Ich will ein Kind von dir

Komödie von Kay Kruppa und Frank Pinkus
Regie: Marc Gelhart
Premiere: 11.02.2022

Emma,
Krankenschwester - Sarah Kluge/Isabell Christin Behrendt
Nicky,
ihre beste Freundin, Dachdeckerin - Christina Stephan/Miriam Distelkamp
Julius,
Nickys Freund, Konditor - Christian Hamann
Patrick,
Fitnesstrainer - David Gundlach
Sascha,
Nachbar, Travestiekünstler - Markus Weise
Björn,
Anästhesist - Kai Hochhäusler/Christopher Neris/Marc Gelhart


Kritiken

RADIO BREMEN 1 vom 12. Februar 2022

Hier könnt ihr den Beitrag über die Premiere als MP3 anhören oder downloaden


KREISZEITUNG vom 14. Februar 2022

Ein schrilles Männer-Casting

Boulevardtheater Bremen: „Ich will ein Kind von Dir“ feiert Premiere

VON MARTIN KOWALEWSKI

Bremen - Einfach riesig: Sascha (Markus Weise) kommt von seinem Auftritt in einer Travestie-Show mit extrahohen High Heels, riesiger Perücke und seinem Tina-Turner-Kostüm. Er überragt alle anderen. Aber kommt er als Schwuler als Samenspender für Emma (Sarah Kluge) infrage? Die Premiere der Komödie „Ich will ein Kind von Dir“ im Boulevardtheater Bremen ist ein Angriff auf die Lachmuskeln der Zuschauer.

Die Ausgangslage: Die eher biedere Emma ist 35, will dringend ein Kind. Deshalb trennte sich ihr Ex Stefan von ihr. WG-Mitbewohnerin Nicky (Christina Stephan), von Natur aus munter, vor Energie sprudelnd direkt und gerne übergriffig, regt ein Casting an – ein Mann für eine Nacht. Als Samenspender eben. Schnell sind vier potenzielle Kandidaten gefunden. Aber die Idee passt so gar nicht zu Emma. Durch die Eigenarten von Nicky und dem Verhalten weiterer kommt der Männer-Test gegen den Willen Emmas in Gang, unaufhaltsam, auch nicht als Emma sich wieder für eine Beziehung öffnet.

Auch der schwule Nachbar Sascha ist ein Kandidat. Er setzt sich von Natur aus offensiv in Szene. Auch wenn der Innenarchitekt mit seinem üppigen Kostüm eine stolze Erscheinung ist, so ist seine Laune zunächst gedrückt. Das Travestie-Show-Publikum war wohl ziemlich reserviert: „Keine Stimmung, kein Gejohle, kein Klaps auf den Po“, sagt Sascha. Die Herzen der Zuschauer im Boulevard-Theater schlagen aber für ihn. Weise ist in der Rolle einfach grandios. Er singt den Tina-Turner-Hit „The Best“ an. Dafür wird schon geklatscht.

Bald singen er, Emma und Nicky „I will survive“ von Gloria Gaynor. Das Publikum klatscht mit. Wichtig: Sascha hat auch Erfahrungen mit Frauen. „Man muss doch wissen, worauf man verzichtet“, sagt er zu Nickys Freund Julius (Christian Hamann). „Das hat mir aber nicht so viel gegeben. Nicht so viel wie das.“ Wie nicht zum ersten Mal greift er nach dem Bauch von Julius und kitzelt ihn kräftig. Auch Julius deutet an, aufgrund eines Kinderwunsches doch vielleicht zu passen, zum Missfallen von Nicky. Und Nickys besondere Art, zu der auch gehört, einfach den Mund nicht halten zu können, erweckt schon seine Eifersucht. Immerhin hat Julius auch seine Schwächen. Als gerne naschender Konditor hat er ein Bäuchlein und eine ärztlich attestierte Bewegungsallergie. Eine Frau im Publikum sagt schmunzelnd: „Die hab‘ ich auch.“

Am Ende steht der größte Teil der etwa 140 Zuschauer und applaudiert. Befragte sind begeistert und loben das Stück. So auch Manuela Schmidt (54) aus Stuhr. Sie sagt: „Es war so herrlich frei, wie die Schauspieler das gemacht haben. Man merkte, dass sie Spaß dabei hatten.“ Die Autoren Kay Kruppa und Frank Pinkus haben witzige und wirklich ausgefeilte Charaktere geschaffen, Regisseur Marc Gelhart hat sie wunderbar zum Leben erweckt.

