Een Sömmernachtsdroom

Komödie von William Shakespeare
Niederdeutsch von Arnold Preuß
Regie: Armin Tacke
Musik: Nicolas C. Ducci
Premiere: 11.02.07

Theseus,
Herzog - Harald Schmidt
Hippolyta,
Königin - Claudia Schröder
Egeus,
Vater der Hermia - Horst Karstens
Hermia,
Tochter des Egeus, in Lysander verliebt - Rieke Grube
Lysander,
Liebhaber der Hermia - Marc Gelhart
Demetrius,
soll Hermia heiraten - Jens-Uwe Jensen
Helena,
in Demetrius verliebt - Stephanie Zeitz
Philostrat,
Aufseher der Lustbarkeiten am Hofe - Arnold Preuß
Peter Quitt,
der Zimmermann - Klaus Aden
Knuddel,
der Schreiner/Löw - Tobias Bode
Achtersen,
der Weber/Pyramus - Nicolas C. Ducci
Flööt,
der Bälgenflicker/Thisbe - Christian Strowik
Grootsnuut,
der Kesselflicker/Wand - Rolf-Peter Lauxtermann
Klöterig,
der Schneider/Mondschien - Alexander Hergert
Oberon,
König der Elfen - Harald Schmidt
Titania,
Königin der Elfen - Claudia Schröder
Inderknabe
- Alexander Hergert
Puck,
ein Elf - Arnold Preuß
Arftenblööt,
ein Elf - Fenja Strowik
Spinnweb,
ein Elf - Sontka Zomerland
Motte,
ein Elf - Julia Hinrichs
Sempsamen,
ein Elf - Fehmke Seibert
Löwenzahn,
ein Elf - Yannick Marschner
Brennessel,
ein Elf - Sandra Krüger
Gefolge des Oberon
- Jana Dierks, Horst Karstens, Christine Wessolleck


Inhalt

Herzog Theseus plant seine Hochzeit mit Amazonenkönigin Hippolyta. Als er die Widerspenstige von seinem Gefolge abführen lässt, platzt gleich darauf Egeus herein.

Theseus (Harald Schmidt), Hermia (Rieke Grube), Lysander (Marc Gelhart), Egeus (Horst Karstens) und Demetrius (Jens-Uwe Jensen)

Egeus ist fürchterlich aufgebracht, weil seine Tochter Hermia nicht den von ihm erwählten Demetrius heiraten will, sondern Lysander, in den sie verliebt ist. Egeus fordert vom Fürsten nun die Entscheidung, der sich Hermia zu fügen hat.

Hermia (Rieke Grube), Lysander (Marc Gelhart) und Egeus (Horst Karstens)

Hermia bedauert zutiefst, dass ihr Vater stur auf seiner Meinung beharrt und keine Rücksicht auf ihre Gefühle nimmt.

Lysander (Marc Gelhart), Demetrius (Jens-Uwe Jensen) und Egeus (Horst Karstens)

Auch Demetrius gibt sich siegessicher. Lysander verspottet ihn, da Demetrius die Liebe des Vaters habe, so solle er gleich ihn zur Frau nehmen. Das bringt Egeus' Blut noch mehr zum Kochen. Lysander versucht dennoch, Theseus davon zu überzeugen, dass er Demetrius mindestens ebenbürtig sei. Zudem hätte Demetrius zuletzt Helena, die Tochter des Nachbarn, betört und ihr den Kopf verdreht, so dass das arme Mädel seither unglücklich in ihn verliebt ist. Alles Diskutieren nützt jedoch nichts: Theseus setzt Hermia ein Ultimatum, um sich zu entscheiden, und sollte sie sich dem Willen des Vaters nicht fügen, so blühe ihr ein Leben der Enthaltsamkeit, wenn nicht sogar der Tod. Mit diesem harten Urteil lassen Theseus, Egeus und Demetrius das junge Paar zurück.

