Einmal Grand Canyon und zurück Kritiken KREISZEITUNG vom 10. Oktober 2022 Herrlich komisch! VON MARTIN KOWALEWSKI Leider fehlen dem Gasthaus im Nordsee-Ort Padingbüttel die Gäste. Immerhin kommt Dorfpolizist Justus (Markus Weise) mal in die Kneipe. Er erlebt gewissermaßen einen Lokal-Krimi: Ein Kaninchenmörder geht um. Das nimmt den Ermittler mit. Justus wirkt er weich und braucht erstmal einen Klaren, wenn wieder neue Opfer zu beklagen sind. Die Zahl der mümmelnden Opfer ist hoch und steigt. Weise füllt diese Rolle wunderbar aus. Wenig los ist in Sachen Beziehungen. Bäckerin Corinna Becker (Isabell Christin Behrendt) hat Bernie lieb. Doch der hat ihr in der ersten Klasse einen Korb gegeben. Eine Frau aus Padingbüttel will er nicht. Justus dagegen träumt von Corinna. Diese wirkt, gelinde gesagt, brav und bieder. Doch es kommen Impulse von außen. Endlich will man wieder ein Gast ein Zimmer. Bernie fällt Karl Steinmüller (Marc Gelhart) aus Paderborn dafür um den Hals. Doch dann kommt raus, was Karl im Zimmer vorhat: Er will sich umbringen. Der Grund: Sein Job ist weg, und der Junior-Chef hat nicht nur Karl verdrängt, sondern ihm auch gleich noch die Frau ausgespannt. Keine Sorge, das Stück ist eine Komödie, und Karl wird zunächst Praktikant bei Bernie. Zudem zeigt er bereitwillig und voller Überzeugung, wie eine gekonnte Liebeswerbung seiner Meinung nach aussehen sollte. Das, was bei Justus ankommt, ist aber eher schrill. Er verhält sich reichlich starr und unbeholfen. Sein Verhalten erzeugt nur Lacher bei der Angebeteten. Dann imitiert sie auch noch humorvoll seine tiefe Stimme. Karl wiederum hält auch Belehrungen für Corinna parat. Die führen zu einem Missverständnis und bleiben erfolglos. Herrlich amüsant, diese „Baggerschule“. Sehr Durchsetzungsstark ist dagegen Bernies Internet-Bekanntschaft Susanne Marks, die aus Trier anreist. Inga Jamry stellt diese durchsetzungsstark dar, eine Frau, die Männern Führung geben will, gerne mal zur Peitsche greift und weitere spezielle Wünsche hat. Zudem ist sie sehr gut im Strip-Poker, im Gegensatz zu Justus. Jamry sprudelt in dieser Rolle voll zupackender Energie. Allein das Aufeinandertreffen solcher Charaktere – und diese allesamt nuanciert und stimmig in Szene gesetzt – sorgt für witzige und umwälzende Entwicklungen. Die Einübung eines Cheerleader-Programms der Herren für den Verein von Corinna ist da ein witziger kleiner Strang. Am Ende des Stücks ist vieles anders, die Charaktere, und ganz besonders Corinna, haben sich verändert – und auch die Welt der Beziehungen. Unerwartetes kommt über Karl heraus. Die 170 Zuschauer bei der Premiere sind begeistert. „Einmal Grand Canyon und zurück“ ist unter anderem am 14. und 15. Oktober um 20 Uhr zu sehen, am 16, Oktober um 15 Uhr. Tickets ab 33 Euro. Kontakt: „www.boulevardtheater-bremen.de“. WESER-REPORT vom 09. Oktober 2022 Von Padingbüttel zum Grand Canyon Termine |