Weiter geht es: Der Fitnesstrainer Patrick (David Gundlach) beeindruckt körperlich, redet aber wie ein Knabe. Er ist einfach nicht der Hellste, worunter er auch sehr leidet, wie sich im Laufe des Stückes zeigt. Julius stellt ihn allein mit seinem Namen vor eine Herausforderung. Er fragt: „Ich hab‘ immer Schwierigkeiten mit so langen Namen. Darf ich Dich Juli nennen?“ Ja, diese drei Silben sind schon eine Herausforderung, zumal Patrick sogleich zeigt, wie man „Julius“ auch fälschlich in die Zweisilbigkeit nötigen kann. Aber er widmet sich täglich drei Stunden dem Bankdrücken. Er fühlt sich geehrt, potenzieller Samenspender zu sein. Als er sich in Muskelpose zeigt, die Arme nach oben gewinkelt, gibt es einen Applaus.

Bei Emmas Arbeitskollegen, dem Anästhesisten Björn (Kai Hochhäusler), spiegelt sich der Beruf im Wesen. Er spricht mit dünner Stimme, ist schüchtern und entschuldigt sich am laufenden Band, eine gedämpfte Erscheinung. Mit Nicky begegnet er dem prallen Gegenteil. Dieser geht der Bademantel auf, sie ist im Bikini zu sehen. Natürlich ein Versehen, wie sie sagt und zugleich ihr entblößtes Bein auf den Tisch stellt. Julius kommt mit schmerzendem Gesicht. Er hat Nickys Anti-Aging-Algenmaske aufgetragen und erwischt sie in der Pose. Bald fühlt er Björn auf den Zahn, fragt nach Abi-Schnitt und Erbkrankheiten. Als Emma dazukommt, wartet auf sie eine peinliche Situation. Doch Emma ist ihm nicht egal.

Dann passiert es ungewollt: Alle Charaktere kommen in der WG zusammen. Die Folge ist reines Chaos. Beim Happy End singen dann Björn und Patrick zusammen mit Sascha den Gaynor-Hit „I am what I am“.

Weitere Termine

Das Stück „Ich will ein Kind von Dir“ steht im Boulevardtheater Bremen im Tabakquartier zumindest bis Mitte März jeweils freitags und sonnabends um 20 Uhr und sonntags um 15 Uhr auf dem Spielplan. Eintritt: ab 32 Euro. Tickets und Infos unter https://boulevardtheater-bremen.de.


WESER-KURIER vom 13. Februar 2022

Der Mann für eine Nacht

Im neuen Stück am Boulevardtheater Bremen testen zwei Freundinnen ihr Umfeld auf Vaterqualitäten

VON ALEXANDRA KNIEF

Bremen. Nicky (Christina Stephan) und Emma (Sarah Kluge) sind beste Freundinnen und gleichzeitig Mitbewohnerinnen. Regelmäßiger Gast in ihrer Wohngemeinschaft: Nickys Freund Julius, Konditor. Er sorgt dafür, dass immer genügend Kuchen im Haus ist. Emma allerdings wurde vor Kurzem von ihrem Freund Stefan verlassen. Von Beziehungen hat die 35-Jährige jetzt erst mal die Nase voll. Aber: Sie würde doch so gerne Mutter werden. Was also tun?

Zwei Freundinnen und ein unerfüllter Kinderwunsch, das ist die Ausgangslage in dem Stück „Ich will ein Kind von dir!“, das am Freitag im Boulevardtheater Bremen im Tabakquartier Premiere feierte. Im schlichten, pastelligen Bühnenbild (Lisa Kück), das die Wohngemeinschaft der beiden Frauen zeigt, nimmt das Geschehen seinen Lauf. Die lebensfrohe Nicky hat nämlich schnell die Lösung für Emmas Dilemma: Sie suchen den perfekten Mann für eine Nacht - ohne Beziehung, ohne Verpflichtungen. Quasi für eine Samenspende ohne Samenbank.

