De ole Fischfroo Inhalt So schnell läßt sich Tedje allerdings nicht in Schach halten. Er befreit sich wütend aus seinem Lager und trifft auf Heinrich Meier, der gerade allein in der Wohnung ist und sich das Geld für den Fischladen unter den Nagel gerissen hat. Er glaubt ihn von früher wiederzuerkennen, weiß allerdings nicht, woher. Als Heinrich ihm dumm kommt, flippt er wieder aus und kann abermals nur von Jan und Fiede im Zaum gehalten werden. Wieder einmal wendet man sich dem freudigen Ereignis des Jubiläums zu, das ein kräftiges "Prosit" von allen Beteiligten wert ist. Der erst kürzlich heimgekehrte Vater Korl wird auf den neusten Stand der Dinge gebracht - Tine und Jupp erzählen ihm von den 5.000 Mark für den Fischladen. Da Heinrich Meier aber bereits das Geld eingesteckt hat, versucht er übereilt die Flucht zu ergreifen. Weil aber Tedje ihn just in diesem Moment wieder einzuordnen weiß, müssen sich Fiede und Jan dem Ganoven in den Weg stellen. Tedje klärt die anderen auf: Er kennt Heinrich Meier aus der Zeit, als er wegen Schwarzschlachterei in Fuhlsbüttel im Knast gesessen hat. Der saß nämlich zu der Zeit wegen Heiratsschwindelei und Zuhälterei ebenfalls dort. Nach einer gehörigen Standpauke wird Meier von den Seeleuten zur Tür rausgeworfen. Lieschen ist nun wieder solo, interessiert sich allerdings seit einigen Minuten sowieso schon mehr für jemand anders... Wenige Tage später haben sich die Wogen geglättet. Während Jupp sich um den Laden für seine Mutter bemüht, kümmert sich Lieschen um den Haushalt, sehr zur Verwunderung ihres Vaters. Der wiederum hilft Jan dabei, die geplante Firma "Kersten & Lütt" in die Gänge zu bringen. Stolz können die beiden verkünden, dass sie in den nächsten Tagen ein Kohlengeschäft übernehmen können. Währenddessen sind im Hause Brüdt bereits die ersten Bewerbungen von Haushälterinnen für das neue Geschäft eingegangen. Und weil Lieschen sich in Jan verliebt hat, mogelt sie mit Fiedes Unterstützung ihre Bewerbung unter falschem Namen dazwischen. Als bester Freund von Jan weiß Fiede natürlich genau, wie er ihn dazu bringen kann, sich für die richtige zu entscheiden. Während Jan von Lieschens Brief sehr angetan ist, setzt sich Fiede für die Bewerberin Josephine ein. Schon kurz darauf kommt es zu einer heftigen Diskussion zwischen den beiden. Vom lautstarken Streit der beiden Firmengründer herbeigelockt, macht Jupp den Vorschlag, die Entscheidung per Losverfahren zu treffen. Das passt genau in den Plan von Fiede und Lieschen. Mit ein wenig Mogelei kriegt Jan nun endlich seinen Willen. Während Fiede Lieschen bei den Voereitungen für das "Vorstellungsgespräch" hilft, kommt es zur Aussprache zwischen Jupp und Jan. Jupp vertraut Jan an, dass ihm die augenscheinliche Turtelei zwischen Lieschen und Fiede ein Dorn im Auge ist. Er würde viel lieber Jan als seinen Schwager sehen. Den beiden geht ein Licht auf: Vielleicht will Fiede Jan nur eiferüchtig machen? Jan entscheidet sich, der Bewerberin abzusagen und stattdessen Lieschen zu fragen. Als Lieschen dann in abenteuerlicher Verkleidung als Bewerberin vor Jan steht, kommt es kurzzeitig zum Eklat. Mit viel Überwindung erteilt Jan ihr eine Absage, nicht erkennend, dass es sich bereits um Lieschen handelt. Dieses Missverständnis kann jedoch schnell aus dem Weg geräumt werden, und die beiden schließen sich glücklich in die Arme. So kehrt nach und nach