Lysander (Marc Gelhart) und Hermia (Rieke Grube)

Um der Niedergeschlagenheit ein Ende zu bereiten, flüchtet Lysander sich in die Begründung, dass Liebe immer Unwegbarkeiten zu bewältigen habe. Sei es, dass dem Glück Standes- oder Altersunterschiede oder gar die Eltern im Wege stünden. Doch ihm kommt die rettende Idee: Er will mit Hermia ausreißen und zu seiner Tante flüchten, die weit genug entfernt lebt, so dass die harten Gesetze dort nicht mehr gelten.

Lysander (Marc Gelhart) und Hermia (Rieke Grube)

Er verabredet sich mit ihr für den nächsten Abend im nahegelegenen Wald, um die Flucht anzutreten. Als beide sich mit einem zärtlichen Kuss verabschieden wollen, kommt Helena hinzu. Die Arme ist von heftigen Selbstzweifeln gebeutelt und schüttet ihr Herz bei Hermia aus. Wirklich trösten kann Hermia sie jedoch nicht, schon gar nicht, als sie Helena von ihren Fluchtplänen berichtet.

Hermia (Rieke Grube), Helena (Stephanie Zeitz) und Lysander (Marc Gelhart)

Das passt Lysander natürlich gar nicht, doch da das Kind bereits in den Brunnen gefallen ist, weiht er Helena komplett ein.

Hermia (Rieke Grube), Helena (Stephanie Zeitz) und Lysander (Marc Gelhart)

Insgeheim freut er sich dabei diebisch, dass ihr die Pläne nicht gerade egal zu sein scheinen.

Hermia (Rieke Grube), Helena (Stephanie Zeitz) und Lysander (Marc Gelhart)

Auch Hermia freut sich auf ihre gemeinsame Zukunft mit Lysander, wobei sie keinerlei Rücksicht auf Helenas Gefühle nimmt, und hüpft in freudiger Erwartung von dannen.

Helena (Stephanie Zeitz) und Lysander (Marc Gelhart)

Zum Abschied greift auch Lysander noch einmal tief in die Sarkasmus-Schublade und wünscht Helena eine wundervolle Zukunft mit Demetrius. Nach einem Küsschen auf die Wange entfleucht auch er und hinterläßt eine verwirrte Helena.

Hermia (Rieke Grube) und Lysander (Marc Gelhart)

Am nächsten Tag machen sich Hermia und Lysander auf die Socken Richtung Tante. Als sie eine ganze Weile gelaufen sind, entdeckt Lysander ein lauschiges Plätzchen für ein Stelldichein. Er gibt vor den Weg verloren zu haben, und immerhin dürften Hermias Füße auch schon wundgelaufen sein. Deshalb drängt er sie zum auserwählten Rasenbett. Hermia riecht den Braten jedoch und bittet ihn, sich weiter wegzulegen.

Lysander (Marc Gelhart) und Hermia (Rieke Grube)

Doch so leicht läßt Lysander nicht locker.

Lysander (Marc Gelhart) und Hermia (Rieke Grube)

Er versucht ihr klarzumachen, dass sie bereits dermaßen verbunden sind, dass jede Liebesspiel ein Selbstläufer werden dürfte.

Lysander (Marc Gelhart) und Hermia (Rieke Grube)

Sie bleibt aber eisern und möchte, dass Lysander die Wünsche eines anständigen Mädchens respektiert.

