Mord auf hoher See

Produktion der Wilhelmshaven Projekt GmbH

Regie: Frank Fuhrmann
Premiere: ??.06.00 auf der MS Jade-Perle


Kritiken

WILHELMSHAVENER ZEITUNG vom 19. Juni 2000

Mordstheater um Kraut

Von Christina Otten

„Kraut du Schwein, der Jadebusen wird dein Grab sein!", steht in blutroten Buchstaben im Maschinenraum. Daneben liegt ein Toter - erstochen. Unruhe breitet sich unter den Gästen der Jubiläumsfeier von „Kraut Enterprises" aus. Sollte es doch eine fröhliche Schiffsfahrt auf der MS „Jade Perle" mit Schnittchen und Sektumtrunk werden.

Auch das Premieren-Publikum des Theaterstücks „Mord auf hoher See" lässt sich von der Aufregung anstecken, steht von den Plätzen auf, folgt den Schauspielern aufs Oberdeck, aufs Unterdeck und zurück ins Bordcafé. „Man weiß gar nicht, wo man als nächstes gucken soll", erklärt Zuschauerin Rosi Ockl. „Überall passiert etwas."

Kellner Thomas lästert zum Beispiel über Gastgeber Dieter Kraut, ein Reisebusunternehmer mit Millionenumsätzen, der bei seinen Geschäften mit Busenfreund Minister Manfred Müller nicht nur legale Wege beschreitet. Auf der „Jade Perle" kocht die Gerüchteküche: Geld soll veruntreut, Mitarbeiter zu Unrecht entlassen worden sein, sogar von Drogenschmuggel ist die Rede. Das Geflecht um Dieter Kraut wird immer undurchsichtiger.

Plötzlich ist auch die Polizei an Bord, um den rätselhaften Mord im Maschinenraum zu untersuchen. Jeder verdächtigt jeden und die Zuschauer müssen das Geschehen genau verfolgen, wollen sie dem Täter auf die Spur kommen.

Dabei kann es auch passieren, dass sie selbst unter Verdacht geraten und vom ehrgeizigen Kommissar Schimmer ("ohne blassen") und Kollegen in Handschellen abgeführt werden. Dirk Raschke: „Ich wurde verhaftet und war plötzlich gezwungen, mitzuspielen. Ich hatte mir das gar nicht zugetraut, aber es ging wirklich gut."

Die Situation an Bord spitzt sich im Laufe des Kriminalstücks immer weiter zu. Gefeuerte Mitarbeiter, ein uneheliches Kind sowie die heimliche Geliebte von Dieter Kraut tauchen auf. Der Familiensegen hängt zusehends schiefer. Eine Katastrophe endet in der nächsten, bevor am Ende der Mörder gefasst wird.

Die gelungene Darbietung von Regisseur Frank Fuhrmann und den 28 Schauspielern wurde vom Publikum mit viel Applaus bedacht. Die rund 200 Zuschauer zeigten sich begeistert von der außergewöhnlichen Lizenzierung an Bord der ausverkauften „Jade Perle".

In „Mord auf hoher See" sind sie keine passiven Beobachter, sondern jederzeit in das Spielgeschehen eingebunden. Kaum jemand hielt es während der vierstündigen Rundfahrt auf der Jade an den Tischen, selbst der Bordsnack wurde zur Nebensache. „Das war mal etwas ganz anderes. Die Szenen wirkten sehr realistisch", sagt Ursula Meeuw. „Ein besonderes Erlebnis."

• Die nächsten Aufführungen von „Mord auf hoher See" sind für den 15., 16., 22., und 23. September geplant. Kartenreservierungen werden von der Wilhelmshaven-Information (Telefon 913000) entgegen genommen. Die „Jade Perle" legt jeweils um 19.15 Uhr am Helgolandkai (Ostufer) ab und kehrt gegen 23.30 Uhr zurück.


zurück