Obwohl Emma von der Idee nicht gerade überzeugt ist, spielt sie Nickys Spiel erst einmal mit, und die Freundinnen fertigen eine Liste mit Kandidaten an, die infrage kommen. Im Rennen sind: Fitnesstrainer Patrick (David Gundlach), hübsch, muskulös, aber nicht unbedingt der Hellste. Dann wäre da noch Björn (Kai Hochhäusler), Anästhesist und Emmas Kollege im Krankenhaus. Nett, durchschnittlich bis gut aussehend und überaus höflich. Auch Sascha (Markus Weise), der schwule Travestiekünstler und Innenarchitekt, der über der WG wohnt, wird in den Topf geworfen. Dass er nicht auf Frauen steht? Egal. Und selbst Nickys Freund Julius (Christian Hamann) bietet seine Hilfe an, schließlich wäre auch er gerne Vater, während Nicky wenig Lust auf Nachwuchs hat. Und während Emma das Ganze noch für einen Spaß hält, lädt Nicky schon die ersten Männer für einen Kandidaten-Check nach Hause ein. Da ist das Chaos natürlich vorprogrammiert.

Wie der Titel bereits verrät, hat diese Komödie von Kay Kruppa und Frank Pinkus (Inszenierung: Marc Gelhart) alles, was ein typisches Boulevardstück ausmacht. Es geht um Männer und Frauen, es geht um Sex und es gibt sogar ein paar nackte Hintern zu sehen. Es wird mit Klischees gespielt, und es werden Witze über Fettpölsterchen und knackige Hintern gemacht. Das hat schon vor zwanzig Jahren auf der Bühne funktioniert und das funktioniert - leider - auch heute noch ganz wunderbar.

Doch auch, wenn das Stück zum schlüpfrig-frivolen Schenkelklopfer-Humor tendiert, ist es in vielen Momenten durchaus unterhaltsam. Markus Weise überzeugt als Travestiekünstler Sascha, der sich andauernd aus seiner Wohnung aussperrt und es genießt, mit seinen Nachbarinnen kleine Karaoke-Sessions einzulegen. David Gundlach geht voll in seiner Rolle als Fitnesstrainer Patrick auf, der traurig darüber ist, dass er keine Silbentrennung beherrscht. An anderen Stellen will das Ensemble aber einfach zu viel und kann schauspielerisch nicht überzeugen.

Das Premierenpublikum hatte am Freitag dennoch einen guten Abend und belohnte die Darsteller am Ende sogar mit stehenden Ovationen und minutenlangem Applaus. „Wir kommen wieder", brüllte eine Zuschauerin noch auf die Bühne, nachdem Darsteller Christian Hamann ein paar Worte des Dankes an die Gäste gerichtet hatte. Fans seichter Boulevard-Komödien, die den Alltag einfach mal für zwei Stunden vergessen wollen, kommen bei „Ich will ein Kind von dir!" definitiv auf ihre Kosten. Alle anderen sollten sich lieber für ein anderes Stück entscheiden.

Weitere Termine: 13., 20. und 27. Februar jeweils um 15 Uhr; 18./19., 25./26. Februar jeweils um 20 Uhr. Alle Termine sowie weitere Infos unter www.boulevardtheater-bremen.de.


WESER-KURIER vom 12. September 2022

Schaulaufen möglicher Väter

Die schwungvolle Komödie „Ich will ein Kind von dir!“ feiert nun auch im Weyher Theater Premiere

VON ANKE BAYER-THIEMIG

Weyhe-Kirchweyhe. Langer Applaus, ein Angriff auf die Lachmuskeln und ein bisschen nackte Haut: Mit „Ich will ein Kind von dir“ von Kay Kruppa und dem verstorbenen Frank Pinkus brachte das Weyher Theater eine schwungvolle Komödie nach Kirchweyhe und bot dem Publikum großes Vergnügen. Der Zweiakter hat eigentlich alles, was eine gute Unterhaltung benötigt: eine Single-Frau mit Babywunsch, einen Samenspender und ein gutes Ende.