Lysander (Marc Gelhart) und Hermia (Rieke Grube)

Da sich Lysander sehr schwer zu tun scheint mit ihren Forderungen, zeigt Hermia ihm deutlich, wo er sich niederzulegen hat. Widerwillig befolgt er ihren Wunsch und legt sich ein paar Meter entfernt hin - natürlich ohne weiche Rasenfläche. Trotzig schlummert Lysander ein und wird kurz darauf von dem Elfen Puck mit dem Nektar einer besonderen Blume verwandelt. Der Saft sorgt nämlich dafür, dass derjenige, dessen Augen damit beträufelt werden, sich in das Geschöpf verliebt, das er nach dem Erwachen zuerst erblickt. Eigentlich sollte Puck auf Geheiß des Elfenkönigs Oberon mit Hilfe dieser Blume dafür sorgen, dass Demetrius sich in Helena verguckt, die ihm auf der Suche nach Hermia in den Wald gefolgt war, aber nach wie vor von ihm verstoßen wird. Da Puck nun aber Hermia und Lysander getrennt liegend vorfindet, glaubt er bei diesem Paar etwas nachhelfen zu müssen.

Lysander (Marc Gelhart) und Helena (Stephanie Zeitz)

Wie der Zufall es will, kommen Demetrius und Helena an der Lichtung vorbei und trennen sich dort abermals im Streit. Helena entdeckt Lysander, ohne Hermia zu bemerken und vergewissert sich, dass er nicht tot ist, und so kommt es, dass Lysander, von ihr geweckt, sich in Helena verguckt. Sie jedoch fühlt sich von ihm auf den Arm genommen, schließlich hat sich bisher kein Mann für sie interessiert. Zudem weiß sie dass Lysander mit Hermia zusammen ist, doch Lysander behauptet felsenfest, nun erst bei klarem Verstand zu sein und daher Helena statt Hermia zu lieben. Verzweifelt eilt Helena davon, doch nach einem letzten Blick auf Hermia, der ihn in seiner Abscheu bestärkt, beschließt er, Helena zu erobern.

Oberon (Harald Schmidt), Lysander (Marc Gelhart), Puck (Arnold Preuß), Helena (Stephanie Zeitz) und Demetrius (Jens-Uwe Jensen)

Wie besessen wird Helena von Lysander verfolgt, der auf sie einredet. Sie jedoch versteht nicht, warum er sich nicht mehr für Hermia interessiert. Als er ihr die vermeintlichen Gründe schildern will, steht plötzlich Demetrius wie aus dem Nichts neben den beiden. Er hatte sich zuvor nach einem Streit mit Hermia zur Ruhe gelegt und ist von Oberon wie Lysander mit dem gleichen Zauber belegt worden, welcher nun dafür sorgt, dass auch Demetrius in Helena vernarrt ist.

Lysander (Marc Gelhart), Oberon (Harald Schmidt), Helena (Stephanie Zeitz), Puck (Arnold Preuß) und Demetrius (Jens-Uwe Jensen)

Kein Wunder, dass Lysander irritiert reagiert, als Demetrius in seinem Beisein um Helena wirbt...

Lysander (Marc Gelhart), Puck (Arnold Preuß), Helena (Stephanie Zeitz) und Demetrius (Jens-Uwe Jensen)

...wenn auch nicht ganz so irritiert wie Helena selbst, die sich mittlerweile reichlich vorgeführt vorkommt.

Hermia (Rieke Grube), Lysander (Marc Gelhart), Oberon (Harald Schmidt), Puck (Arnold Preuß), Demetrius (Jens-Uwe Jensen) und Helena (Stephanie Zeitz)

Als wäre die Situation nicht schon verzwickt genug, stößt auch Hermia dazu, die zunächst glücklich ist, dass sie ihren Lysander wiedergefunden hat. Doch auch ihr macht er unmissverständlich klar, dass er nun in Helena verliebt ist.

Lysander (Marc Gelhart), Demetrius (Jens-Uwe Jensen) und Helena (Stephanie Zeitz)

Nachdem sich Helena mit Hermia gestritten hat, weil sie eine Intrige hinter der Verpeiltheit der Männer vermutet, will sie forteilen. Doch beide Kerle sind derart erpicht darauf, sie für sich zu gewinnen, dass sie mit einem Hechtsprung Helena davon abhalten.

