Grode Freeheit Nr. 7

Musical nach dem Film von Helmut Käutner
Buch von Karl Viebach
Niederdeutsch von Frank Grupe

Regie: Rudolf Plent
Premiere: 18. 09. 02

Johnny Kröger,
Stimmungssänger - Karl Zacher
Fiete Brinkmann,
sein Freund - Arnold Preuß
Hein Kiekbusch,
sein Freund - Harald Schmidt
Jupp,
Kölner Matrose - André Gelhart
Gisa Häuptlein,
eine junge Frau - Katrin Paasch
Anita Schröder,
Chefin vom "Hippodrom" - Roswitha Wunderlich
Willi Appeldorn,
Nieter bei "Blohm & Voss" - Marc Gelhart
Froo Kasbohm,
seine Wirtin - Hildegard Steffens
Margot,
Animiermädchen - Heidi Strowik
Jenny,
Animiermädchen - Martina Stühmer
Pony,
Animiermädchen - U. Schütt
Boxer
- Markus Pust
Wellenkamp
- Horst Qualmann
sowie Klaus Aden, Christel und Werner Dörnath, Nicolas C. Ducci, Horst Jönck, Anita Kups, Helga Lauermann, Rolf-Peter Lauxtermann, Sophie Milosavljevic und Wilma Welte

Inhalt

folgt!





Kritiken

WILHELMSHAVENER ZEITUNG vom 20. September 2002

Gleich geht's stimmungsvoll zu Johnny Kröger ins Hippodrom

"Grode Freeheit Nr. 7": Muntere Jubiläumspremiere der "Niederdeutschen"

von Wolfgang A. Niemann

Viel Beifall gab es am Mittwochabend im recht gut besuchten Pumpwerk bei der niedersächsischen Erstaufführung des Musicals "Grode Freeheit Nr. 7" in der niederdeutschen Fassung von Frank Grupe. Das Stück war als Film mit Hans Albers und später als Musikrevue mit Freddy Quinn berühmt geworden. Diese Inszenierung von Regisseur Rudolf Plent war zugleich der Auftakt zum 70. Bühnenjubiläum der Niederdeutschen Bühne am Stadttheater Wilhelmshaven.
Mit stimmungsvoller Musik ging es eingangs gleich ins "Hippodrom", dem Unterhaltungsetablissement an der Reeperbahn in Hamburg, wo der abgetakelte Seemann Johnny Kröger (Karl Zacher) als Stimmungssänger seine Brötchen verdient. Da sorgt er mit Ohrwürmern wie "Auf der Reeperbahn nachts um halb eins" für guten Umsatz und seine mondän auftretende Chefin Anita (Roswitha Wunderlich) ist ihm nicht nur deshalb sehr zugetan. Aber auch die fesche Truppe der Animiermädchen im Modelook der Charleston-Zeit umschwärmt ihn als nicht mehr ganz taufrischen Hahn im Korb.
Klamauk und Döntjes sind angesagt, als Krögers alte Kumpel, die Matrosen Fiete (Arnold Preuß) und Hein (Harald Schmidt) mit dem nassforschen Leichtmatrosen Jupp aus Köln (Andre Gelhart) aufkreuzen und sich fröhlich Wein/Köhm, Weib und Gesang widmen. Spannung aber kommt auf durch den Auftritt von Gisa Häuptling (Katrin Paasch), denn dieses Mädel vom Land war die Verlobte von Krögers eben verstorbenen Bruder. Er kümmert sich nicht nur rührend um sie, sondern verliebt sich umgehend in die brave Unschuld. Umgarnt wird sie aber auch vom jungen Nieter Willi (Marc Gelhart), so dass Reibereien programmiert sind.
Die muntere Geschichte wird in flotter Szenenabfolge mit vielen Ohrwürmern wie "Aloha Oe" und "Beim ersten Mal, da tut's noch weh" vorangebracht, und das leicht frivole Turteln der Barmädchen sorgt ebenso für allerlei Amüsement wie "Fiete" und "Hein" als deftige Matrosen, wobei vor allem Arnold Preuß als seewasserfester Komödiant dem Seepferdchen die Sporen gibt.
Bei den Gesangseinlagen schimmert manch 50-er Jahre Charme durch wie überhaupt ein sehr volkstümliches Flair gepflegt wird. Das Publikum, das manchen Applaus für schmissige Lieder oder Gags wie den "Klei mi am Mors" schreienden Papagei Krögers spendete, wurde durch gute Leistungen des gesamten spielfreudigen Ensembles, fantasievolle Kostüme und raffinierte Kulissenwechsel auf offener Bühne verwöhnt.
Wünschen würde man sich zuweilen etwas mehr Frechheit im Spiel. Und Karl Zacher dürfte dem Kröger ruhig ein wenig mehr von der seemännischen Rauheit eine Hans Albers genehmigen.