Ruhe und Glück im Hause Brüdt ein, und Jan und Lieschen gestehen sich ihre Liebe. Auch Lieschens Eltern freuen sich über das junge Glück. Korl bedauert nur, dass ihm jetzt noch Arbeit fehle zum perfekten Glück. Da kann Jan Abhilfe schaffen: er bietet ihm die Stelle als Platzmeister der Firma "Kersten & Lütt" an. Korl greift dankend zu. Jedoch hat das ganze Glück einen Wermutstropfen: Fiede entscheidet sich, wieder zur See zu fahren, denn dort liegt sein eigenes spezielles Glück. Er übergibt Jupp seinen Anteil an der Firma. Fiede packt seinen Seesack und verlässt die Familie. Vor allem Jupp bleibt verstört zurück. Nicht nur, dass er eigentlich wieder zur See fahren wollte - er verliert auch ein großes Vorbild und einen guten Freund. Aber Jan versucht ihm klarzumachen, dass Fiede an Land niemals so glücklich werden würde, als wenn er auf hoher See seinem Fernweh nachkommt. Kritiken WILHELMSHAVENER ZEITUNG vom 9. Februar 2004 WILHELMSHAVEN - Einen Ausflug in die eigene Vergangenheit unternahm am Sonnabend mit der Wiederaufführung des Theaterstücks "De ole Fischfroo" das Ensemble
der Niederdeutschen Bühne in seiner Februar-Premiere im Stadttheater. Das Volksstück in drei Akten von Erhard Asmus steht zum vierten Mal seit 1954 auf dem Spielplan.
Mit der neuen Inszenierung brachte Regisseur Jürgen Tapken, der 1985 selbst die Rolle des Jupp Brüdt spielte, alles auf die Bühne, was klassisches Volkstheater kennzeichnet:
Theatralische Anschaulichkeit, eine bunte Handlung, Scherz und Ernst sowie eine Prise Waterkant und Seemannsromatik. Dreh- und Angelpunkt des Geschehens ist eine typische Wohnküche der 60er-Jahre. Hier hadert die lang gediente Fischverkäuferin Tine Brüdt (Brigitte Halbekath) am Tag ihres
25-jährigen Dienstjubiläums mit ihrem Schicksal und ihren Finanzen. Ehemann Karl (Walter Bleckwedel) ist nicht nur arbeitslos, sondern zusammen mit seinem Kumpel Tedje Fries
(Horst Karstens) Stammgast in der Eckkneipe. Tochter Lieschen (Sandra Krüger) hält deutlich mehr vom Geldausgeben als vom Geldverdienen und spielt ihrem schnöseligen Liebhaber
Heinrich Meier (Harald Schmidt) einen luxuriösen Lebenswandel vor. Die klatschsüchtige Nachbarin Dora Wutzke (Karin Heyel), geht ihr auf die Nerven. Doch plötzlich taucht Sohn Jupp (Andre Gelhart), der vor fünf Jahren zur See ging, wieder auf und löst ein Versprechen ein: Mutter Brüdt bekommt 5000 Mark für einen eigenen
Fischladen. Doch für das Geld und auch für Lieschen finden sich noch andere Interessenten. Zusammen mit Steuermann Jan Kersten (Marc Gelhard) und Bootsmann Fiede Lütt (Karl Zacher)
strudeln alle Beteiligten durch Liebesleid, Intrigen und Wirrungen und finden am Ende zu einem guten, gerechten Ausgang. Wenn auch dem gesamten Stück etwas mehr Tempo nicht geschadet hätte, sauber und humorvoll agierend hatten die Schauspieler die Lacher auf ihrer Seite und brachten auch die ernsthaften
Anklänge des fast ein halbes Jahrhundert alten Stücks wirklichkeitsnah rüber. Unterstützt von ihren bereits routinierten Mitstreitern hatte Neueinsteigerin Sandra Krüger mit ihrem quirligen Spiel als Lieschen Brüdt ein gelungenes Debüt. Sahnehäubchen der Premiere