Lysander (Marc Gelhart), Hermia (Rieke Grube) und Demetrius (Jens-Uwe Jensen)

Die Eifersucht der Liebhaber nimmt überhand, doch bevor sie sich prügeln können, glaubt Hermia den Streit schlichten zu müssen.

Hermia (Rieke Grube), Lysander (Marc Gelhart), Oberon (Harald Schmidt), Puck (Arnold Preuß) und Demetrius (Jens-Uwe Jensen)

Als Worte nicht zu helfen scheinen, springt Hermia Lysander auf den Buckel...

Hermia (Rieke Grube), Lysander (Marc Gelhart), Oberon (Harald Schmidt) und Demetrius (Jens-Uwe Jensen)

...hindert allerdings nur Lysander an einer Schlägerei, weshalb Demetrius die Gelegenheit nutzt und ihm eine verpasst.

Lysander (Marc Gelhart), Hermia (Rieke Grube), Oberon (Harald Schmidt) und Demetrius (Jens-Uwe Jensen)

Lysander gelingt es jedoch, Hermia abzuwerfen. Als sie sich abermals zwischen die beiden Kampfhähne stellt, fordert er sie auf, sich zum Teufel zu scheren, weil er sie hasst. Und im gleichen Moment beginnt zwischen Lysander und Demetrius eine handfeste Schlägerei.

Oberon (Harald Schmidt), Puck (Arnold Preuß), Hermia (Rieke Grube), Helena (Stephanie Zeitz), Lysander (Marc Gelhart) und Demetrius (Jens-Uwe Jensen)

Da auch die Frauen wieder aufeinander losgehen wollen, versucht Lysander nebenbei noch Hermia von Helena fernzuhalten...

Oberon (Harald Schmidt), Puck (Arnold Preuß), Lysander (Marc Gelhart), Demetrius (Jens-Uwe Jensen), Hermia (Rieke Grube) und Helena (Stephanie Zeitz)

...bis Demetrius ihn mit ein paar Schlägen in den Magen in die Knie sacken läßt...

Oberon (Harald Schmidt), Puck (Arnold Preuß), Lysander (Marc Gelhart) und Demetrius (Jens-Uwe Jensen)

...und die Strapazierfähigkeit seiner Nase austestet.

Lysander (Marc Gelhart) und Puck (Arnold Preuß)

Um dem Gerangel ein Ende zu setzen, mischt sich nun Puck ein und führt Lysander in die Irre...

Lysander (Marc Gelhart) und Puck (Arnold Preuß)

...und wenn Lysander schon glaubt, er verfolge Demetrius, dann muss Puck ihn in diesem Glauben bestärken, indem er ihn auch dementsprechend verprügelt. Schließlich sorgt Puck dafür, dass Lysander sich erschöpft niederlegt und einschläft. So verzaubert Puck auch die anderen drei jungen Leute, bis die richtigen Paare sich in den Armen liegen.

Theseus (Harald Schmidt) und Egeus (Horst Karstens)

Suchbild: Unten links liegen Lysander und Hermia. Sie werden von Egeus entdeckt, ebenso wie Demetrius und Helena, die nicht weit entfernt von ihnen liegen. Wutentbrannt holt Egeus Theseus dazu, um von ihm entsprechende Maßnahmen zu fordern. Theseus weckt die Jugendlichen zunächst.

Hermia (Rieke Grube) und Lysander (Marc Gelhart)

Peinlich berührt und vor allem vollkommen von den Geschehnissen der vergangenen Nacht - oder haben sie es nur geträumt? - versucht Lysander dem Fürsten zu erklären, was sich zugetragen hat.

Hermia (Rieke Grube) und Lysander (Marc Gelhart)

Auch Demetrius versucht den aufgebrachten Egeus zu beschwichtigen und gesteht ihm, dass er nunmehr Helena liebt.

Hermia (Rieke Grube) und Lysander (Marc Gelhart)

Theseus läßt sich von den jungen Liebenden dazu bewegen, Egeus' Zukunftspläne für seine Tochter zu überstimmen. Gemeinsam mit den zwei Pärchen will er mit einer großen Feier die Hochzeit mit Hippolyta begehen.