Was für ein Dilemma: Emma (Sarah Kluge) will ein Kind, Freund Stefan nicht. Er geht, der Wunsch bleibt. Doch eine neue Beziehung kommt nicht infrage. Freundin und Mitbewohnerin Nicky (Christina Stephan) machen sich auf Männersuche. Wer soll der Samenspender sein? „Reagenzglas kommt mir nicht richtig vor“, findet Emma. Und Nickys Freund, der schon frühzeitig eingeweiht ist, spricht eher von „Natursprung“.

Infrage kommen zum einen Fitnesstrainer Patrick (David Gundlach): Durchtrainiert, mit knackigem Hinterteil (Nicky), aber nicht die hellste Kerze auf der Torte, der mit seinem Körper voll im Reinen ist und 365 Tage im Jahr auf Zucker verzichtet. Christopher Neris in der Figur als Björn, Anästhesist und Emmas Kollege im Krankenhaus könnte ebenfalls passen: mit einem Abi-Durchschnitt von 1,4, gut aussehend, gepflegt, überaus höflich, gutmütig und übrigens der große Gewinner des Abends.

Eine weitere Alternative ist Nachbar Sascha (Markus Weise), allerdings ist er schwul, Travestiekünstler mit High Heels, riesiger Perücke und einem Tina-Turner-Kostüm, in dem er gerade von einem Auftritt kommt. „Er kleidet sich mit Geschmack“, findet Emma. Natürlich hatte er auch schon mal etwas mit Frauen: „Man muss doch wissen, auf was man verzichtet.“ Aber: „Mühe geben würde ich mir schon.“ Zudem ist er Innenarchitekt. Er hat eine enge Verbindung zu Emma und Nicky, weil er ständig seinen Schlüssel vergisst und auch mit den beiden gerne mal singt. Er hat beim Publikum schnell an Zuspruch gewonnen.

Und sogar Nickys Freund Julius (Christian Hamann) bietet seine Hilfe an, schließlich wäre auch er gerne Vater, während Nicky wenig Lust auf Nachwuchs hat. Der hat übrigens als naschender Bäcker und Konditor mit Bäuchlein „eine medizinisch attestierte Bewegungsallergie“ und macht außerhalb von Frankreich die besten Croissants. Trotz allem ist auch bei Nicky und Julius bereits ein kleiner Bäcker unterwegs, was sich zum Ende hin herausstellt.

Kandidat für Kandidat steht vor der Tür der Wohngemeinschaft, die übrigens mit hellen Farben sehr gemütlich und stylisch ist. Alle hätten Lust auf eine Nacht mit Emma, es wird sogar von einer Rangfolge der möglichen „Zuchtpferde“ gesprochen.

Die Besetzung der Inszenierung unter Marc Gelhart ist gelungen, ein sehr gut aufeinander eingespieltes Team, vieldeutige Wortspielereien und manch tiefschürfende Erkenntnis über das Verhältnis von Frau und Mann im Allgemeinen bahnen sich zum hörbaren Vergnügen der Anwesenden ihren Weg. Dass die Samenspender auch einmal aufeinandertreffen, ist vorprogrammiert und sorgt ordentlich für Stimmung auf der Spielfläche.

Fazit: Das Stück, das bereits auf der Bremer Boulevardbühne im Tabakquartier gefeiert wurde, hat in Kirchweyhe ebenfalls ordentlich eingeschlagen. Es war ein kurzweiliger, unterhaltsamer Abend. Die sichtbare Spielfreude der Protagonisten machen das Stück zu einem unvergessenen Erlebnis. Der Applaus nach kaum bemerkten zwei Stunden bezeugt, was gute Darsteller und eine professionelle Regie ausmachen.


Termine mit Marc

01. Mittwoch, 17.01.2024, 20.00 Uhr, Weyher Theater
02. Donnerstag, 18.01.2024, 20.00 Uhr, Weyher Theater
03. Freitag, 19.01.2024, 20.00 Uhr, Weyher Theater
04. Samstag, 20.01.2024, 20.00 Uhr, Weyher Theater
05. Sonntag, 21.01.2024, 15.00 Uhr, Weyher Theater
06. Freitag, 26.01.2024, 20.00 Uhr, Weyher Theater
07. Samstag, 27.01.2024, 20.00 Uhr, Weyher Theater
08. Sonntag, 28.01.2024, 15.00 Uhr, Weyher Theater

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