JEVERSCHES WOCHENBLATT vom 20. September 2002

Wie das Pumpwerk
zum Hippodrom wird


Die Niederdeutsche Bühne Wilhelmshaven macht es mit dem Musical "Grode Freeheit Nr. 7" möglich

von Ernst Richter

Wilhelmshaven.
Die Bühne frei für Jubel, Trubel, Heiterkeit. Mit einer Polonaise zieht das Ensemble der Niederdeutschen Bühne am Stadttheater Wilhelmshaven ins Rampenlicht des Pumpwerks ein und augenblicklich springt der Funke zum Publikum über, das zum Takt der Melodie in die Hände klatscht. Dann wechselt die Szene: Die drei Seeleute Fiete Brinkman (Arnold Preuß), Hein Kiekbusch (Harald Schmidt) und Jupp, der Kölner Matrose (Andre Gelhart) stellen fest: "Wir sind in Hamburg". Das Spiel "Grode Freeheit Nr. 7" kann beginnen: "Auf der Reeperbahn nachts um halb eins". Die Niederdeutsche Bühne feiert in diesem Jahr ihr 70-jähriges Jubiläum. Entsprechend turbulent erfolgt die Spielzeit -Eröffnung 2002/2003 mit dem bekannten Musical nach dem gleichnamigen Film von Helmut Käutner, Buch Karl Viebach, als niederdeutsche Erstaufführung in der Übersetzung von Frank Grupe. Natürlich gibt es zu den unvergessenen Songs und Liedern, die Erich A. Radke musikalisch eingerichtet hat, auch eine Handlung, in der Karl Zacher als Stimmungssänger Johnny Kröger im Hippodrom die Puppen tanzen lässt. Er singt und spielt sich in die Herzen des Publikums und lässt Hans Albers und Freddy Quinn glatt vergessen. Seine Partnerin ist Anita Schröder, Chefin vom "Hippodrom". Roswitha Wunderlich füllt mit Temperament und dem Flair des Amüsements dieser Lokalität den Part aus. Wenn sie mit dem gewissen Etwas in der Stimme ,.Beim ersten Mal da tut's noch weh" vorträgt, dann ist die Reeperbahn dem Publikum im Pumpwerk zum Anfassen nahe. Dazu verschaffen die Animiermädchen, gespielt, getanzt und gesungen von Heidi Strowik, , Martina Stühmer, Christel Dörnath, Anita Kups, Sophie MilosavIjevic, Helga Lauermann und U. Schütt echtes St. Pauli Milieu. "La Paloma", "Aloa Oe", die Moritat von Johnnys "Schiffsentführung" oder Johnnys musikalische Einladung "Immer 'rin in die gute Stube" sowie der Shanty von dem drunken Sailor sind Songs, die das Publikum mitgehen lassen. Die Story um den abgemusterten Seemann Johnny und seine, schnell entflammte Liebe zu Gisa Häuptlein, der Verlobten seines plötzlich verstorbenen Bruders, die etwas zu schüchtern von Katrin Paasch dargestellt wird, bildet den Hintergrund des Musicals. Marc Gelhart spielt den Nieter Willi Appeldorn von der Hamburger Werft, der sich auch in Gisa verguckt hat und mit seinem Kontrahenten Johnny einen Ringkampf auf die Bühne bringt. Arnold Preuß dreht als Seemann auf Landgang biete Prinkmann ein bisschen zu stark auf, lässt dabei aber mächtig Dampf ab, so dass die Matrosen trefflich ins karikierte Licht gerückt werden: Harald Schmidt als Hein Kiekbusch und Andre Gelhart als Jupp aus Köln. In den weiteten Rollen wirken mit Hildegard Steffens als Frau Wirtin Kasbohm und Putzfrau im Hippodrom, Markus Pust als Boxer Mike Andersen und Polizist, dazu als trinkfeste Gäste im Hippodrom Wilma Welte, Klaus Aden, Werner Dörnath, Nicolas C. Ducci, Horst Jönck und RolfPeter Lauxtermann sowie Horst Qualmann als Geschäftsinhaber Wellenkamp. Rudolf Plent hat die "Grode Freeheit Nr. 7" als niederdeutsche Erstaufführung für die Wilhelmshavener Laienbühne schwungvoll ins Szene gesetzt. Er inszenierte auch für die niederdeutsche Bühne das Drama Troo Gesche Gottfried". Das Bühnenbild entwarf Christa Dux. Leider ist das ständige Umrücken der Kulissenwände dem flüssigen Spielablauf hinderlich und sollte vielleicht reduziert werden. Insgesamt wird das Publikum an dieser "Grode Freeheit Nr. 7" seine helle Freunde haben und die spürbare Lust am tollen Spiel des Ensembles mit viel Beifall aufnehmen, wie es auch beim Premierenabend der Fall war. Die nächste Aufführung im Kulturzentrum Pumpwerk ist am Freitag, 20. September, um 15 Uhr, danach folgt am Samstag, 21. September, um 19 Uhr die Festäufführung zum 70 jährigen Jubiläum der Niederdeutschen Bühne Wilhelmshaven. Anschließend wird die "Grode Freeheit Nr. 7" im Stadttheater gespielt am 2.; 5., 6., 9., am 27. Oktober und 3. November jeweils um 20 Uhr sowie zusätzlich am 6. und 27. Oktober um 15.30 Uhr.