Hermia (Rieke Grube), Lysander (Marc Gelhart), Helena (Stephanie Zeitz) und Demetrius (Jens-Uwe Jensen)

Sowohl die Erlebnisse der vergangenen Stunden als auch das überraschende Einlenken Theseus' und dessen Einladung lassen die vier jungen Liebenden zweifeln, ob sie wirklich wach sind. Doch schließlich wird es doch als Realität akzeptiert.

Hermia (Rieke Grube), Lysander (Marc Gelhart), Helena (Stephanie Zeitz), Demetrius (Jens-Uwe Jensen), Philostrat (Arnold Preuß), Bedienstete des Theseus (Jana Dierks), Theseus (Harald Schmidt), Hippolyta (Claudia Schröder) und eine weitere Bedienstete Theseus' (Christine Wessolleck)

Schon wenig später erscheinen die Pärchen fein herausgeputzt am Hofe des Fürsten Theseus. Während Philostrat das Programm des Abends vorstellt...

Hermia (Rieke Grube), Lysander (Marc Gelhart), Helena (Stephanie Zeitz) und Demetrius (Jens-Uwe Jensen)

...läßt sich die junge Hochzeitsgesellschaft den Champagner schmecken.

Hermia (Rieke Grube), Lysander (Marc Gelhart), Helena (Stephanie Zeitz) und Demetrius (Jens-Uwe Jensen)

Währenddessen entscheidet sich Theseus, sich die Tragödie von Piramus und Thisbe, dargeboten von einer dilletantischen Handwerkergruppe, anzusehen.

Achtersen (Nicolas C. Ducci) als Piramus, Theseus (Harald Schmidt), Puck (Arnold Preuß), Lysander (Marc Gelhart), Hermia (Rieke Grube), Personal des Theseus (Jana Dierks und Christine Wessolleck) und Hippolyta (Claudia Schröder)

Nachdem die Hochzeitsgesellschaft das Debakel hat über sich ergehen lassen, entläßt Theseus die Gäste in ihre Hochzeitsnacht und garantiert, dass die Feierlichkeiten noch 14 Tage andauern sollen.

Das gesamte Ensemble von 'Een Sömmernachtsdroom'

Als sich die Hochzeitsgesellschaft aufgelöst hat, erscheint Puck noch einmal dem geneigten Publikum und erklärt, dass keiner im Greuel über die Wirrungen der vergangenen Stunden nach Hause verziehen möge - denn es war alles nur ein Traum!


Kritiken

WILHELMSHAVENER ZEITUNG vom 13. Februar 2007

Mit Grootsnuut und Klöterig
im Zauberwald


PREMIERE Das „Theater am Meer" zeigt den „Sommernachtstraum" auf Plattdeutsch

In schöner Eintracht adaptierten Jung und Alt die beliebteste Komödie der Welt. Vor allem das Spiel der Handwerker wurde zum friesisch-herben Vergnügen.

VON MARTIN WEIN

WILHELMSHAVEN - Nach Eisregen am Sonntagmorgen auf Wilhelmshavens Straßen kam der Sommernachtstraum am Abend ins Stadttheater. Besser gesagt: „Een Sömmernachtsdroom" Shakespeares verwunschene Liebes-Komödie erstmals up platt. Ein Traum der Spieler im Theater am Meer wurde damit wahr. In 30 Rollen standen die 13- bis 80-Jährigen um Puck, den „plietschen Poltergeist", wacker auf der Bühne, dass der „Applus" ihnen sicher war.