war der Gastauftritt von Orgelspieler August Desenz. Souffleuse: Ebba Mannott-Kallus. Maske: Magita Pust. Requisite: Monika Eilers. Bühnenbau: Wolfgang Buttjer und Heinz Fuchs. Bühnentechnik: Klaus Aden, Wolfgang Buttjer, Werner Dörnath, Manfred Eilers, Heinz Fuchs, Gerd Gelhart und Frank Münkenwarf. Bühnenmalerei: Herbert Ulbrich. Beleuchtung: Peter Pfaus und Uwe Freiberg, Heinz Hillers. Technische Leitung: Manfred Eilers. Inspizienz: Monika Grahl. JEVERSCHES WOCHENBLATT vom 9. Februar 2004 Des Lebens Ernst mit Humor gewürzt "Theater am Meer" hat mit "De ole Fischfroo" Erfolg VON ERNST RICHTER Bevor das Spiel beginnt, stimmt Drehorgelspieler August Desenz das Publikum musikalisch auf die Hafenszene ein. Dann öffnet sich der Vorhang, und das Publikum tritt ein in die gute Wohnstube
von Korl und Tine Brüdt, der Fischfroo, die sich ein Leben lang für ihre Familie abrackert und seit 25 Jahren frischen Fisch "an die Eck van de Steinstraat" verkauft. Korl ist arbeitslos und
vertrinkt mit seinem Zechkumpan, dem früheren Arbeitskollegen Tedje, das letzte Stempelgeld. Tochter Lieschen fühlt sich zu Feinerem berufen und hält nichts von einer Arbeit. Sohn Jupp fährt zur
See und hat sich lange nicht mehr gemeldet. Groß sind die Sorgen von Mutter Tine Brüdt, der olen Fischfroo, die mit viel Herz, in schlichter Duldsamkeit dem Schicksal ergeben, von Brigitte Halbekath
charakterstark gezeichnet wird. Humorigen Kontrast bringt dazu Karin Heyel als resolute Nachbarin Dora Wutzke auf die Bühne. Walter Bleckwedel verkörpert den arbeitslosen Trunkenbold Korl Brüdt, der sich resignierend fast selbst aufgegeben hat. Sandra Krüger spielt das fein sein wollende Töchterchen Lieschen, verliebt,
auf Wolke sieben schwebend, in einen besseren Herrn, den Heinrich Meier, der später als Heiratsschwindler und Dieb entlarvt wird. Diesen undankbaren Part meistert Harald Schmidt mit Noblesse und fein
aufgelegter Mimik. Und dann geht für de ole Fischfroo die Sonne auf: Sohn Jupp steht mit Seesack vor der Tür. Ist heimgekehrt mit 5000 Mark im Sack. Damit sich Muttern endlich ihr Fischgeschäft einrichten
kann. Andre Gelhart steigert sich mit Temperament und Spielfreude in die Rolle des Heimkehrers. In seinem Schlepp befinden sich zwei Bordkollegen, der Steuermann Jan Kersten und der Bootsmann Fiede Lütt, beide echt seemännisch verkörpert von Marc Gelhart und Karl Zacher. Gemeinsam soll nun das
25-jährige Jubiläum von Tine Brüdt als Fischfroo gefeiert werden. In einem unbeobachteten Augenblick schnappt sich Heinrich Meier die Fünftausend aus dem Küchenschapp und möchte sich unbemerkt aus dem
Staub machen, wird von den Feiernden aber zum Bleiben genötigt. Und das Publikum, Zeuge des Diebstahls, zittert - lasst den Kerl nicht mit der Kohle abhauen! Dazu kommt es zum Glück und zur Erleichterung
der Zuschauer nicht, denn Vater Korl und sein Zechkumpan Tedje kommen von ihrem Kneipengang heim. Horst Karsten bringt als Tedje Fries Leben in die Bude und entlarvt den scheinheiligen Heinrich Meier.
Das Publikum freut sich und geht in die Pause. Der dritte Akt der Handlung ist der gelungenen Wandlung der hochnäsigen Tochter Lieschen zu einer netten Deern gewidmet, die eine gute Hausund treu sorgende Ehefrau zu werden verspricht. Sie hat den
Steuermann Jan in ihr Herz geschlossen. Mit einer List gelingt es Bootsmann Fiede, das Paar zu vereinen. Ende gut, alles gut - Sohn Jupp bleibt an Land, und auch Vater Korl hat endlich wieder Arbeit.
Zeitgemäße Attitüden zeichnen diese locker gespielte Inszenierung aus, in der auch gesungen werden darf. Hier wird der Ernst des Lebens trefflich mit Humor gewürzt. |