NORDWEST-ZEITUNG vom 20. September 2002

Große Freiheit zum Kulissenschieben für alle

Niederdeutsche Bühne führt zum 70 jährigen Bestehen Musical im Pumpwerk auf

Von Witte Freese-Berglar

Wilhelmshaven.
Laienbühnen werden erfahrungsgemäß nicht mit Subventionen überschüttet. Das kompensieren sie, wie zum Beispiel die Niederdeutsche Bühne Wilhelmshaven, mit kübelweise Idealismus. Ob Haupt- oder Nebenrolle: Jeder hilft beim Stühlerücken und Kulissenschieben. Das Musical "Grode Freeheit Nr. 7" hatte im Wilhelmshavener Pumpwerk Premiere. Ab Oktober steht es im regulären Spielplan des Stadttheaters. Nach dem Helmut Käutner Filmklassiker wurde das Singspiel von Karl Viebach geschrieben und von Frank Grupe ins Niederdeutsche übertragen. Wilhelmshaven ist Spielort der "Niedersächsischen Erstaufführung" zur Feier des 70jährigen Bestehens der "Niederdeutschen". "Auf der Reeperbahn nachts um halb eins" geht es wohl heftiger zur Sache als auf der Pumpwerk Bühne. Die "Animiermädchen" hier wirken frei von Verruchtheit, entfalten aber beachtliches sängerisches Talent. Dass man an Amateurleistungen keine zu hohe Messlatte ansetzen darf, zeigen auch die Tanzeinlagen nicht perfekt, aber originell. Zwischen Südsee und WHV-Südstrand liegen nun einmal Welten. Das Publikum amüsiert sich prächtig, denn der Regisseur Rudolf Plent setzt der dürftigen Handlung komische Glanzlichter auf. Die musikalische Leitung liegt bei Erich A. Radke, dessen Arrangements, zum Beispiel für "Im weißen Rößl", bei Stadttheater Besuchern in bester Erinnerung sind. Karl Zacher singt und spielt den Johnny, einen ehemaligen Seemann, der nun im Hippodrom "Große Freiheit" den Stimmungssänger macht oder eher, wie er sich eingesteht, "'n betern Animierfritzen". Er steht zwischen zwei Frauen. Seine Chefin (Roswitha Wunderlich) singt "Beim ersten Mal, da tut's noch weh" mit angemessener Resignation. Johnnys junge, naive "Angebetete" (Katrin Paasch) hingegen hat sich einem patenten, fröhlichen Nieter von Blohm & Voss zugewandt: Willi (Marc Gelhart). Insgesamt haben die Männer in diesem Stück dankbarere Rollen als die Frauen. Ein Matrosentrio (Arnold Preuß, Harald Schmidt, Andre Gelhart ) heimst Lacher und Extra-Beifall ein. Eine "Nebenrolle" spielen im Stimmungsbild des Besuchers das Pumpwerk und seine maritime Umgebung: Das Meer lockt, "la Paloma" schreit, und der Mond wird so voll wie Matrose Hein auf der Reeperbahn.


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