Die verschlungene Mär von menschlichen und elfischen Wirrungen in Arkadiens Zauberwald in der nicht eben melodischen Sprache von Kuhhirten und Deichschäfern? Manchem Klassik-Liebhaber mag das Frösteln kommen. Schwänke vorn platten Land, auch den „Schimmelreiter" mag man sich so vorstellen. Selbst Gallier Asteri\ „snackt platt", wenn's sich verkauft. Doch Oberon und Hermia, Theseus, Helena und Lysander sind doch nicht Hein Harms und Immo Onnen. Und Arkadien liegt nicht im Neuenburger Urwald.

Nein, aber es gibt die Handwerker um Peter Quitt, die zur Gaudi des Herzogs aufspielen. Bei den Niederdeutschen heißen sie Knuddel und Achtersen, Grootsnuut und Klöterig, trinken Tee aus der Thermoskanne, ziehen die Hosenträger ihrer Latzhosen hoch, knallen die Türen und brüllen „Moin" wie in der „Flens"-Werbung. Ihre Auftritte, allen voran Nicolas C. Ducci als exaltierter Weber Achtersen, der zum Esel wird, wirken ziemlich authentisch und sorgen für stimmungsvolle Kurzweil. Nimmt schließlich damit nicht selbst Shakespeare bereits sein eigenes Metier auf den Arm?

Regisseur Armin Tacke hatte das Geschehen in einen freien Raum mit allerhand Sitzmöbelfragmenten verlegt, der zur Kissenschlacht einlud.

Für den Rest der Adaption ließ Autor Arnold Preuß sich wohl von Martin Luther inspirieren, der ja auch die Bibel erst in derbem Deutsch zum Allgemeingut machte. So „bölkte" der Löwe und die Nachwuchselfen im Zauberwald sangen. Preuß selbst setzte langes Silberhaar auf und träufelte als Kobold Puck dem Personal des Stücks allerhand Wunderliches aus der Botanik in die Augen. Von hohen Schaukeln betrachtete er mit Elfen-König Oberon (Harald Schmidt) entrückt die Wirkung dieses interessanten Experiments.

Regisseur Armin Tacke hatte das Geschehen in einen freien Raum mit allerhand Sitzmöbelfragmenten verlegt, der zur Kissenschlacht einlud. Im grünen Licht des nächtlichen Traumwaldes kam dort wirklich etwas von der unwirklichen Atmosphäre rüber, die den „Sommernachtstraum" zum Inbegriff der Romantik machte.

Mitwirkende der winternächtlichen Kobolderei sind: Claudia Schröder, Fenja, Strowik, Sandra Krüger, Yannick Marschner, Julia Hinrichs, Fehmke Seibert, Sontka Zomerland, Harald Schmidt, Arnold Preuß, Jana Dierks, Christine Wessolleck, Horst Karstens, Rieke Grube, Marc Gelhart, Jens-Uwe Jensen, Stephanie Zeitz, Klaus Aden, Tobias Bode, Nicolas C. Ducci, Christian Strowik, Rolf-Peter Lauxtermann und Alexander Hergert.


JEVERSCHES WOCHENBLATT vom 13. Februar 2007

Die Sprache Shakespeares
geht verloren


Erstaufführung: Niederdeutsche Komödie „Een Sömmernachtsdroom" im Stadttheater

VON ERNST RICHTER

WILHELMSHAVEN - Das Interesse der Zuschauer der Niederdeutschen Bühne Wilhelmshaven „Theater am Meer" konnte wider Erwarten nicht die Plätze des Stadttheaters restlos füllen, obwohl mit der Komödie „Een Sömmernachtsdroom" nach William Shakespeare eine ganz besondere Erstaufführungs-Premiere auf dem Programm stand. Denn zu dieser Inszenierung und Bühnenbild von Armin Tacke`gaben acht junge Nachwuchskräfte aus der Niederdeutschen Theaterschule ihren Einstand. Die Musik dazu lieferte Nicolas C. Ducci.

