztlichen Fehlgriff vor der Öffentlichkeit unter der Decke zu halten. Vor Schreck und Aufregung fallen dabei selbst Chefärzte in Ohnmacht. Das Publikum amüsiert sich, denn es weiß, dass schon mal ein falscher Zahn gezogen wird oder bei einem operativen Eingriff ein Tuch oder ein Instrument im Bauch des Patenten vergessen werden kann, aber einen Herzschrittmacher dem Falschen einzusetzen, das erscheint sehr utopisch. Doch die Zuschauer haben ihren Spaß daran und lachen sich gesund.Und auch auf der Bühne sind am Ende die Kranken, mit und ohne Herzschrittmacher, geheilt und wieder munter auf den Beinen.

Harald Schmidt spielt bravourös den gewitzten Pennbruder Emil Schröpke und Horst Jönck mit sarkastischem Humor den Landwirt Alfred Brockmöller. Christel Dörnath gefällt in der Rolle der aufgedrehten Landwirtstochter Paula Grambsch, Rolf-Peter Lauxtermann ist als Ehemann Wilfried Grambsch in stoischer Rohe der ruhende Pol der Handlung. Markus Lomertin gibt einen glaubwürdigen Chefarzt Prof. Holstein ab, dem zur Seite Marc Gelhart als temperamentvoll aufgedrehter Oberarzt Dr. Dümmel steht. Heidi Strowik als Stationsschwester Walburga und Sandra Krüger im Part der Schwester Inka imponieren dem Publikum. Andrd Gelöhart als Pfleger Gerhard und Nicolas C. Ducci als Finanzbeamter Krüsmann vervollständigen das von Regisseurin Marion Zomerland zu sichtbarer Spielfreude eingestimmte Ensemble.

Das Bühnenbild bauten Harald Schmidt und Marion Zomerland, die musikalische Begleitung blendete Nicolas C. Ducci ein. Die weiteren Aufführungen im Stadttheater sind am Sonnabend 22., Sonntag 23., Freitag, 28., sowie mit je zwei Vorstellungen Sonntag 30. Oktober und Sonntag, 20. November.

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