Pessimisten unkten, das Theater sei halb leer, Optimisten sagten, dasTheater ist halb voll. Die Shakespeare-Komödie „Ein Sommernachtstraum" (Uraufführung 1592) wurde zunächst aus dem Englischen ins Deutsche übersetzt (Erstaufführung 1843) und jetzt von Arnold Preuß in die niederdeutsche Fassung übertragen: 22 Mitwirkende bewältigen 30 Rollen.

Marion Zomerland trat zunächst vor den Bühnenvorhang, um auf die Theaterschule der Niederdeutschen Bühne hinzuweisen, die mit dieser Aufführung ihre erste Bewährungsprobe auf der großen Bühne zu bestehen habe und sich über viel Applaus sehr freuen würde, der dann auch mit viel Szenen- und Schlussbeifall gegeben wurde.

Doch ein Handicap heftet sich dieser Inszenierung nach klassischer Vorlage an: Die Sprache Shakespeares, zunächst deutsch übersetzt und jetzt plattdeutsch übertragen, geht verloren, zumal viele Textpassagen vom Publikum nicht zu verstehen sind. Das kann auch von den erfahrenen und routinierten Stammspielern der Niederdeutschen nur teilweise aufgefangen werden, obwohl sich alle 22 Akteure engagiert mühen, diesem plattdeutschen Sommernachtstraum komödiantische Gestalt zu verleihen. Das gelingt trefflich nur der Handwerkergruppe, die zur Hochzeit des Fürsten vor dem Hofstaat die Tragödie von „Pyramus und Thisbe" aufführt. Daraus entwickelt sich ein zauberhaftes Bild, das die langen und schwer durchschaubaren Konversationen, Verdächtigungen und Verwechslungen vergessen lassen.

Shakespeare liebte die handfeste Dramatik und die mit Humor gewürzte Dialektik im Rhythmus der Sprache. Das kann plattdeutsch nicht realisiert und dem Publikum nahe gebracht werden. So muss leider gesagt werden, dass die sicher große und sehr engagierte Vorbereitung nicht den erhofften Erfolg einspielen kann. Vielleicht ließe sich der Text kürzen, um die Pointen erkennbarer herauszustellen. Die Niederdeutsche Bühne „Theater am Meer" hat viele Erfolge mit heiteren und ernsten Stücken erzielt. Sie sollte sich nicht auf winterliches Glatteis wagen und die alte Handwerkerregel beherzigen: Schuster, bleib bei deinem Leisten!

Aus der Theaterschule wirken mit Rieke Grube, Sontka Zomerland, Stephanie Zeitz, Julia Hinrichs, Yannick Marschner, Fenja Strowik, Fehmke Seibert und Sandra Krüger. Aus dem eingespielten Bühnenensemble sind dabei Claudia Schröder, Harald Schmidt, Arnold Preuß, Jana Dirks, Christine Wessolleck, Horst Karstens, Marc Gelhart, Jens-Uwe Jensen, Klaus Aden, Tobias Bode, Nicols C. Ducci, Christian Strowik, Rolf-Peter Lauxtermann und Alexander Hergert.

Die weiteren Aufführungen sind am 15., 24. und 25. Februar, Beginn jeweils um 20 Uhr, am 11. und am 18. März jeweils um 15.30 und 20 Uhr sowie am 25. März um 17 Uhr in der Agnes-Miegel-Schule.


Termine

Sonntag, 11.02.2007, 20.00 Uhr im Stadttheater
Donnerstag, 15.02.2007, 20.00 Uhr im Stadttheater
Samstag, 24.02.2007, 20.00 Uhr im Stadttheater
Sonntag, 25.02.2007, 20.00 Uhr im Stadttheater
Sonntag, 11.03.2007, 15.30 Uhr im Stadttheater
Sonntag, 11.03.2007, 20.00 Uhr im Stadttheater
Sonntag, 18.03.2007, 15.30 Uhr im Stadttheater
Sonntag, 18.03.2007, 20.00 Uhr im Stadttheater
Sonntag, 25.03.2007, 17.00 Uhr in der Agnes-Miegel-Schule


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